Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

feit beschreiben; 
lassen wir all das! 
Ist es dir ernst, 
über die Kirchen 
Roms Gediegenes 
zu erfahren, so kaufe 
dir beim Preßver- 
ein Linz das schön 
illustrierte Buch 
„Siebenhügelstadt" 
von Pesendorfer- 
Bichler (3 K). 
Eines möchte ich 
dich dabei ersuchen: 
stelle dir bei jeder 
Kirchentüre wenig 
stens einen Bettler 
vor und bedenke, 
daß die Zahl der 
öffentlichen Kirchen 
tausenden von Glasscherben, die fest in Kalk 
gebettet, ihre Schneide und Spitzen gegen den 
Einbrecher erheben, und die lockenden Feigen 
und Trauben können keinem Evaskinde gefähr 
lich werden. — Vorbei geht's am Judensriedhof 
und die guten Pferde müssen über die staubigste 
Straße bergauf fast eine halbe Stunde 
lang. Eine Straße kommt, die nicht gerade 
von Reinlichkeit Zeugin ist, sondern sogar 
dem zu Wagen Fahrenden einen bescheidenen 
Wunsch nach Nasenverschließmuskeln tun 
läßt. 
„Santa Sabina!“ Wir trachten 
eilenden Fußes zum Heiligtum, die Zeit 
ist kostbar. Leser! 
wie gerne würd' ich 
ahnen durste. Möge die Wissenschaft sich 
nur bemühen, dem hl. Dominikus das Wirken 
durch die Macht des Rosenkranzes abzu 
streiten und so selbst den Grund der Wahr 
heit legen, daß sie dies zu beweisen endlich 
doch nicht imstande sei. Mit diesem Wunsche 
verließ ich das Weihwasserbecken und die 
Schwelle des Heiligtums. Wir sahen auch 
das Zimmer, in dem der hl. Dominikus 
einige Nächte gebetet hat, und versuchten 
auch — zu beten; was ist denn unser Gebet 
anderes als ein Versuch, wenn wir die 
Gebetserhörungen der Heiligen betrachten? 
Weiter ging's nach 8. Alexius, dem 
Fassade von St. Paul vor den Mauern. 
überschreitet. In einer Seitenkapelle vom 
Hauptschiffe getrennt durch eine große Anzahl 
mächtiger Marmorsäulen steht das schönste der 
Bilder, das ich je gesehen, die Madonna von 
Sassoferrato, welche dem heiligen 
Dominikus den Rosenkranz darreicht und 
der hl. Klara das Jesukind zuneigt. Das 
Bild ist so zart und so einheitlich wirkend, 
so günstig belichtet, daß mir jenes Wort, 
mit dem Aristoteles ein Kunstwerk bezeich 
net, „Hentikaiholon“ lebhaft in Erinnerung 
kam, während all dem zuvor das Gemüt 
in zartester Rührung den Himmelsfrieden 
lieben Heiligen, der im Hause des Vaters 
ungekannt, verachtet, als Bettler unter 
der Stiege wohnte. Die Stiege ist über 
einem Votivaltar noch erhalten. Hier sahen 
wir auch eines der Gnadenbilder des heiligen 
Lukas; da es mehrere gibt, so wurde die 
Urheberschaft des Bildes von einem Wall 
fahrer bezweifelt mit der Frage: „Wie viele 
Bilder denn noch vom hl. Lukas?", und 
der Führer sagte prompt: „Darf denn ein 
Maler nur ein Bild malen?" 
Weiter ging's zur Malteser-Abtei. 
Durch die Gartentüre, zu deren beiden 
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