Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1902 (1902)

Diese Worte sprach sie so geheimnisvoll, 
als ob sich der Mund nur in wenigen Augen 
blicken schließen wollte sür immer. 
„Was denn, Mutter," sagte das Mädchen. 
„Kind, Kind, liebes Kind, heirate nur 
einen braven Mann, sonst bist du unglücklich." 
„Mutter!" 
„Paulin, versprich es mir." 
„Mutter!" 
„ Kannst du es mir denn nicht versprechen?" 
„Mutter!" 
Hatte sie das Wort noch vernommen, das 
ihr die letzte Bitte abschlug? Hatte der 
Himmel von ihr den Schmerz abgewandt, 
dass er sie noch erlöste? Gott allein weiß es. 
Was nützte es, wenn Paulin die Leiche 
mit Thränen begoss? Vergebens! Todte kann 
nur der wecken, der da Herr ist über Leben 
und Tod. Der Vater stand stumm neben dem 
Sterbebette. Was nutzte sein Geld, seine 
Stellung, er konnte die Todte doch nicht 
Arnn 2*egrments*3:ut>ilaum in Enns. 
Drei Licchtenstein-Kürassicre transportieren zehn französische Gefangene am Erzherzoge vorüber. 
„Deiner sterbenden Mutter, die dich 
liebt .... bis in den Tod?" 
Paulin schluchzte. Konnte sie „ja" sagen, 
dem Mutterherzen die letzte Liebesgabe brin 
gen? Sollte und musste sie es? 
Starr sahen die Augen der sterbenden 
Mutter auf das Kind, das sich zu ihr nieder 
beugte und unter Thränen hauchte: 
„Mutter, ich kann nicht." 
Und die Thränen sanken auf eine Todte. 
mehr zum Leben zurückrufen. Sie hatte es 
auch mit ihm so gut gemeint. Er sah es 
ein. Und wie hatte sie ihn gestern noch so 
innig gebeten, jeder andere solle Paulin be 
kommen, nie aber einer, der sich über Re 
ligion lustig mache und ein Spieler sei: Er 
hatte aber doch noch gestern zu ihr gesagt, 
dies verstehe sie nicht, sie, die Mutter. Ob 
ihv-',dies das Herz abgedrückt hatte? 
■ Er bebte bei dem Gedanken, bis er ihn 
ausschlug, es habe ja so kommen müssen, sie 
sei ja so schon krank gewesen. — —
	        
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