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ligionsunterrichte des altkatholischen Pfarrers
beizuwohnen gezwungen war. Der Geistliche
behandelte den neunten Glaubensartikel, die
Kirche. Das gab ihm Anlaß über die sogen annte
Anmaßung des römischen Papstes wütend los
zuziehen. Da fiel sein Blick auf unseren
Märtyrer-Knaben, rasch schritt er auf dessen
Bank hin, und fragte ihn, ob der Papst in
Rom unfehlbar ist. Der Knabe zitterte am
ganzen Leibe; sagte er „ja", so wußte er,
daß er grausamer Züchtigung zu Hause
preisgegeben sei; sagte er „nein", so ver
letzte er sein Gewissen mit einer Lüge und
gerade vor der Lüge hatte ihm seine ver
storbene Mutter einen besonderen Abscheu
eingeflößt. Doch der Glaubensmut siegte über
das zarte Alter. Unerschrocken erwiderte der
Knabe „ja. der heilige Vater in Rom ist
unfehlbar in Glaubens- und Sitten-Lehren".
Die Folgen blieben nicht aus. Im Bierhause
berichtete der altkatholische Geistliche dem
Vater, was in der Religionsstunde vorge
fallen war. Dieser trank sich wieder seinen
gewöhnlichen Rausch an. Spät abends nach
Hause zurückgekehrt, siel er über seinen Sohn,
das unschuldige Lamm; er schlug ihn ent
setzlich und warf ihn schließlich in eine Ecke.
Jetzt war aber beiderseits das Maß voll:
beim Vater für seine Vergehen, für den
Sohn für seine Leiden. Als ersterer wieder
einmal total betrunken nach Hause ging,
stürzte er einen Abhang hinab und war tot.
Vor dem Richterstuhle Gottes hatte er sich
zu verantworten für seinen Abfall vom
Glauben/ für seine Verfolgung des katholi
schen Glaubens, für seine ärgerliche Trunk
sucht, für seine Mißhandlung des verstor
benen Weibes, für die furchtbaren Quäle
reien seines unschuldigen Sohnes, dessen er
so unwürdig war. Aber auch für den Knaben
schlug die Stunde der Erlösung. Entferntere,
streng katholische Verwandte nahmen sich
seiner an. In deren Hause ging es ihm
gut, doch der Knabe war bereits für den
Himmel reif. Die erlittenen Mißhandlungen,
Hunger und Verwahrlosung hatten das Mark
des jungen Lebens aufgezehrt. Er starb bald
darauf an der Schwindsucht. Wohl galt
diesem Knaben der Lobspruch des heiligen
Geistes, „Früh vollendet, hat er viele Jahre
erreicht." Sap. 4, 13. In seinem unschein
baren Körperlein wohnte ein Märtyrer, eine
Helden-Seele, die den Knaben würdig dem
heiligen Venantius, einem fünfzehnjährigen
Märtyrer in der Decischen Verfolgung an
die Seite stellt.
Aafaet Sanzio und der Hraum seiner Lieöe
Nach einem italienischen Gedichte frei bearbeitet von Anton plattner.
s war im April und ein April, wie in
hundert Jahren kaum einer wiederkehrt,
duftdurchweht von dem Wohlgeruche ster
bender Veilchen und frisch erblühender Rosen.
Die Sonne vergoldete die altersgrauen Bogen
des Kollosseum und umflutete sie mit pur
purnem Lichte, wie mit einem Königskleid,
nur eine Stunde fehlte noch bis zu ihrem
Scheidegruße, bis ihre glänzende Stirne in
dem rauhen Dunkel des fernen Waldes sich
barg.
Ihre Strahlen fielen auch auf einen
jungen Mann von adeliger Erscheinung, der
an der niedrigen Mauer eines der versteckten
Gärtchen von Trastevere zwischen den Ge
winden einer üppigen Steckwurz sich nieder
gelassen hatte. Sein Haupt mehr einem süßen,
sehnsuchtsvollen Frauenkopfe, als dem eines
Mannes gleich, neigte sich, wie aus Gewohn
heit auf die zarte Schulter herab, so daß
das reiche, schwarze Gelock in Wellen aus
seinen Sammetmantel herniederfiel; wie glän
zend war dieses Haar, aber es wurde ver
dunkelt durch das prächtige Augenpaar, aus
welchem cs wie sanfte Poesie und wieder,
wie der Schimmerblitz eines kraftvollen
Geistes strahlte.
Der vornehm gekleidete junge Mann
saß da, als wartete er auf jemand; flüchtig
schweiften seine Gedanken hin über die Schön
heiten der ihn umgebenden Natur, bald zum
Tiberflusse, der unter ihm dahinströmte und
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