Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1908 (1908)

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Das Glück der Arbeit. 
Originalerzählung von Theresia R a k. 
Fridolin Kronauer hatte von seinen 
Eltern einen stattlichen Bauernhof 
geerbt, Grundstücke, die das Haus 
wie ein Paradiesgärtlein umgaben und eine 
große eiserne Kasse, die genau bis zur Halste 
mit Geld angefüllt war. 
Und weil Fridolin damit nicht zu- 
(Nachdruck verboten.) 
Entdeckung, an die Fridolin Kronauer und 
seine Gattin nach kurzer Zeit glauben mußten 
und die die uralte Wahrheit bestätigte, daß 
sich auch der schönste Bauernhof mit seinem 
ganzen Reichtum an Wiesen, Feldern und 
ergiebigen Holzbeständen vollständig ver 
wirtschaften läßt. ^tzt gingen die 
zwei Abgehausten zum 
Better Martin hin 
über, der drei Stunden 
weit in dem schönen 
Städtchen Tummelts- 
hausen eine Villa und 
zwei Zinshäuser besaß. 
Vetter Martin ge 
hörte entschieden zu 
einer anderen Sorte 
von Menschen als die 
zwei, die jetzt vor ihm 
Bilder aus Vberösterreich: Braunau. standen, denn als sich 
seine Geldkasse nicht 
frieden war, sondern seine Kasse ganz an 
füllen wollte, so nahm er die Furtmoser 
Regine zur Frau. Diese kam mit einer so 
reichen Mitgift daher, daß der Deckel der 
Kasse nun gar nicht mehr zuklappen wollte. 
„Dem müssen wir ab- 
helfen," sagten die jungen 
Eheleute und begannen 
mit allem Eifer von ihrem 
Reichtume wegzuklauben; 
erst das Bargeld, dann 
die Pfandscheine und 
sonstigen Wertpapiere, bis 
sie ganz unverhofft die 
Entdeckung machten, daß 
der Boden der Kasse mit 
altem Zeitungspapier aus 
gelegt sei. 
DieseEntdeckung wäre 
nun an und für sich eine 
ganz unbetrübliche, gleich 
mehr zuschließen ließ, hatte er sich flugs 
eine zweite gekauft und statt des Heraus 
klaubens übte er das Hineinlegen fleißig. 
„Lieber Vetter Martin," sagte Fridolin 
und Regina echote mit, „gib uns doch Geld 
Bilder aus Oberösterreich: Gunskirchen. 
gültige Sache gewesen, aber daß sie mit dem 
Leersein der Kasse Hand in Hand ging, 
war nicht gleichgültig und unbetrüblich schon 
gar nicht. 
Und noch betrüblicher war die zweite 
zu mäßigen Zinsen, damit wir uns wieder 
einen Bauernhof kaufen können, wir haben 
für uns und unsere Kinder kein Obdach mehr." 
Vetter Martin Iah mit einem pfiffigen 
Augenblinzeln seine Blutsfreunde an und
	        
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