Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

(112) 
ligionsunterrichte des altkatholischen Pfarrers 
beizuwohnen gezwungen war. Der Geistliche 
behandelte den neunten Glaubensartikel, die 
Kirche. Das gab ihm Anlaß über die sogen annte 
Anmaßung des römischen Papstes wütend los 
zuziehen. Da fiel sein Blick auf unseren 
Märtyrer-Knaben, rasch schritt er auf dessen 
Bank hin, und fragte ihn, ob der Papst in 
Rom unfehlbar ist. Der Knabe zitterte am 
ganzen Leibe; sagte er „ja", so wußte er, 
daß er grausamer Züchtigung zu Hause 
preisgegeben sei; sagte er „nein", so ver 
letzte er sein Gewissen mit einer Lüge und 
gerade vor der Lüge hatte ihm seine ver 
storbene Mutter einen besonderen Abscheu 
eingeflößt. Doch der Glaubensmut siegte über 
das zarte Alter. Unerschrocken erwiderte der 
Knabe „ja. der heilige Vater in Rom ist 
unfehlbar in Glaubens- und Sitten-Lehren". 
Die Folgen blieben nicht aus. Im Bierhause 
berichtete der altkatholische Geistliche dem 
Vater, was in der Religionsstunde vorge 
fallen war. Dieser trank sich wieder seinen 
gewöhnlichen Rausch an. Spät abends nach 
Hause zurückgekehrt, siel er über seinen Sohn, 
das unschuldige Lamm; er schlug ihn ent 
setzlich und warf ihn schließlich in eine Ecke. 
Jetzt war aber beiderseits das Maß voll: 
beim Vater für seine Vergehen, für den 
Sohn für seine Leiden. Als ersterer wieder 
einmal total betrunken nach Hause ging, 
stürzte er einen Abhang hinab und war tot. 
Vor dem Richterstuhle Gottes hatte er sich 
zu verantworten für seinen Abfall vom 
Glauben/ für seine Verfolgung des katholi 
schen Glaubens, für seine ärgerliche Trunk 
sucht, für seine Mißhandlung des verstor 
benen Weibes, für die furchtbaren Quäle 
reien seines unschuldigen Sohnes, dessen er 
so unwürdig war. Aber auch für den Knaben 
schlug die Stunde der Erlösung. Entferntere, 
streng katholische Verwandte nahmen sich 
seiner an. In deren Hause ging es ihm 
gut, doch der Knabe war bereits für den 
Himmel reif. Die erlittenen Mißhandlungen, 
Hunger und Verwahrlosung hatten das Mark 
des jungen Lebens aufgezehrt. Er starb bald 
darauf an der Schwindsucht. Wohl galt 
diesem Knaben der Lobspruch des heiligen 
Geistes, „Früh vollendet, hat er viele Jahre 
erreicht." Sap. 4, 13. In seinem unschein 
baren Körperlein wohnte ein Märtyrer, eine 
Helden-Seele, die den Knaben würdig dem 
heiligen Venantius, einem fünfzehnjährigen 
Märtyrer in der Decischen Verfolgung an 
die Seite stellt. 
Aafaet Sanzio und der Hraum seiner Lieöe 
Nach einem italienischen Gedichte frei bearbeitet von Anton plattner. 
s war im April und ein April, wie in 
hundert Jahren kaum einer wiederkehrt, 
duftdurchweht von dem Wohlgeruche ster 
bender Veilchen und frisch erblühender Rosen. 
Die Sonne vergoldete die altersgrauen Bogen 
des Kollosseum und umflutete sie mit pur 
purnem Lichte, wie mit einem Königskleid, 
nur eine Stunde fehlte noch bis zu ihrem 
Scheidegruße, bis ihre glänzende Stirne in 
dem rauhen Dunkel des fernen Waldes sich 
barg. 
Ihre Strahlen fielen auch auf einen 
jungen Mann von adeliger Erscheinung, der 
an der niedrigen Mauer eines der versteckten 
Gärtchen von Trastevere zwischen den Ge 
winden einer üppigen Steckwurz sich nieder 
gelassen hatte. Sein Haupt mehr einem süßen, 
sehnsuchtsvollen Frauenkopfe, als dem eines 
Mannes gleich, neigte sich, wie aus Gewohn 
heit auf die zarte Schulter herab, so daß 
das reiche, schwarze Gelock in Wellen aus 
seinen Sammetmantel herniederfiel; wie glän 
zend war dieses Haar, aber es wurde ver 
dunkelt durch das prächtige Augenpaar, aus 
welchem cs wie sanfte Poesie und wieder, 
wie der Schimmerblitz eines kraftvollen 
Geistes strahlte. 
Der vornehm gekleidete junge Mann 
saß da, als wartete er auf jemand; flüchtig 
schweiften seine Gedanken hin über die Schön 
heiten der ihn umgebenden Natur, bald zum 
Tiberflusse, der unter ihm dahinströmte und 
an de 
seine l 
über l 
leichte: 
bano 
Quell« 
zu erg 
frische« 
Janici 
heitert 
des j 
und « 
Harmi 
der E 
der Ki 
Frau 
Abend 
lodisch 
Pt 
als ot 
Fittig« 
schweif 
gleich 
genden 
hen u 
Kraft 
auflew 
stern 
wollte. 
Ei 
aus i 
Häusck 
Baum« 
getreten 
leichter 
den T 
frische t 
ihr den 
geweht 
terte u: 
Hals i 
Wange 
berne 
welche 
dunklei 
samme 
die lc 
der Se 
lieblich 
Uuschu 
in sein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.