Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

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mierung in den gothischen Farben, blau, 
roth, gold wurde im Laufe des Monates 
October vollendet. Für die Beleuchtung, 
insbesondere im Winter, ist nun auch in 
ausgiebigster Weise gesorgt. Um das Lamm 
im Innern des Baldachins spenden 33 
Glühlichter ihr wunderbares Licht, während 
von außen mächtige kunstvolle Luster aus 
Eisen das elektrische Licht sowohl auf den 
Baldachin, als den Hochchor werfen. Auch 
die Votivkapelle und die Seitenkapellen 
werden durch Luster mit elektrischem Lichte 
erhellt. In der Gruft war dieses Licht 
schon im Frühjahr eingeführt und nahm sich 
das heilige Grab in dieser Beleuchtung be 
sonders schön aus. 
Aber nicht bloß der Hochaltar wurde 
im Jahre 1901 vollendet, sondern auch 
derAltar derschmerzhaftenMutter 
Gottes. 
Unserem heimischen Bildhauer Sattler 
waren die Reliefbilder neben der Statue 
der water äolorosa zur Ausfertigung an 
vertraut worden. Derselbe hat seine Auf 
gabe in wahrhaft meisterhafter Weise, so 
wohl was die Komposition als die Aus 
führung anbelangt, gelöst. Als Haupt- und 
Mittelfiguren erscheinen die beiden Landes 
patrone St. Florian und Maximilian, um 
diese gruppieren sich sinnreich die anderen 
Heiligengestalten, um ersteren Gregorius, 
Mauritius. Blasius und Dyonisius, um 
letzteren Bonifaz, Hypolytus, VituS und 
Pankraz, heilige Märtyrer, die als Patrone 
oder sonstige Schutzheilige in der Diöcese 
verehrt werden. Die Aufstellung dieses 
Altares in der Kapelle der Königin der 
Märtyrer erfolgte anfangs November 1901. 
So sind nun die 6 Altäre im Chorum- 
gange vollendet und harren nur noch der 
Polychromierung durch einen Künstler. 
Das Dombaujahr 1901 kann also be 
züglich der in demselben geschehenen Voll 
endungen als eines der fruchtbarsten be 
zeichnet werden. Wenn aber der Leser den 
Dom besichtigt, so möge er ja nicht die 
drei Opferstöcke übersehen und eine Gabe 
in die stets zur Aufnahme bereite Oeffnung 
fallen lassen. Dafür wird er immer wieder 
Neues und Herzerhebendes sehen. 
Jedenfalls mögen aber recht viele von 
nah und ferne zur großen Feier am 
1. Mai kommen, wo der mächtige Schall 
der Immaculata-Glocke ertönen und zur 
Verehrung der mächtigen Himmelskönigin 
rufen wird. A. P. 
Mus Liebe ;um Vaterlanöe. 
f ort auf blutgetränkter Erde 
Liegt ein sterbender Soldat, 
Ihm zur Seite stumm und traurig 
Kniet sein bester Kamerad. 
Krampfhaft streckt er seine Rechte 
Nach dem theuren Bruder aus: 
„Kehrest du zur Heimat wieder, 
Grüß' mir Weib und Kind und Haus. 
Und als Testament hier gelte 
Dieser letzte Druck der Hand; 
Meinem Kinde bleib' als Erbe 
Meine Lieb' für's Vaterland!" 
0. £?. 
Jm N)alöe. 
m tiefen Walde, der Welt entrückt, 
Dem Markte des Lebens entronnen, 
Da fühlt die Seele sich hochbeglückt 
Beim wilden Geplätscher der Bronnen. 
Und wenn es durch die Wipfel weht 
Mit ihren lichtgrünen Gittern, 
Dann ist's, als hört' ich ein Lobgebet 
Des Waldes Herz durchzittern. 
Dann fält' ich selber die Hände gern 
Und heb' sie andächtig nach oben, 
Und ungestört darf ich den Herrn, 
Der hier so nahe ist, loben. Dr. w. Reuter.
	        
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