Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

MWAMM 
Eine kleine Kaffeegesellschaft. 
(117) 
Eine Mauderei über das Glück. 
von Lj. L. 
In jedem Menschen liegt die Sehnsucht, der 
C' Drang nach Glückseligkeit. Niemand will 
sein eigenes Unglück, jeder, will glücklich sein, 
jeder will einen möglichst hohen Grad des 
Glückes genießen. Sonderbarer Weise aber 
sind sich die wenigsten Menschen einig in 
Nachdruck verboten. 
ist doch mein Los im Vergleich zu dem des 
reichen Villenbesitzers! Wär ich an seiner 
Stelle, wie glücklich würde ich sein!" Der 
Mann erblickt sein Glück im Reichtum. Der 
reiche Villenbesitzer aber sitzt daheim im 
weichen Lehnstuhl und kann weder gehen 
Bezug auf die Frage, worin denn das wahre 
Glück bestehe. Da ist z. B. der arme Fabriks 
arbeiter N. Er nennt nichts sein eigen als 
ein bescheidenes Häuslein mit dem, was da 
rinnen ist. Von früh bis spät muß er 
schaffen und sorgen, um für sich, sein Weib 
und seine sechs Kinderchen das tägliche Brot 
zu erwerben. Jeden Morgen führt ihn sein 
Weg zur Arbeitsstätte an einer prachtvollen 
Billa inmitten eines herrlichen Parkes vor 
bei. Mit neidischen Blicken sieht er nach 
den mit kostbaren Vorhängen verhüllten 
Fenstern und denkt bei sich: „Wie armselig 
noch stehen, sondern muß wie ein kleines 
Kind gehoben und getragen werden; denn 
seit Jahren plagt ihn ein schweres Gicht 
leiden. Er schaut von seinem Sitz am Fenster 
gerade hinab auf die Straße, da eben der 
Fabriksarbeiter sehnsüchtige Blicke nach oben 
sendet und spricht mit kummervoller Miene 
leise zu sich selber: „Wie glücklich ist doch 
jener schlichte, einfache Mann, der dort unten 
vorbeigeht, im Vergleich zu mir! Was nützt 
mir mein stolzer Bau, was all mein Geld 
und Gut, da ich mich doch nicht meines 
Besitztums freuen kann, da mir das Leben
	        
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