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jedoch nur 40'"/ hoch aufzieht, so wird es den Arbitern
schwer fallen, die mitunter sehr schweren Werkstücke
mittelst Handbetrieb durch einen Krähn 27"/ hoch
auszuziehen.
Es wird daher beabsichtigt, in der Höhe einen
zweiten Steinaufzug aufzustellen und denselben durch
einen Elektromotor in Bewegung zu setzen, was durch
Anschluss an das zu legende elektrische Straßenkabel
mit Leichtigkeit auszuführen ist.
Otto Schirmer, Dombau-Architekt.
Aus diesem Berichte des Herrn Architekten geht
hervor, dass die Arbeiten rüstig vorwärtsschreiten, so
zwar, dass alle Aussicht vorhanden ist, dass im Jahre
1900 die „Kreuzsteckung" vor sich gehen könne. Kreuz-
steckung? sollte denn nicht der Thurm mit der üblichen
Kreuzblume seinen Abschluss finden? Der hochwürdigste
Bauherr sprach den Wunsch aus, dass auch an der
Spitze des neuen Domes, wie an allen Kirchthürmen
der Diöcese das Zeichen der Erlösung prange. Auf
diese Idee gieng der Baumeister Vincenz Statz bereit
willig ein und zeichnete sofort eine Skizze eines eisernen
Kreuzes. Durch dasselbe wird der Thurm eine Höhe
von 425 Fuß erreichen.
Was geschah aber im Jahre 1896 im Innern
des neuen Domes? Da ist wohl nichts zu be-
inerken, außer wir gehen in die Sacristei des Dom
capitels. Daselbst erblicken wir die von der Aktien
gesellschaft für Marmor-Industrie in Oberalm abge
lieferten Marmorarbeiten, dann die in der hiesigen
Bauhütte aus weißem Merlana Kalkstein sauber und
rein ausgeführten Zierarbeiten, darunter die prächtige
Steinrahme und der Tabernakelaufsatz. Auch die zwei
an der Mensa befindlichen Mosaikbilder, das Wunder
der Brotvermehrung, und die Segnung des Brotes
zu Emaus aus Neuhausers Mosaik-Werkstätte sind
bereits vorhanden. Nicht vorhanden ist leider noch
ein Drittel der Kostensumme dieses herrlichen Altares,
der im Jahre 1897 zur Aufstellung gelangt.
In der Bauhütte wird jetzt fleißig an der Fertig
stellung des heiligen Geist-Altares gearbeitet, so dass
auch dieser im Jahre 1897 vollendet erscheinen wird.
In der Gruft wurden im Jahre 1896 zwei Er
innerungszeichen frommer Pietät aufgerichtet, nämlich
das Denkmal für Bischof Ernestus Maria Müller,
welches aus schwarzem belgischen Marmor gearbeitet,
außer dem priesterlichen Embleme, dem Kelch und
dem Wappen des Bischofes, folgende Inschrift enthält:
Vivat Je8U8 f vivat Maria!
In memoriam Illmi ac Rmi D. D. Ernesti Mariae
Mueller, 8. Sanet. Prael. Dom., Solio Pont. Ass.,
8. Theologiae Doct., Episc. Linciensis VI. Qui natus
in Irritz dioeces. Brünens. 30. Jun. 1822, Presb.
20. Jul. 1846, Episc. 26. April 1885, vita functus
est 28. Sept. 1888. Vir vere pius, vere doctus:
SSmi Cord. Jesu eximius Cultor, operis celeberrimi
de Theol. Morali Auctor.
Zu deutsch: „Es lebe Jesus, es lebe Maria!*)
Zum Andenken an den hocherlauchten hochwürdigsten
Herrn ErneM Maria Müller, Sr. Heiligkeit Haus
prälat und Thronassistent, Doctor der hl. Theologie,
sechster Bischof von Linz;-geboren zu Jrritz, Diöcese
Brünn, am 30. Juni 1822, Priester am 20. Juli 1846,
Bischof am 26. April 1885, gestorben am 28. Sept.
1888. Ein Mann, wahrhaft fromm, wahrhaft gelehrt:
ein besonderer Verehrer des heiligsten Herzens Jesu,
Verfasser eines hochberühmten Werkes über die Moral-
theologie".
Am Abschlussbogen vor dem Hauptaltare der Krypta
wurde eine Gedenktafel aus Messing, sog. Nieuillo-
Platte, an den hochseligen Canonicus Georg Strigl,
den Spender des Grundsteines aus Jerusalem und
einen der ersten Wohlthäter des Dombaues, angebracht
Die Aufschrift lautet:
f .
In memoriam
Rmi. Dni. Josephi Strigl, Can. eccl. cathedr.
Lincien.
Oriundus ex Obernberg: excellens amore in 8. Ma-
trem Ecclesiam: Alumnatui episcopali Linciensi
quinque annos egregie praefuit: Seminarium pro
educandis ludi magistris condidit instituitque hae-
redem: omnium primus mille florenos pro hoc tem-
plo aedificando donavit: peregrinatus in terram
sanctam pro eodem lapidem fundamentalem e se-
pnlc.ro Deiparae Virginia excisum attulit: obiit in
Domino annos natus LXII die XIII. mensis De-
cembris MDCCCLVIII.
HOC PIE POSVIT FRÄNCISCVS MARIA
EPISC. LINCIENSIS, VOTA. EXSEQVENS
FRANCISCI IOSEPHI EPISCOPI.
(Chronogramm mit der Jahrzahl 1894, in welchem
Jahre die Tafel bestellt wurde.)
(Deutsch: Zum Andenken an den hochw. Herrn Josef
Strigl, Domherrn an der Kathedrale von Linz. Er
war gebürtig von Obernberg, hervorragend in Liebe
zur hl. Kirche; durch fünf Jahre ausgezeichneter ^Vor
steher des bischöflichen Alumnates; er gründete das
Schullehrerseminar in Linz und setzte es zum Erben
ein; als erster gab er tausend Gulden für diesen
Dombau; als Pilger in das hl. Land brachte er für
den Dom den Grundstein, gebrochen aus dem Grabe
der jungfräulichen Gottesmutter, mit; er verschied im
Herrn 62 Jahre alt am 13. December 1858. Dieses
Denkmal setzte ihm Franz Maria, Bischof von Linz,
in pietätvoller Erfüllung des Wunsches des Bischofes
Franz Josef.)
Eine sehr erfreuliche Nachricht können wir den
Freunden des Mariä Empfängnis-Domes mittheilen,
dass nämlich der Bauherr durch ein größeres Legat
in die Lage versetzt wurde, nun auch den Altar-Baldachin
in Angriff zu nehmen. Der unermüdliche Dombau
meister Statz ist jetzt daran, die Detailzeichnungen zu
diesem herrlichen Werke zu machen, über dessen Fort
schritt wir im nächsten Kalender näher berichten
werden. A. P. 4
*) Das war der Wahlspruch des sel. Bischofes Ernestus, der in seinen Anfangsbuchstaben auch am Wappen aufscheint.