Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1907 (1907)

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Du weißt, unsere Herrin hält sehr auf Ge 
wissenhaftigkeit." 
„Ich möchte einmal in die Gnadenkirche 
gehen." 
„So, so!" 
Der Groom blickte den Kameraden ver 
wundert an bei diesen Worten, nahm aber 
sofort aus seinen Händen die Zügel in 
Empfang. 
In größter Eile besuchte Gaston die 
Gnadenkirche. 
Wie immer, so be 
fanden sich auch heute 
viele Verehrer und Ver 
ehrerinnen der Him 
melskönigin vor ihrem 
Bilde; jung und alt, 
hoch und niedrig lag 
vor dem berühmten 
Gnadenbilve aus den 
Knien, um ihr die ver 
schiedensten Anliegen 
vorzutragen. 
Der Jüngling eilte 
stracks, ohne sich nach 
rechts oder nach links 
umzusehen, direkt vor 
das Gnadenbild hin; 
er sank auf die Knie, 
erhob flehend die Hände 
und Augen zur Him- 
melsmutter und mur 
melte : 
„O gütige, milde 
Himmelskönigin! Noch 
nie ist's ja erhört wor 
den, daß jemand eine gute Bitte vergeblich 
an dich richtete. O, so erhöre doch auch mein 
Flehen! Siehe, meine alte Mutter ist krank, 
arm und hilflos; gar gerne möchte sie selber 
dich hier in deinem Heiligtume besuchen und 
dir ihre Wünsche vortragen. Allein sie ver 
mag das nicht, und so bitte ich dich innigst 
und flehentlich, hilf meinem Mütterchen 
durch deine Fürbitte bei deinem allmächtigen 
Sohne aus ihrer schlimmen Lage!'' 
Als er nach einer Weile sein Gebet mit 
einem tiefen Seufzer, dem heiligen Kreuz 
zeichen und einem unendlich rührenden Ab 
schiedsblicke auf das Guadenbild geschlossen, 
erhob er sich, wischte sich über die Augen 
! und ging mit derselben Eile, mit der er ge- 
' kommen, dem Ausgange der Kirche zu. 
Auf der Türschwelle schrak er jäh zusam 
men ; ein rascher Blick auf sein Gefährt be 
lehrte ihn, daß seine Herrin früher als er 
selber bei demselben angelangt sei. 
Im nächsten Momente stand er klopfen 
den Herzens vor seiner Brotherrin, die ihn 
erstaunt, mit gerunzelter Stirne anschaute. 
„Nun?" fragte sie mit leise vibrierender 
Stimme und strengem 
Gesichtsausdrucke. 
„Verzeihung, gnä 
digste Frau Gräfin!" 
stotterte der junge Kut 
scher; „ichglaubte, Sie 
blieben etwas länger 
in dem Juwelierladen, 
und da wollte ich —." 
Er stockte befangen 
und sah zagend zu seiner 
Herrin auf. 
„Und da wollten 
Sie?" half die Gräfin 
nach. 
„Da wollte ich" 
— tiefe, schmerzvolle 
Seufzer hoben des 
Sprechers Brust — 
„Unsre liebe Frau vom 
Siege rasch um Hilfe 
für meine arme, kranke 
Mutter anrufen." 
Die Stirne der 
Gräfin glättere sich. 
„Ah!" entfuhr es 
leicht ihrem Munde. — „Sie haben eine 
kranke, arme Mutter?" 
„Ja, gnädige Frau! Sie ist schon seit 
Monaten fast stets bettlägerig, und die Krank 
heit will nicht weichen." 
In der Stimme des Jünglings zitterte 
verhaltener Schmerz; in seinen Augen glänzte 
es zum andern Male feucht auf. 
Die Gräfin schien ergriffen. 
„Wo wohnt Ihre Mutter?" 
Der Kutscher nannte Straße und Haus 
nummer in Voiey. „Voiey ist ein armer Vor 
ort von Paris," fügte er erklärend bei. 
„Fahren Sie mich dorthin!" gebot die 
Dame.
	        
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