Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

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wirklich von ihm viel z' leiden hat. Er ist 
ja fast nie licht." ^ 
„Männer," schrie jetzt mit gewaltiger 
Gestikulation der Simerl Karl, so dass der 
Wastl bald aufgewacht wär, wenn er nit so 
einen gewaltigen Schwammer ghabt hätt, 
„Männer, mir is was eingfalln, etwas 
großartigs, was geradezu herrlichs; ja, ich 
muss sagn, ein Geniestückl, was man mitn 
Wastl thun sollte. Und nebenbei hätt's sogar 
noch an Sinn auch." 
„Aber schrei doch nicht so, du Kasper, 
wenn's den Wastl angeht, siehst denn nit, 
dass der da drunten liegt und schnarcht, 
wie eine Holzschleife," flüsterte geheimnisvoll 
zublinzelnd der Jagerhiasl. „Gehn wir hin 
aus in die Holzschupfen, dort redn wir über 
die Sach', denn es handelt sich ja nicht bloß 
um den Wastl, sondern auch um das Schmalz 
koch und um den Schnaps." 
Sofort standen alle viere auf und gierigen 
zur Thür, die eben der Wirt geschäftseifrig 
aufriss. 
„He, Männer, werds doch noch nicht 
gehn, grad komm ich vom Anschlagn her, 
ein paar Krügl thuns noch," schrie er ahnungs 
los den vieren zu. 
„Halt dein Brotladn, wir kommen eh 
wieder, glaubst denn, es gibt sonst gar nichts 
mehr zum denken als dein Bier," antwortete 
nervös der Simerl Karl. „Kommts nur her: 
Sehets, fällt mir da ein, a Hochgenuss wärs, 
wenn man an Wastl a Franciscanerkuttn 
anziehn thätn. Der würd schaun in der 
Früh, wenn er seine Glotzer aufmacht." 
„Und wenn wir ihm erst noch die Haar 
wegrasieren thätn bis auf ein Radl, wie es 
die Patern habn," fügte lustig tanzend der 
Seppn Hansl hinzu. 
„Und wenn wir ihn dann gar ins Kloster 
hintragn thätn und vor die Thür hinlegn 
würden," sagte nachdenkend der Nazlbaur, 
„und zwar jetzt gleich alles das, wo er noch 
im tiefsten Affenschlaf ist. Wär köstlich" und 
„Jessas, kriegte ich morgen vielleicht mein 
Schmalzkoch gleich und an Schnaps," schloss 
der Jagerhiasl den ganzen Kriegsplan. 
Und wie wenn alle ein Herz gehabt 
hätten, sofort wurde die Sache allen Ernstes 
still im Detail ausgemacht und der Jager 
hiasl rannte fort und kam nach einer guten 
halben Stunde fast athemlos mit einem Binkl 
zurück. Im Binkl befand sich eine alte, fast 
etwas schimmlige Franciscanerkutte und ein 
Strick mit mehreren Knoten und ein altes 
vom vielen Gebrauch schon ganz schmieriges 
Brevier. Wo der alte Hiasl das alles her 
hatte, erfuhr bis heute niemand. 
Die anderen drei hatten den Wastl be 
reits in die Knechtekammer gebracht und be 
gannen eben mit aller Sorgfalt ihm die 
Haare wegzuschneiden bis auf einen schmalen 
Rand. Hie und da fürchteten sie, er möchte 
aufwachen, aber sie überzeugten sich bald, 
dass heute vor sechs bis sieben Stunden kein 
Darandenken ans Wachwerden und noch viel 
weniger ans Auskennen war. Am meisten 
mussten sie sich aber doch inacht nehmen, 
als sie ihm seine Kleider bis auf Hose und 
Hemd auszogen und dann den steifen, fast 
schon etwas anrüchigen Habit darüberzogen. 
Endlich nach einer angst- und erwartungs 
vollen halben Stunde war der Franciscaner I 
fertig. Ihn zum Kloster, das eine gute halbe 
Stunde entfernt war, zu bringen, war ihnen 
ein leichtes, denn sie mussten ihn schon öfters l 
auf Wunsch seines Weibes nach Hause tragen 
und nie war er ihnen dabei erwacht. Am 
Morgen wusste er stets nie, wie das Ganze 
zugegangen sei, denn um es noch einmal zu 
sagen: Wastl trank schwer und nach dem 
letzten Krügl noch viele andere. 
Während des interessanten Transportes 
hätten sie ein paarmal recht auflachen mögen, 
da ihnen nämlich zu Wiederhaltenmalen je 
mand begegnete und sie dabei Mühe hatten, 
des Geheimnisses und des Erfolges halber 
ihren komischen Schatz zu verbergen. Zum 
Glück war es schon tiefe Nacht und obendrein 
Neumond, so dass nur die unzähligen Sternes 
augen neugierig, aber Gott sei Dank, stumm 
aus die schlauen Brüder herabblickten. Endlich 
langten sie nach zwei Stunden langen Hin- 
und Hergehens auf einsamen Seitenwegen 
beim Kloster an. Ein starker Hund fühlte | 
ihre Nähe und schlug einigemale heftig an, 
aber zum Glück im Hostaum des Klosters. 
Doch das that ihnen nichts: denn bei der 
Pforte anlangen, den schlafenden „Pater" 
dort absetzen mit dem Kopfe und Rücken an 
die Thüre gelehnt, heftig am Glockenzug 
reißen und dann das Weite suchen, war in 
einigen Augenblicken geschehen. 
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