Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1896 (1896)

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Erinnerungen an f Johann En. Laniprecht. 
Veneficiaten zu Maria-Brünnl bei Äav. 
von Konrad Hkkeinör. I 
s war am 20. Au- 
gust 1895 um 
3 Uhr nach 
mittags. Vom 
wolkenlosen 
Himmel sandte 
die Angustsonne 
ihre heißen 
Strahlen durch 
das untere Jn- 
thal. Da kam ein 
Leichenwagen 
herauf an der 
Landstraße von 
Sigharting 
gegen das Thor der Stadt Schärding. Der Zug 
bewegte sich hinunter über den Stadtplatz, hinaus 
durch das HMgenthor zu dem am Jnufer gelegenen 
Friedhof. Vom städtischen Rathhause wehte die Trauer 
fahne. Der Hochstrahlbrunnen ergoß sein helles Wasser 
in die Lüfte. Zahlreiche Priesterschaft gieng vor dem 
Sarge. Die Herren Bürgermeister Ludwig Pfliegl und 
Altbürgermeister Franz Reiß, beide Ehrenbürger der 
Stadt Schärding, folgten demselben, ihnen die Ge 
meindeausschüsse, der Platzcommandant, Vertreter aller 
Behörden und Vereine und das leidtragende Volk. Sie 
begruben ihren Ehrenbürger Johann Ev. Lamprecht, 
Beneficiaten zu Maria-Brünnl bei Rab, Jubelpriester, 
geistlichen Rath, Besitzer des goldenen Berdienstlreuzes 
mit der Krone, Correspondenten der k. k. Central- 
commisfion für Kunst-und historische Denkmale, unseren 
oberösterreichischen Topographen und Localgeschichts 
schreiber, den treuen Sohn der Stadt Schärding. Wo 
seine Wiege stand, da sollte auch sein Grab sein. Wir 
legen mit diesen Zeilen auf dasselbe einen Myrthen- 
kranz der Erinnerung. 
Johann Ev. Lamprecht wurde am 28. December 1816 
in dem ebenerdigen Hause Nr. 134 in der Neustift 
außer der Stadt Schärding unmittelbar am Friedhof 
an der Straße nach Passau geboren. Das Haus bezeichnet 
heute die von der Stadt Schärding ihrem Chronisten 
gesetzte Marmorlafel, ferner eine eingemauerte Kanonen 
kugel mit der Inschrift: „Weinbeere, welche am 26. April 
1809 von den Franzosen über den In geworfen wurde." 
Die Familie stammte vom Lamprechtgute zu Badhering 
in der Pfarre St. Florian am In. Der Vater, Michael 
Lamprecht, war Siadtgärtuer. In Lamprecht's Geburts 
jahr fällt die Rückkehr des Jnviertels an Oesterreich. Die 
Bürgerschaft von Schärding hatte harte Zeiten. Bei der 
Beschießung vom 26. April 1809 waren in der 
Stadt 158, in der Vorstadt 20 Häuser in den Flammen 
aufgegangen, darunter die Pfarrkirche, das Bürger 
spital, der Dechautshof. die vier Beneficiatenhäuser, 
das Landgericht, das Kastenamt, das Rathhaus mit 
der Schranne, sieben Brauhäuser. Vom Brande blieben 
nur der Eichbüchel mit dem Kapuzinerkloster und die 
Hintere Stadt von Haus Nr. 87 bis 127, auch das 
sogenannte Kehlhofer-, Lamprechts Vat rhaus, ver 
schont. Die bayrische Regierung baute zwar die Stadt 
pfarrkirche von Grund aus wieder auf. Allein es gab 
noch vieles zu schlichten und zu richten. Oesterreich litt 
an den Kriegsnachwehen. Eine Deputation von Schär- 
dinger Bürgern klagte dem Kaiser Franz I. öfters die 
Nothlage der Stadt. Sie erhielt zur Antwort: „Meine 
Kanonen haben euere Stadt nicht zusammengeschossen." 
Es kam nur langsam wieder alles in den alten Stand. 
Erst 1838 wurde der Thurm ausgebaut. 1839 erhielt 
er ein herrliches Geläute. Gregorius Thomas Ziegler 
spendete dazu 3000 Gulden. Eine von Lamprecht 
eigenhändig gravierte Tafel an der das Presbyterium 
abschließenden Mauer verewigt in der Stadtpfarrkirche 
das Andenken des edlen Bischofes. Der Dechantshof, 
durch lange Jahre ein mit Gestrüpp überwachsener 
Schutthaufen, erhob sich 1832 aus den Trümmern. Das 
Rathhaus erhielt in den Jahren 1875 und 1876 
seine jetzige Gestalt. Unter diesen Eindrücken verlebte 
Lamprecht feine Jugend. Er besuchte die alte Stadt 
schule am Platze. Eine der ehrwürdigsten Erscheinungen 
in seiner Vaterstadt war der bei der Bürgerschaft 
hochang-stehene Dechant und Stadtpfarrer Vincenz 
Sebastian Gresbäck, ehedem Benedictiner in Oberal- 
taich und Professor zu München, ein geborner 
Schärdinger. 
Im Jahre 1827 kamen zwei ehemalige Genie- 
Officiere zur Anlegung des Catasters nach Schärding. 
Einer von ihnen hieß Josef Wenig. Der Selige hat oft 
von ihnen gesprochen. Sein Vater trug bei der Map 
pierung die Meisapparate. Auch Lamprecht musste bis 
weilen Dienste leisten. Eines Tages fragte Wenig den 
Vater, ob es ihm nicht angenehm wäre, wenn er dem 
jungen Hans das Zeichnen lerne, da er hiefür Anlage 
und Geschick zeige. Der Vater hatte nichts einzuwenden. 
So gieng Hans in die Zeichenschule der Mappierungs 
officiere. Es war dies der Grundstein zu Lamprecht's 
nachmaliger topographischer Thätigkeit. Bald darauf 
erwachte in dem geweckten Knaben die Lust zum 
Studieren. Joseph Kitz mittler, vieljühriger Benefi- 
ciat, eine sehr populäre Persönlichkeit in Schärding, 
ertheilte ihm den ersten Unterricht in der lateinischen 
Sprache. Zu jener Zeit lebte im Stifte Kremsmünster 
P. Alexander Weißbrod aus einer wohlhabenden Kauf 
mannsfamilie von Schärding. Er starb am 24. Mai 
1840 als Pfarrer zu Adlwang. Derselbe nahm sich 
bereitwillig der in Kremsmünster studierenden Lands 
leute ans dem Juviertel an. Verwandte und Freunde
	        
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