Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1896 (1896)

wie ttt der Stadt nur die feinsten Herrenleute darin 
fahren. Was die Leute sagten, meinte der Straß 
söldner, musste so sein oder so werden, und war 
daher nicht wenig erstaunt, als Lore einst die Erklärung 
abgab, sie fahre mit dem Vetter gar nicht mehr in die 
Stadt, er sei auch ein Spiellump, der bis zum Abend 
läuten in einemfort spiele und dann gehe es so schnell 
heimwärts, dass man nicht wisse, wer zuerst ankomme, 
nämlich der kopfüber aus dem Wagen Geschnellte oder 
das geschundene Rösslein. Und als sie noch mancherlei 
dazwischen gebracht hatte, kam schließlich heraus, dass 
der lichte Leopold beim „Rösslwirt" die verschiedenen 
Männlein und Weiblein auf den Spielkarten gar 
nicht kenne. Durch natürlichen Instinkt war der 
Straßsöldner wieder darauf gekommen, dass der Uhr 
zeiger bereits beim Schlagen angekommen sei, da Lore 
noch beifügte, das wäre der einzige Mann auf der 
Welt, auf den sie was halte? 
Jetzt begriff er auch, warum 
die Botenlies immer sagte, 
schwarze Augen und gelbe Haare 
passten am besten zusammen. 
Während nämlich David spielte, 
setzte sich der lichte Leopold zum 
Vertreib der Langeweile neben 
Lore und brachte ihr bei, dass 
er eigentlich das Schaufelmachen 
gelernt habe. Da er aber beim 
Rösslwirt mehr einnehme, habe 
er das Schaufelmachen -auf 
gegeben, bis er wohin käme, wo 
das Holz billig wäre, dann 
könnte man sich schon etwas 
herausschlagen. Das kostet bei 
uns gar nichts, meinte Lore 
und seitdem galt es für aus 
gemacht, für sie tauge kein 
anderer, als der lichte Rössl- 
Leopold mit den blauen Augen 
und den gelben Haarringeln. 
Das war für den Vater gar: 
untröstliche Botschaft. Galt es 
ja bei ihm schon wie aus 
gemacht, dass Lore als Straß 
hoferin in dieses große Haus 
komme, und er sich daselbst behaglich im Großvaterstuhl 
niederlassen könne. Doch Lore blieb fest, dass sie einen 
Spiellump nicht möge, es habe ja auch deshalb der 
Doctor in der Stadt den unglücklichen Bruder und 
dann selbst den Vater aus dem Hause geschafft, und 
sie fürchte sogar, die Mutter stünde auf und jagte 
beide vor die Thüre. Dass nun der von Schicksals 
schlägen gebeugte Mann nachgab und Leopold ins 
Haus ließ, war das Schlimmste nicht, was Schlimmeres 
folgte nach. 
Davids Sinnen war immer nur dahin gegangen, 
Lore zur Herrin seines Hauses zu machen; als er sich 
nun so schmählich durch den Schaufelmacher aus der 
Schanze geschlagen sah, schlug seine Neigung zu Lore 
ins Gegentheil, in Groll, Hass und Rache um, wozu 
der Bergmört nicht wenig beitrug. Dessen Mutter war 
auch eine Straßhofer-Tochter gewesen und hatte ihrem 
Manne, einem Steinmetz, fünf Joch Gründe auf dem 
Berg sammt dem Steinbruch daselbst zugebracht. Da 
sie keine Schulden hatten und der Steinbruch viel 
abwarf, kamen sie bald zu Wohlstand, vergaßen dabei 
aber auf die Ruthe, welche sie für ihr einziges 
Söhnlein Martin von ihren zahlreichen Birken hätten 
schneiden sollen. Mört lernte das väterliche Hand 
werk nur halb, war dafür umso lieber am Spieltisch 
und Weinkrug im Straßhof und meinte daher, wenn 
David von der Lore ein Spiellump geheißen werde, 
so gehe das auch ihn an, und so was dürfe man sich 
von der hochnäsigen, herabgekommenen Studenten 
mamsell nicht gefallen lassen. Letzterer Ausdruck fuhr 
David wie böser elektrischer Funke in das Gehirn und 
so sagte er darauf, wirklich nicht, und so brachte 
eines Tages der Gerichtsbote die schriftliche Meldung 
in das Schauflerhaus, wie jetzt die Straßsölde hieß, 
dass die fünf Joch vom alten Straßhofer seiner 
. . . Rach langer Tagesarbeit saßen die beiden Mannsleute gern unter der Linde 
Tochter zum Leibgeding gegebenen Gründe, da sie 
bereits verstorben sei, bis Georgi zum Straßhof 
zurückfallen, iusoferne nicht das Gegentheil bewiesen 
werden könne. Dieses vermochte niemand im Hause, 
obgleich sie der Straßsöldner über zwanzig Jahre 
inne gehabt und zu hohem Wohlstand gebracht hatte. 
Allein, davon stand im Grundbuche gar nichts und 
das Wort Leibgeding hielt jeden Rechtsvertreter ab, 
sich länger mit der zweifelhaften Frage des ohnedies 
verschuldeten Hauses zu befassen, und so brachte der 
G.wrgitag eine große Schmälerung des Besitzes. 
Nach dem ersten Schrecken darüber, und da sich 
Leopold als tüchtiger Manu in seinem Fache bewies, 
meinte Lore, man solle nicht verzagen, und sang 
fortan, wenn die beiden Mannsleute nach langer 
Tagesarbeit unter der Linde saßen, um so öfter und 
beherzter das schlichte Gebirgslied vom Schäfer:
	        
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