Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1904 (1904)

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in welcher Platte die 19 Litzen je eines Kabels 
versponnen sind. Diese Brunnen wurden nur 
für die Blitzableitung hergestellt und wieder 
zugeschüttet. Diese Blitzableitung wurde von 
der Dombauleitung in eigener Regie nach 
den Angaben des Herrn Professor Bauern 
berger durchgeführt. 
Diese Leitung hat sich bereits bewährt, 
denn am 13. Juli um 4 Uhr morgens, schlug 
bei einem heftigen Gewitter der Blitz direkt 
in den Turm, ohne den geringsten Schaden 
zu verursachen. 
Uebertragung des Geläutes auf 
das vierte Stockwerk. 
Da das ganze Geläute samt Glockenstuhl 
seit Mai 1902 im Erdgeschoße der Turm- 
halle aufgestellt war und am Feste Mariä 
Empfängnis nach Programm auf dem für 
die Zukunft bestimmten Platze sein sollte, 
so wurde von der Firma Griedl in Wien 
und den Dombauarbeitern am 11. November 
mit der Abmontierung des Glockenstuhles 
begonnen und am 14. November vollendet. 
Da zum Glockenstuhl aufziehen ein starkes 
Gerüst notwendig war, wurde mit dieser 
Einrüstung am 14. November noch begon 
nen und wurde die nötige Gerüstung samt 
Montierung des Glockenstuhles am Turm 
bis 22. November vollendet. 
Am 25. November wurde das Aufziehen 
der Glocken begonnen und der Reihe nach 
fortgesetzt, bis am 5. Dezember 4 Uhr nach 
mittags die große Volksvereinsglocke Imma 
kulata als letzte auf ihrem Platze eintraf. 
Obwohl das Aufziehen der Glocken zu 
den schwersten Arbeiten des Dombaues ge 
hört, so ist dasselbe Gott sei Dank gut ge 
lungen. 
Am Feste Maria Empfängnis wurde zum 
erstenmale am Linzer Mariä Empsängnis- 
domturm geläutet. 
Einführung der Läutung durch 
elektrische Kraft. 
Für die Läuter war die Uebertragung 
nicht sehr erfreulich; es ging nicht an, daß 
die schweren Glocken durch Stränge, die 
bis zum Boden gingen, geläutet werden; 
sondern sie mußten immer 272 Stufen 
hinaufklettern und dann halb außer Atem 
das Geläute in Bewegung bringen. Für 
die große Glocke allein waren 8 Mann er 
forderlich. Man dachte nun, die neue Er 
findung einer Läutemaschine, die bei der 
Ausstellung in Düsseldorf großes Aufsehen 
erregt hatte, sich ebenfalls zu Nutzen zu 
machen und trat mit dem Bochumer Verein 
in Verhandlung. Anfangs Mai kamen 
die Ingenieure des Vereines und zu 
Pfingsten funktionierte bereits die neue 
Läutemaschine in vorzüglicher Weise als die 
erste in Oesterreich. 
Diese Glockenläutemaschine 
welche mittelst Elektromotor in Bewegung 
gesetzt wird, besteht in der Hauptsache aus 
einer rotierenden Welle mit aufgekeilten 
Friklionsscheiben und ebenfalls auf derselben 
Welle befindlichen aber losen Seiltrommeln. 
Die Welle ist mit einem schweren Schwung 
rad versehen und dreht sich mit immer 
gleichbleibender Geschwindigkeit. Die auf 
den Seiltrommeln befestigten Drahtläute- 
seile gehen bis zu den Glocken hinauf und 
sind dort mit den Läutehebeln verbunden. 
Die losen Seiltrommeln können nun durch 
Anheben eines Handhebels je an die zuge 
hörige rotierende Scheibe gepreßt werden, 
es erfolgt eine Mitnahme der Trommel und 
das sich aufwickelnde Seil zieht an dem 
Läutehebel und bringt so die Glocke in 
Schwung. Hat man die Friktion einen 
Augenblick hergestellt, so läßt man den 
Hebel sinken und die Glocke schwingt zurück. 
Wendet die Glocke nun wieder, so hebt 
man abermals den Handhebel, läßt dann 
wieder sinken und so einigemale fort, bis 
die Glocke genügend ausschwingt. Ist dies 
der Fall, so springt ein mit der pendeln 
den Trommel durch Zahnräder gekuppelter 
Mechanismus ein, der nun mittelst Exzenter 
den anfangs von Hand betätigten Hebel 
genau im Takte der schwingenden Glocke 
hebt und senkt, so daß die Maschine dann 
ganz selbsttätig läutet. 
So kann ein Mann eine Glocke nach der 
anderen in Bewegung setzen und ist dies 
bei den fünf maschinell geläuteten Glocken 
des Mariä Empfängnis-Domes von zu 
sammen circa 17.000 Kg. Gewicht in unge 
fähr einer Minute geschehen. 
Sollen die Glocken abgestellt werden, so 
läßt man die Einwirkung des Exzen-
	        
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