Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

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Erlach konnte es geschehen, dass die Kirche ! 
St. Marien ganz in die Hände der Prä- 
dicanten fiel. 
Zu Ende 1594 sollte St. Marienkirchen 
abermals besetzt werden und das führte 
wiederum zu Streitigkeiten. 
Der Herrschaftsinhaber von Erlach, 
Wolfgang Jörger, empfahl den Prädicanten 
des Ächaz von Hohenfeld, Georg Koch und 
der Propst von St. Florian ernannte David 
- Schauensteiner zum Pfarrer. Schauensteiner 
war 1573 in St. Peter, musste aber seines 
ärgerlichen Lebenswandels wegen die Pfarre 
verlassen und als Gesellpriester nach Kematen 
gehen. (Strnadt, Bauernaufruhr 1594—97, 
S. 9.) 
Der Propst kam auch 
mit dem neuernannten 
' Pfarrer, vermochte ihn je 
doch nicht einzusetzen, 
sondern musste vor den 
Bauern, welche zu den 
Waffen griffen, ins Stift 
zurückfliehen. 
Inzwischen verblieb 
Georg Koch als Prediger 
in St. Marienkirchen, 
gegen ein Entgelt von 
1 Thaler für jede Predigt. 
Es sollte nun zur 
Wahl eines Prädicanten 
kommen, denn die Ge 
meinde erklärte nur einen 
solchen zu nehmen, den 
sie sich selbst erwähle. 
Um den Platz bewarben sich 3 Candi- 
daten: Georg Koch, Alexander von Eferding 
und Johann Behr, Pfarrer in Walding. 
Ersteren wollten die Bauern nicht, ob 
gleich er zum Predigen „ein fein Gnad" 
hatte, weil er ihnen „am Vermügen zu 
gering" — die Protestanten zogen sonach 
einen reichen Prediger einem armen vor, 
wahrscheinlich des Zählens wegen — Ale 
xander von Eferding, obwohl ein Landes 
kind, fand auch keinen Gefallen und so traf 
die Wahl den Pfarrer in Walding, Johannes 
Behr. 
Die Zeit, in welcher sich das Gesagte 
in St. Marienkirchen zutrug, war eine sehr 
erregte. 
Im Mühlviertel hatten schon im Mai 
1594 sich die Bauern erhoben und die 
katholischen Priester aufs härteste bedroht. 
Dieser Aufruhr blieb auch nicht ohne 
Rückwirkung auf das Hausruckviertel, wo 
sich anfangs October 1595, namentlich um 
Peuerbach, die Bauern allenthalben gegen 
ihre Obrigkeiten erhoben. 
An diesem Aufstande nahm auch der 
Pfarrer Johann Behr von St. Marienkirchen 
theil, er wurde dafür verhaftet und in 
das Gefängnis im kaiserlichen Schlosse in 
Linz abgeführt. 
Erst 1597 wurden-die Bauernunruhen 
gestillt und St. Marienkirchen dem Propste 
von St. Florian wieder 
zurückgegeben, welcher die 
Pfarre mit einem katho 
lischen Priester besetzte. 
Ende 1600 wurde die 
Pfarre abermals zu bese 
tzen, was zu Streitigkeiten 
zwischen der Vogteiherr 
schaft und dem Propste 
von St. Florian einerseits, 
und zu rohen Volksaus 
brüchen gegen den von 
St. Florian bestellten 
Pfarrer Caspar Jaubin- 
ger andererseits führte. 
Am 25. Februar 1601 
wollte der Propst Veit den 
neuen Pfarrer in seine 
Pfarre einführen und lud 
dazu den Vogt Wolfgang 
Jörger ein. 
Der Vogteiherr Jörger wollte aber von 
der Installation des neuen Psarrherrn nicht 
eher etwas wissen, bevor sich dieser nicht 
mittels Revers verpflichtet habe, die Jagd 
hunde der Herrschaft zu erhalten, sowie zum 
Unterhalt der Jäger beizusteuern, mit den 
Pfarrern zu Taufkirchen und Kallham einen 
! Heerwagen und den gebärenden Gehorsam 
I zu leisten. 
Diese Forderungen des Vogtes waren 
so außergewöhnliche, dass sie unmöglich 
eingegangen werden konnten, weshalb Jörger 
nicht zur Installation erschien. Jörger war es 
sichtlich darum zu thun, durch unerfüllbare 
Forderungen den Pfarrantritt zu verhindern. 
Dr. v. Ramps, Bischof von Passn» f.
	        
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