Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

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Er verdient es wohl, der brave, un 
ermüdliche Mann, der so oft auch diesen 
Kalender mit Schöpfungen seiner gott 
begnadeten Feder schmückte, dass wir als 
schlichtes Immergrün dankbarer Erinnerung 
nachfolgende kurze Lebensskizze auf sein frisches 
Grab legen. 
Ferdinand Zöhrer, 
katholischer Schrift 
steller und Buch 
händler, wurde am 
17. Mai 1844 zu 
Linz geboren. Er ent 
stammte einer mit 
Kindern reich geseg 
neten Bürgerfamilie. 
Der Vater, der 
84jährig starb, hatte 
noch die denkwürdigen 
Franzosenzeiten er 
lebt. Die Mutter war 
eine schlichte, fromme 
Bürgersfrau alten 
Schlages. Unter 
solchen glücklichen 
Verhältnissen wuchs 
Ferdinand auf und 
heimste frühzeitig so 
zusagen spielend einen 
Schatz köstlicher Er 
innerungen em, den 
er später verwerten 
sollte. Indessen blieb auch die Schulbildung 
nicht zurück; 1850 bis 1856 besuchte er in 
seiner Vaterstadt die damalige k. k. Normal 
hauptschule, zu deren besten Schülern er ge 
hörte und in welcher er das Glück genoss, 
in Würdigung seines Fleißes und Wohlver 
haltens aus den Händen des Dichters Adalbert 
Stifter alljährlich Preisbücher und aus jenen 
des kaiserlichen Statthalters Eduard Freiherrn 
Bach die silberne Medaille, eine Stiftung 
des Diöcesan - Katholikenvereines und ein 
Sparcassebuch, eine Kaiserin Elisabeth- 
Stiftung, zu erhalten. 1856 bezog er in 
Linz das Untergymnasium, welches er 1861 
beendete, dann aber widmete er sich, einer 
Lieblingsneigung folgend, dem Geschäfte des 
Buchhandels, dem er auch bis zu seinem 
Lebensende angehörte. 
Nachdem er mehrere Jahre in Wien im 
Buchhandel thätig gewesen, gieng er in die 
Schweiz und wirkte viele Jahre, zuletzt als 
Abtheilungsleiter der weltbekannten Firma 
Benziger & Co. in 
Einsiedeln. Daselbst 
bot sich ihm trefflich 
Gelegenheit, die groß 
artig entwickelte 
Fremdenindustrie am 
Vierwaldstättersee 
kennen zu lernen, 
welche diesem Lande 
riesige Summen ein 
bringt; er machte aber 
auch die Wahr 
nehmung, dass es die 
Literatur in erster 
Linie gewesen, welcher 
die Schweiz sozusagen 
ihren Weltrusund mit 
diesem den Goldstrom 
verdankt. 
Das aber weckte 
sein Nationalgefühl 
als Oberösterreicher, 
denn da er die 
Schweiz kannte, ward 
es ihm auch bewusst, 
dass Oesterreich an den anmuthigsten und 
großartigsten Naturwundern nicht minder 
reich sei und so entstand zuerst sein Buch 
„Tourist auf der Donau", dann sein 
„Ob der Enns" und nun folgten die vielen 
Artikel im „Tourist", die er nach angestrengter 
Geschäftsarbeit in stiller Nachtstunde aus 
seinen Aufzeichnungen — gratis schrieb. 
Die Liebe zu seinem Vaterland führte ihn 
auf das Gebiet der Jugendschriften. Als 
Buchhändler hatte er genügend Gelegenheit, 
den ganzen Wust von Jugendschriften, womit 
Oesterreich vom Auslande aus überschwemmt 
wird, kennen zu lernen. Nicht etwa, dass es 
nicht auch treffliche darunter gäbe, aber ein
	        
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