Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1901 (1901)

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meister, Herr Georg Gschwandtner, ließ es 
erneuern. Am 5. Juli wurde es aufgestellt 
und am 2l. Juli um 3 Uhr nachmittags 
vom hochw. Herrn Canonicus Franz Wein 
mayr eingeweiht. — 
So stehe denn fest auf Felsengrund, du 
kreuzgekrönter Stein, inmitten eilender Wogen, 
trotzend allen Gewalten — ein schönes Sinn 
bild der Kirche Christi, die alle Stürme 
überdauert, an deren Felsenbau sich noch alle 
ihre Feinde die Köpfe zerschellt. Das Kreuz 
ist auch dein Ruhm und deine Zier, deine 
Hoffnung und deine Stärke. Der Baum, 
der am Kohlstein am Fuße des Kreuzes 
wurzelt, ist ein Sinnbild der Menschheit, 
die nur beim Kreuz des Erlösers Ruhe und 
Frieden, Muth und wahres Heil findet. 
bcv ^Hlgeamtxrttergottes. 
Ein Altarblümlein von Ferdinand Zöhrer. 
¥9 
I. 
Gin Ehrentag 
der Pilger. 
mildfreündlicher 
Frühlingstag war 
der 24. April 1900, 
der Georgitag, ein so 
genannter „Bauern 
feiertag". Schon in 
den frühesten Morgen 
stunden herrschte auf 
den Straßen und 
Gaffen der Landes 
hauptstadt Linz, welche 
nach dem neuen Dome 
führen, ein recht be 
wegtes Leben. Fahnen 
flatterten von den 
Giebeln der Häuser, 
Blumenguirlanden zierten die Fenster und 
in der Nähe des neuen Domes wogte die 
Menschenmenge und harrte der Dinge, die 
da kommen sollten. Es war ja ein Ereignis, 
wie es Linz, die Donaustadt, seit den Zeiten 
der Kreuzzüge nimmer geschaut. Eine Halb 
tausendschaft oberösterreichischer Pilger, Män 
ner des treuen, deutschen, katholischen Volkes, 
wollten an diesem Georgitage nach dem heiligen 
Lande ziehen und auf dem Wege von Jaffa 
nach Jerusalem das alte Lydda berühren mit 
den Ueberresten einer einst prächtigen Krenz- 
fahrerkirche über dem berühmten Grabe des 
heiligen Blutzeugen Georg. 
Auf dem Vorplatze des neuen Domes 
wogte ein Wald von mit Tannengrün und 
Blumengewinden geschmückten Masten und 
auf ihnen flatterten im Morgenwinde die 
Fahnen in den Farben der Kirche, des 
Kaisers und Vaterlandes, denn zu anderen 
bekennt sich der österreichische wahre Katholik 
als Patriot nicht. Durch einen Triumph 
bogen an der Herrenstraße zogen die Scharen 
der Pilger nach dem Dome. Verwandte und 
Bekannte zogen mit ihnen und die zahllose 
Menge des Volkes wogte ringsum. 
Vom Mittelportale, das mit einem von 
Blattpflanzen begrünten Purpurbaldachin 
ausgeschlagen war, leuchtete eine Inschrift: 
„Im Schatten der geweihten Fahne möget 
ihr glücklich zu Jesu Stätten gelangen." 
Ja, das Fest ihrer Fahnenweihe wollten 
Oberösterreichs Pilger im Dome der Unbe 
fleckten begehen. Die Pilgerfahne ist ein 
Meisterwerk der Kunststickerei und gieng als 
solches aus der stillen Klosterzelle der ehr 
würdigen Tertiarschwestern in Linz hervor, 
die sich ja auf dem Gebiet der Nadelmalerei 
berühmt gemacht weit über unseres Landes 
Marken hinaus. 
Unter diesem Ehrenzeichen herzinnigen 
Glaubens an Gott, felsenfester Hoffnung 
auf Maria, den Meeresstern, und treuer 
Liebe zu Kaiser und Vaterland, zog Ober-
	        
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