Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1899 (1899)

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Furt über den Stillbach in der Gassen 
hinauf entflohen wären. 
Als sie beim Gassinger umsahen und die 
Stiller hinter dem Bache erblickten, schöpften 
sie wieder Athem und meinten das Lied der 
bei diesen häufig Kapellen und Kirchen, 
Uranfänge der späteren Schlösser, Pfarr- 
dörfer, Ortschaften, Märkte und Städte. 
So war es in Wendlgering und sämmtlichen 
Ortschaften der heutigen Pfarre Wendling 
wie Dözledt (Thassiloedt), Gugenedt (Edt 
des Kuno); Benesedt (Bernhardsedt), Grei- 
fenedt (Edt des Griffo), Steinet, Reiset, 
u. dgl. Durch Erbschaft, Heirat oder frei 
willige Unterordnung unter den Schutz eines 
Mächtigeren gegen böse Nachbarn und Ein 
fall fremder Feinde gericthen häufig mehrere 
Edelhöfe in eine Hand, welche dieselben zu 
besserer Verwaltung in mehrere Güter zer 
theilte und gegen Frohndienst an Leute ihres 
Gesindes überließ. So entstanden die Dörfer 
und aus diesen allmählig die Herrschaften. 
Zur Zeit der Ungarneinfälle bis zum 
Jahre 955, wo sie vom Kaiser Otto I. und 
dem hl. Bischof Ulrich bei Augsburg am 
Lech geschlagen wurden und nicht mehr kamen, 
war die Bevölkerung sehr dünn geworden. 
Stiller wäre bald wahr geworden, es wäre 
fast von Eber und Hunger zur Lanze ge 
kommen; und fort gieng es im leichten Trabe 
gen Wendlgering. 
II, 
Unter Blumen und Liedern. 
»mitten von Schilf und Binsenrohr lag 
das hölzerne Nest der Geringer 
zu St. Wendel. Das heutige Pfarr- 
gebiet hatte sicher schon zur Römers 
zeit Bewohner und der mittelalterliche 
Verkehrsweg über Pirnsteig, Zell», 
Pirnleithen mit der merkwürdigen 
Freithofwiese (eingesunkenes Feldlager 
, ■ in Erdhöhlen), Steinbruck u. s. w. 
mochte die Verbindungsstraße römischer 
Siedlungen decken. Nach Abzug der 
Römer und Besitzergreifung durch die 
Bayern, die Nachkommen der vordem 
nördlich der Donau seßhaft gewesenen 
und mit den Römern in beständiger 
Fehde gelegenen Markomanen, theilte 
der Bayernherzog Grund und Boden 
unter seine Getreuen. Diese rodeten 
Wälder, trockneten Sümpfe, und 
bauten sich inmitten ihres Besitze 
thums die Edthöfe oder Einschichten, 
Daher kamen Bevölkerungsnachschübe na 
mentlich aus Oberbayern, und so mag auch 
wenn nicht schon früher um diese Zeit die 
Familie der Geringer (Gero oder Spießtrager) 
mit ihrem Patrone St. Wendelin hieher 
gezogen sein. Ihr Wassernest lag in der 
heutigen Bäckerwiese, nördlich und nord 
westlich an steilen Ufern, während sich nach 
anderen Richtungen der Ausblick auf Wasser 
flächen und Sumpfboden eröffnete. Nördlich 
hieng es durch eine schmale Holzbrücke mit 
dem großen Meierhofe zusammen (Demel- 
wirth), der späteren oberen Taferne, daran 
reihte sich die Bäckerei, Käserei, das Amts 
haus, die Kirche, in welcher der Ortspatron 
St. Wendelin „rastete", die Wohnung des 
Messners am Vorplatze der Kirche, wo er 
die zu ihrem Nationalheiligen St. Wendelin 
herbeiströmenden Pilgrime zu bewirten hatte, 
woraus sich die untere oder Messnertaferne 
herausbildete, während die Wohnung selbst 
später den Geistlichen und Schulmeister
	        
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