Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1898 (1898)

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griff im letzten Moment ein neckischer Kobold 
dem Rad in die stählernen Speichen und 
schleifte es zweihundert Meter weit ins Feld 
hinein. 
Nur das eine Wort „Victor"! kam 
von Rosi's erblassenden Lippen, doch was 
war der berühmte Wolterschrei gegen die 
Fülle von Empfindung, die in diesem Rufe 
lag. Es geschah auch darauf etwas ganz 
Unglaubliches. Hupferl ließ sein Rad im 
Stich, hüpfte im towpo furioso auf das 
Fräulein zu, drückte zwischen seine Hände 
so fest die ihrigen, als hätte er zwei Lilien 
blätter für ein Herbarium zu pressen und 
stammelte athemlos: „Rosa, tragen Sie 
denn wirklich soviel Sorge für mein Wohl- 
ergeh'n" ? 
Die Liebliche antwortete 
schlug errathend ihre 
Mutter aber richtete 
Victor, hol'ns Jhna 's Radl wieda, sunst 
wird's nu heili g'stohl'n"! 
Der überselige Bursch holte sich aber 
an dem Tag noch etwas anderes als sein 
Radl und seine Augen haben angefangen 
zu - schwimmen, wie er vom Bürgermeister 
die Anerkennung erhält: „Herr Hupferl, 
Sie sind wirklich ein prächtiger Mensch, das 
habe ich schon beim Sängerfest geseh'n, wo 
Sie mir so wacker aus der Patsche geholfen"! 
Wie er ein halbes Jahr darauf in der 
Hauptstadt wieder mit seinem Busenfreund 
Schlüpft zusammenkommt, sagt er zu ihm: 
„Ich dank' dir recht schön dafür, dass Du 
einem Radl gerathen hast, aber ganz 
doch nicht gehabt damit, 
ir keine Abnahme gebracht, 
mahme und diese Zunahme 
Weiberl". 
Modernes Dichten. 
Wus willst um Geist dich und Genie 
Beim Dichten lrrnge plugen, 
A-ufs unbeengt dis Dhuntufis 
In tolle Muntren schlugen! 
Die Werfe setze glutt und fein, 
Ls ist der Dumen wegen; 
Dus überluss' den Lesern Dein, 
Geduntren dareinzulegen. 
L. I. Vermanschläger.
	        
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