Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1898 (1898)

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seine öffentliche Wirksamkeit in diesem Sinne 
begann aber erst, als er im Jahre 1875 vom 
Großgrundbesitz in die Bezirkscvmmission der 
Grundsteuer-Regulierung des Schätzungs 
bezirkes Ried gewählt wurde. Im Jahre 
1875 wurde er vom oberösterreichischen Land 
tage mit Stimmeneinhelligkeit in die Grund 
steuer - Regulierungs - Landescommission ge 
wählt, an deren Arbeiten er bis zu dem 
im März 1880 eingetretenen Abschlüsse 
derselben in so hervorragender Weise theil- 
genommen hat. Im Jahre 1878 wählte 
der Landwahlbezirk Schärding Doblhamer 
zum Landtags-Abgeordneten und ein Jahr 
später entsandten ihn die Landwahlbezirke 
Braunau und Rich in den Reichsrath und 
als im Jahre 1896 die neue fünfte Wahl 
curie für den Reichsrath geschaffen worden 
war, candidierte Doblhamer in dieser Curie 
und wurde fast einstimmig gewählt. In die 
näheren Details der Wirksamkeit Dobl- 
hamers einzugehen ist hier nicht der Raum, 
aber eines steht fest: durch seine öffentlichen 
Arbeiten hat sich Doblhamer um Vaterland 
und Volk Verdienste erworben, wie nicht 
bald einer. Er hat dem Volke von Ober 
österreich seine ganze Kraft geweiht, und 
obwohl bereits die Priester-Jubelkrone sein 
Haupt schmückt, arbeitet er in frischer Kraft 
weiter an des Volkes Wohl. Die Verdienste 
Doblhamers wurden auch von Kirche und 
Staat anerkannt. Er ist bischöflicher Con- 
sistorialrath und Ritter des Franz Josef- 
Ordens, außerdem Ehrenbürger von Sanct 
Georgen und Reichersberg. 
Drrs und bet Suton 
Ich war noch jung, doch zählte zu den Dichtern 
Der Freunde leichtzufried'ne Schar mich schon 
Und führte mich zu müden Bleichgesichtern 
In einen ambraduftenden (Salon. 
Ls knistert um mich her im Feierkleide, 
Seht nur das Fräulein hier so xalmenschlank 
Gin Brautschatz leuchtet d'ran von Gold und Seide; 
Papa nennt seufzend sie den Lassenschrank. 
Und dort frühreif von großen: Blaustrumpfrufe 
Schöne Mimi schwätzt; o ich bin stets gerührt, 
wenn sie ihr Glas wirft in die wafferkufe 
Und feuchten Aug's den „Taucher" declamiert. 
viel spitze Mündchen machen sie, die Schönen 
Und wie die Llfen sind sie weich und zart, 
Das wesen dort in lichten Farbentönen, 
Das ist wohl eine neue Wespenart? — 
Am Lcktisch lehnt ein Paar von alten Schlemmern, 
Dem's unter'm Lockenschnee noch- glüht und kocht, 
Daneben stottern perrn mit Nasenklemmern, 
Die einen Satz zu sprechen nie vermocht. 
Pier soll ich dichten und zwar auf der Stelle, 
Auf mein Gereim ist alles schon gespannt; 
Lin Sänger an des Priesterthumes Schwelle, 
Das ist ja doch gewiss interessant. — — 
Ich weiß, ihr fragt nicht viel nach meinem Perzen, 
Luch soll das Lied nur Nasenkitzel sein, 
Dem Lockenkräusler klaget eure Schmerzen, 
Der hat im Laden wohl Riechwässerlein I 
Ich blick' um mich, es ist schier zum verzagen, 
Da stößt ein Freund mich an mit seinem Fuß, 
So will ich's denn in Gottes Namen wagen, 
weil ich mir ja den Thee verdienen muss. 
Ich singe von dem kurzen Lrdenlenze, 
Der nicht das Leben beut, das er verspricht, 
Denn Todesmahnungen sind seine Kränze, 
Die Blume stirbt, wenn man vom Strauch sie 
bricht. 
was ewig blüht, stammt aus dem pimmelsgarten, 
Nur Gottes Gnade Leben uns verheißt, 
D'rum lasst uns ihrer immer sorgsam warten, 
Des Menschen Größe liegt in seinem Geist. — 
Lin Beifallärmen übertäubt die Worte. 
Sie klatschen sich, weil's Brauch, die pände wund, 
Da kommt zum duft'gen Trank die süße Torte 
Und jetzt wird mehr geklatscht noch mit dem Mund. 
Lrst hob Begeisterung die schweren Lider, 
Nun schießt vom Aug' der Strahl, ein scharfer 
Speer: 
„Das ist so eine seiner Schrullen wieder !" 
So flüstert es und kichert's um mich her. 
„Nicht übel! — Besser hätte ich's gegeben!" 
Sich eine Dame selbstgenügsam sagt. 
„Lr weiß halt gar zu wenig noch vom Leben!" 
Lin Rind mit sechzehn Sommern rührend klagt. 
Des pauses Wirt hat noch kein Wort verloren, 
Lr kraut sich sinnend mit der pand den Bart, 
Nun raunt er seinem Nachbarn in die Ohren 
Und seine Zunge wie ein Uhrwerk schnarrt: 
„Gedanken sind recht nett, doch mag verschonen" 
„Die Muse ihn mit ihrem Gauklerthum;" 
„Ich gönn' ihm lieber Rothschilds Millionen" 
„Als eines großen Dichters pungerruhm;" 
Mich brennt wie Rohlenglut das Roth der Riffen, 
Das also ist die Welt, die dich umringt ! 
Lrst war ich bös — d'rauf hab' ich lachen muffen: 
Ja, nur ein Thor wie du von so was singt! 
L. I. Berinanschliiger.
	        
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