Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1904 (1904)

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Aapst Leo XIII. f 
> abemus Papam — Wir 
j haben einen Papst! erscholl 
es vor 25 Jahren im Vatikan 
in den Räumen des Kon 
klaves. Und der Telegraph 
trug die Kunde hinaus in die 
» weite Welt und allüberall, 
wo katholische Herzen schlugen, rief die Nach 
richt ein freudiges Echo hervor: Uabemus 
Papam! Hatte doch so manche feindliche 
Stimme längst prophezeit, mit Pius IX. werde 
das Papsttum überhaupt endgiltig in das Grab 
steigen. Aber das waren falsche Propheten. 
Wider Erwarten schnell war Enwen dE 
eoelO gewählt und die Hoffnungen der 
Feinde der katholischen Kirche waren zu 
Schanden geworden und „Lasset uns beten 
für unsern obersten Hirten Leo!" ertönte 
es frohlockend in allen katholischen Kirchen. 
Frohlockend? Es war allerdings ein Froh 
locken mit Zittern. Ein Greis, der zehn 
Tage nach seiner Wahl, noch vor seiner 
Krönung, das 68. Jahr vollendet, auf dem 
päpstlichen Stuhl und noch dazu in solch 
sturmbewegter Zeit! War doch „Fori» 
pugnae, intus timores“ — „Nach Außen 
Kämpfe, im Innern Besorgnisse," um das 
Wort des Völkerapostels in etwas ge 
ändertem Sinne anzuwenden, damals die 
Signatur der kirchenpolitischen Situation. 
Man getraute sich kaum im Gedanken die 
Frage zu stellen, die doch stumm auf Aller 
Lippen lag: Wie lange wird der Neu 
gewählte das Steuerruder der Kirche lenken? 
Wer hätte es geglaubt, daß dieser Papst 
die Jahre Petri sehen werde? Und er hat 
sie gesehen, und erst nachdem er am 2. März 
in großartigster Weise sein Papstjubiläum 
gefeiert hatte, kam am 20. Juli 1903 nach 
kurzer Krankheit der Todesengel, ihn heim 
zuholen. 
Und wie hat dieser körperlich schwache 
Greis durch das Vierteljahrhundert hindurch 
seine Aufgabe gelöst? 
Wie seine Lebensdauer selbst den Ein 
druck des Wunderbaren machte, des Sieges 
der Seele über den Leib, so auch sein 
Wirken und Schaffen: es ist ein siegreicher 
Kampf der Idee gegen die Materie, der 
geistigen Macht gegen die rohe Gewalt und 
die Winkelzüge der Diplomatie, der Religion 
Jesu Christi gegen Unglauben und Irr 
glauben, gegen die Loge und falsche Wissen 
schaft und wie sie sonst alle heißen, die 
Sendlinge und Vertreter der Pforten der 
Hölle. Des irdischen Schwertes beraubt, 
schwang er das geistige attingens a fine 
ad finem, von einem Endpunkt der Erde 
zum andern, als der einzige König, in 
dessen Reich die Sonne nicht untergeht, 
und, universell wie die katholische Kirche, 
umfaßte der Geist dieses erhabenen Greises 
nicht nur die gläubigen Katholiken der 
ganzen weiten Welt mit seiner Fürsorge, 
sondern vergaß auch der Ungläubigen nicht, 
förderte die Missionen, wie kein zweiter 
Papst, suchte die Schismatiker des Orients 
heranzuziehen und baute den Irrgläubigen 
goldene Brücken für ihre Rückkehr zur wahren 
Kirche. Er war ein moderner Papst, der
	        
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