Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1897 (1897)

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Städtchens dient heute als Herrschaftssitz der gräf 
lichen Familie Weissenwolff. 
Wir steuern hier im Fahrwasser der Geschichte 
und Legende. Am rechten Ufer, landeinwärts, leuchtet 
das gethürmte Schloss Tillysburg auf, das sich 
Werner von Tilly, der Neffe des berühmten Helden 
Tilly, erbaut hatte. Dort grüßen aus Waldesdunkel die 
Klosterthürme von St. Florian herüber. Hut ab vor 
diesem ältesten Heiligthum der Christenzeit im Lande 
ob der Enns. Nun öffnet sich der Blick auf den durch 
seine Geschichte ehrwürdigsten, durch seine Legenden 
heiligsten Boden des Landes. Einwärts des rechten 
Ufers ragt der gewaltige Stadtthurm von „Enns" 
heraus. Die bis in die jüngsten Zeiten in dieser 
Gegend fortgesetzten Ausgrabungen von Gebäude- und 
Ferd. Zöhrer, das in der kathol. Pressvereins- 
vruckerei in Linz erhältlich ist. (Preis gut gebun 
den 90 kr., mit Postzusendung franco fl. 1.— ö. W.) 
Heute saust der Blitzzug an Enns vorüber, das 
im Mittelalter, zu Zeiten der Ottokare von Steyr 
land und der Babenberger ein vielbesuchter Handels 
platz an der Donau war, der mit dem Aufblühen 
Wiens seine Bedeutung verloren hat. Heute träumen 
die Gefilde ringsum von ihrer großen Vergangenheit. 
Im Strome haben sich Inseln gebildet mit üppiger 
Vegetation. Vergissmeinnicht umblauen die Raine, 
Maiglöcklein duften unter dem Weidengetriebe und 
Erlengebüsch, an den Bäumen klettern Waldreben 
und wilder Hopfen hinan. Auf den Rinnsalen der 
Seitenarme blühen die Wasserblumen, das grüne 
Lnns. 
Bäder-Ueberresten, von Denksteinen und Eötterstatuen, 
von Urnen und Gerüchen, oft kostbar und edel, von 
Münzen und Medaillen in Gold, Silber, Erz und 
Bronze erzählen uns, dass auf diesen Gefilden um 
das heutige Enns, einst die große und reiche Militär- 
und Civilstädt Uauriaeum zu Römerzeiten geblüht 
hat, die in den Stürmen der Völkerwanderung zu 
grunde gegangen. Von hier aus, vom Bischofsitze 
Lorch, fand das Christenthum Verbreitung im Lande, 
hier starb der heilige Landespatron Florianus als 
erster Märtyrer auf Oberösterreichs Boden, hier 
wirkten die großen, heiligen Bischöfe Maximilianus 
und Rupertus, dann der heilige Donauapostel 
Severinus belehrend und bekehrend. 
Der Leser, der eine schöne Erzählung aus den 
ersten Zeiten des Christenthums auf diesem denk 
würdigen Boden vor seinem Geiste entwickelt sehen 
will, greife nur nach dem Buche „Florianus" von 
Wipfelmeer der Auwälder wogt hin und her und 
darüber blaut der Himmel und in seinem Lichte glänzt 
das Gemäuer der Burgruine Spielberg auf. 
„Mauthausen" ruft der Matrose des Dampfers 
aus und dieser hält bei der alten Zollstätte an, die 
ihre Amtspflicht zur Zeit des schon erwähnten Kreuz 
zuges 1189 zu strenge erfüllte und dafür mit Zer 
störung bestraft wurde. 
Am rechten Ufer bildet der berggrüne Enns 
fluss die Landesgreuze gegen Niederösterreich, 
während das linke Ufer bis unterhalb Grein 
noch oberösterreichisches Gebiet bleibt. Auf einer 
Anhöhe des rechten Users wird hierauf das auf 
gehobene Erlakloster sichtbar, während am linken 
Ufer Kirchen und Schlösser von den Bergen herab 
grüßen, die sich tiefer ins Land gestellt; den grünen 
den Strand dort säumen einige Ortschaften. Die Halb 
insel Grünau umschiffend gewahren wir auf einem
	        
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