Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

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lernt man erst erfüllen, wenn man in den kleinen 
genau gewesen ist. 
Nimm dir Zeit, nicht nur den Tag mit 
Gebet zu beginnen, sondern am Schluß des 
selben danke Gott für seine Gnade, und über 
gib dich für die Nacht seinem Vaterschutze. 
Und über alles nimm dir Zeit, in Wor^ 
und Tat und in jedem Fall ein Christ zu sein. 
Vergeude nicht deine besten Jahre im Dienste 
der Welt, des Fleisches und des Satans. Ge 
denke deines Schöpfers in den Tagen deiner 
Jugend! 
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Albanesische Sprichwörter. Wer die al- 
baneflsche Sprache vollkommen beherrscht - sagt 
Dr. Giro Truhelka vom Sarajevoer Landes 
museum — aber den Spruchschatz nicht kennt, 
wird sich mit dem Albanesen nur mühsam ver 
ständigen können. Hier einige Beispiele. Lebe, aber 
immer ehrlich. — Wer Gott fürchtet, fürchtet 
Menschen nicht. - Der Friedliebend feiert täglich 
Hochzeit. — Der Tod ist besser als die Furcht. 
— Die Zunge ist stets beweglich, deshalb trifft 
sie immer den kranken Zahn. — Was die Zunge 
verschuldet, bezahlt der Kopf. — Wer mit Hunden 
schläft, steht mit Flöhen auf. — Wer Dornen sät, 
dem wachsen keine Rosen. — Den Teufel hat 
man bald gefunden. — Wer der Krähe folgt, 
findet bald ein Aas. — Wer keine Katze nähren 
will, nährt Mäuse. — Besser die 
rote Flamme am Dach, als der 
schwarze Rauch im Hause. — Aus 
einem alten Hund wird kein Jäger. 
— Ohne Geld gehe man nicht zu 
Markt. — Worte sind weiblich, 
Taten männlich. — Worte trägt 
der Wind. — Mit Worten bringt 
man kein Mühlrad in Schwung. — 
Frage Hunderte um Rat, handle 
aber nach eigener Einsicht. — Wer 
fragt, geht nicht irre. — Wer allein 
speist, mag den Tisch allein ab 
kehren. — Wer der Mutter nicht 
gehorcht, wird der Stiefmutter 
folgen müssen. — Ein fremdes 
Ei ist stets größer. — Weit aus 
dem Auge, weit aus dem Herzen. 
— Helden streiten selten unter 
einander. — Bolle Börse, volles 
Herz. — Der Borger verliert 
immer. — Je schlanker der Baum, 
desto eher zerzaust ihn der Wind. 
— Ein hungriges Huhn träumt 
von der Scheune. — Wen eine 
Schlange gebissen, der fürchtet 
selbst Eidechsen. — Wer in die 
Höhe spuckt, dem fällt der Speichel 
aufs Antlitz. — Selbst die schönste 
Birne wird ein Wildschwein 
benagen. — Der Hungrige ißt 
auch mit dem Nasenflügel. — Es 
ist eine Plage zu sterben, eine 
halbe, zu leben. — Schlag dich selbst, bevor dich 
die Reue schlägt. — Besser heute ein Ei, als ein 
Huhn über's Jahr. — Das Ratgeben macht keine 
Kopfschmerzen. — Ein ungeratenes Kind ist 
schlimmer als ein Schlangennetz. — Feuer, Wasser 
und Regierungen kennen kein Erbarmen. 
Die Inschriften aus den Eisenbahn 
wagen haben schon zu allerlei mutwilligen und 
bisweilen nicht unwitzigen Deutungen Anlaß ge 
geben. So sagen nämlich die Leute der Mährisch- 
Schlesischen Zentralbahn (M. 8, C. B.) „mir sän 
kurios bemogelt". Das 0. T. E. der früheren Tarno- 
witzer Eisenbahn wurde gedeutet als: O traurige 
Eisenbahn! Die hessische Lndwigsbahn dagegen 
mit 8. L. B. ruft uns zu: „Hoch lebe Bismarck!" 
Die unzufriedenen Beamten der rechten Oder- 
& 
I. Hallo! Aufmachen! 
ufer-Eisenbahn (R. 0. U. E.) aber deuten die In 
schrift: „Reich oben, unten elend." Die Groß 
herzoglich oldenburgische Eisenbahn (GL O.E.) fährt 
so „ganz ohne Eile", die böhmische Westbahn (B. 
W. B.) „fnetet wenig Bequemlichkeit". Die öster 
reichische Kronprinz Rudolfbahn (K. R. B.) ist 
„keine rentable Bahn", die Osterwieck-Wasserlebener 
(0. W.) gar eine „Owehbahn". Am gemütlichsten 
sieht es auch in dieser Hinsicht im Schwabenlande 
aus, wo das Frauengeschlecht immer wieder ganz 
besonders von der Königlichen Württembergischen 
Staatseisenbahn mit den lieblichen Worten zur 
Fahrt eingeladen wird: „Komm', Weible, steig' 
ein!" (K. W. St.E.) 
Streik. Fremder (in der Sommerfrische): 
„Warum sind Sie denn heute so schlecht gelaunt, 
Herr Wirt?" — Wirt: „Ach, ich hab' mich so 
ärgern müssen. Sehen Sie, in der Burgruine da 
drüben spukte bisher ein Geist, was eine große 
Anziehungskraft auf die hier weilenden Fremden 
ausübte .. ." — Fremder: „Nun, und ?" 
— Wirt: „Und jetzt hat mir der Lump für den 
nächsten Ersten gekündigt. ..." 
Hausbarometer. Lehrer (bei Erklärung des 
Barometers): „Wonach richtet sich dein Vater, 
wenn er längere Zeit ausgehen will?" — Nazi: 
„Nach der Mutter!" 
Duellwitz. Was ist ein studentisches Ehren 
gericht ? „Eine Gerichtssitzung zum Zwecke der 
Gesichtsritzung!" 
Schlimme Lage. „Nun, Maxl, wie geht's 
dir denn in deiner neuen Lehrstelle?" — „O, 
miserabel! Der Meister will immer Schnaps trinken 
und die Meisterin duldet's nicht! Hol' ich ihm nun 
keinen Schnaps, haut er mich, hol' ich welchen, 
gibt's von ihr Prügel!... Ich sag' Ihnen, wenn 
er mich um Schnaps schickt, stehen schon beide 
mit dem Stecken da!" 
Zerstreut. Professor: „Ach, guten Tag, 
Herr Lehmann, Sie haben sich aber sehr verändert 
seit unserem letzten Zusammensein!" — Herr: 
„Ich heiße gar nicht Lehmann, mein Name ist 
Meyer!" — Professor: „Was, und Lehmann heißen 
Sie auch nicht mehr?" 
Dann allerdings. Papa: „Kind, die Eier 
sind ja nicht frisch." — Tochter: „Müssen es sein, 
Papa, das Mädchen hat sie doch erst vom Markt 
mitgebracht. 
Begegnung. Chaijim Wienertrankl trifft 
mit Schwüle Butterweich auf dem Nordbahnhofe 
zusammen. Nach stattgefundener Begrüßung fragt 
Wienertrankl den Butterweich: 
„Nu, wie stehst Du mit Klapperbauch?" 
— „Gut." 
„Wie haißt gut? Vorige Woche hast De ge 
sagt: Er ist der greßte Schuft und Gauner! Der 
Schlag soll ihn treffen!" 
— Mir Ham uns ausgeglichen." 
„Wie haißt ausgeglichen?" 
— „Er heirat' mei — Rosa!" 
Der „hochwürdige" Herr 
Bezirksrichter. In einem Be 
zirksgericht im oberen Jnnviertel 
hatte eine Dame beim Bezirks 
gerichte zu erscheinen. Als die 
Stunde schlug, die zur Verhandlung 
rief, kam in das Wartezimmer der 
Richter im Talar und las die Vor 
geladene laut vor. Kaum er zu 
lesen begonnen, wurde seine Hand 
erfaßt und schnell geküßt mit den 
Worten:„ Küß die Hand, Hochwür 
den Herr Bezirksrichter." Die Dame 
erhielt trotzdem keine Strafe. 
Macht der Gewohnheit. 
Student (nach Hause schreibend): 
„Lieber Vater, ich ersuche Dich 
trinkend mir Geld zu senden!" 
Im Schloßpark. Fürst: 
„ ... Wer hat Euch denn mit den 
prächtigen Kirschen zu mir ge 
schickt?" — Bauer: „Ihre durch 
lauchtigste Alte!" 
Die Wahrheit liegt im 
Wein; denn so lange Einer trinkt, 
kann er den Mund zu keiner Lüge 
öffnen! 
Bor Gericht. Untersuchungs 
richter (zu einem der Falschmünzerei 
Beschuldigten): „Schämen Sie sich 
denn nicht, falsches Geld gemacht 
zu haben?" — Angeklagter: „Ja, 
Herr Präsident, richtiges zu machen 
ist ja kein Kunststück!"
	        
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