Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1895 (1895)

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öfterreich in so vieler Hinsicht Großes gethan, nach 
Linz. Der hochwürdigste Bischof erzählte Hochdemselben 
von seinem Plane bezüglich der Errichtung eines 
Krankenhauses der barmherzigen Schwestern. Der 
Herr Erzherzog nahm die Mittheilung mit sichtlichem 
Interesse auf und erklärte: „Wissen Sie was, hoch 
würdigster Bischof, ich werde bauen, und zwar um 
mein Geld." So geschah es auch, und zwar in 
überraschend kurzer Zeit. Wohl kennend die vielen 
Schwierigkeiten, die der Räumung des Hauses von 
Seite des Militärs wie der Bauführung von Seite 
der Bureaukratie entgegentreten könnten, gab nämlich 
der Erzherzog an die Landesregierung die ämtliche 
Erklärung ab, er sei gesonnen, zur Herstellung eines 
Spitales die Summe von 20.000 st. C.-M. unter der 
Bedingung zu widmen, dass der Bau im Frühjahr 1841 
möglich gemacht und genau nach dem vom Erzherzoge 
gebilligten Plane ausgeführt werde. Diese Erklärung 
bewirkte, dass das Militär ohne Zögern das Kirch- 
stelter'sche Haus räumte und die Bureaukratie den 
Banplan nicht zu beanständen wagte. Am 25. Mai 
1841 wurde die feierliche Grundsteinlegung sowohl der 
Hauskapelle als des Spitales voni hochwürdigsten 
Bischof vorgenommen. Die mit dem Baue und über 
haupt mit der Errichtung des Spitales verbundenen 
Angelegenheiten und Arbeiten übertrug der hoch 
würdigste Bischof dem um die Linzer Divcese so ver 
dienten Herrn Augustin Rechberger, Professor, 
später Domherr, der auch zum ersten Direktor der 
barmherzigen Schwestern bestimmt wurde, und Herrn 
Di-. Josef Reiter, regulierten Chorherrn von 
St. Florian, der- bis zn seinem Ableben ein warmer 
Freund des Hauses blieb. Anfangs Oktober'waren 
die Reparaturen im alten Wohnhause und auch der 
Neubau vollendet, so dass das Spital den Schwestern 
übergeben werden konnte, welche am 15. October 1841, 
sechs an der Zahl, nach Linz kamen. 
Der Ban war nun vollendet, die Schwestern 
waren in das Haus eingezogen, allein es war keine 
Einrichtung und kein bares Geld vorhanden. Erzherzog 
Maximilian hatte zwar bestimmt, dass der Nest der 
von ihm gewidmeten 20.000 st. zur Bestreitung der 
ersten Einrichtung verwendet werden sollte. Aber wie 
es schon bei Bauten gewöhnlich geht, erhöhten sich, 
die Kosten um ein sehr bedeutendes, nämlich von 
14.000 auf 19.700 fl., so dass für die Einrichtung 
fast nichts übrig blieb. 
So musste denn die Jnstituts-Vorstehung lediglich 
im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung mit nichts, 
ja eigentlich mit Schulden anfangen, denn um die 
ersten unumgänglich nothwendigen Ausgaben zu decken, 
musste Geld aufgenommen werden. Hiebei war noch 
die höchste Vorsicht nöthig. Niemand durfte wissen, 
dass man sogar mit Schulden anfange, denn die 
vielen Gegner des Unternehmens, die ohnehin dem 
„Bettel-Institute" einen baldigen Untergang prophe 
zeiten, würden einen gewaltigen Lärm erhoben haben. 
Unverzagt begannen die Schwestern ihre Thätigkeit, 
um den Winter hindurch die Einrichtung des Spitales 
zu besorgen und die Spitalwäsche zu verfertigen. Das 
Unternehmen fand übrigens bald warme Theilnahme. 
Ueberraschende Schenkungen, bedeutende Geldbeiträge, 
welche die in den Pfarreien der Diöcese veranstaltete 
Sammlung einbrachte, halfen über die Anfangs 
schwierigkeiten hinweg. 
Am 30, Mai 1842 konnte die feierliche Ein 
weihung des Spitales durch den hochwürdigsten Herrn 
Bischof in Gegenwart des hochwürdigen Domcapitels 
und der weltlichen Behörden vorgenommen werden. 
Kaum 4var das Spital eröffnet, kamen schon Kranke. 
Im ersten Monate wurden gleich 44 aufgenommen, 
und zwar 30 weibliche und 14 männliche Kranke. 
Die Pflege der männlichen Kranken durch weibliche 
Ordenspersonen war damals in Linz etwas neues 
und deswegen kamen anfangs wenige kranke Männer. 
Die Zahl der verpflegten Kranken belief sich am Ende 
des ersten Jahres ans 332. 
Um in unserem Berichte nicht zu weitschweifig zu 
werden, wollen wir die mehr als fünfzigjährige Wirk 
samkeit der barmherzigen Schwestern nur kurz skizzieren. 
Obwohl das Spital nur einen Belagraum von vierzig 
Betten hat, wurden doch bis Ende des Jahres 1893 
mehr als 46.000 Kr a n ke in 900.000 Tagen verpflegt. 
Die Zahl der Nachtwachen im Spitale selbst betrug 
über 49.000. In diese Zahlen sind nicht eingerechnet 
die Verpflegstage und Nachtwachen bei auswärtigen 
Kranken. — Der Gesammtaufwand für die Errichtung 
des Spitales und die Pflege der Kranken beläuft sich 
auf nnhr als eine halbe Million. Es ist das eine 
riesig große Summe, wenn man bedenkt, dass die 
Schwestern mit Schulden beginnen mussten und dass 
somit diese Summe Geldes einzig und allein durch 
die christliche Wohlthätigkeit beigesteuert wurde. Die 
Pflege der Kranken ist nämlich stets unentgeltlich 
geleistet worden. Von den verpflegten Kranken sind 
circa 3600 gestorben. 
Es würde uns zu weit führen, wollten wir alle 
Wohlthäter namentlich anführen; allein dem größten 
soll hier ein kleines Denkmal christlicher Dankbarkeit 
gesetzt werden. Der erste Wohlthäter ist der hoch 
würdigste Herr Bischof Gregorius Thomas Ziegler, 
welcher der eigentliche Gründer des Spitales ist und 
der gar namhafte Spenden, so in seinem Testamente 
5000 fl., dem Spitale widmete. Der Erbauer ist 
Se. k. Hoheit der Erzherzog Maximilian von Este. 
An dritter Stelle müssen wir die oberösterreichischen 
Landstände und den Landtag nennen, die in der richtigen 
Erwägung, dass durch ein unentgeltliches Spital den 
Gemeinden eine große Last abgenommen werde, jährlich 
1050 fl. bereitwilligst spendeten. Zur Bestreitung der 
Kosten trug wesentlich bei die im Jahre 1844 für 
Linz und Urfahr bewilligte alljährliche Sammlung, 
wie der Opfergang in den Pfarrkirchen Oberösterreichs. 
Die erste Stiftung für zwei Krankenbetten machte der 
hochwürdige Herr Adolf Fätz, Abt von Schlägl, mit 
einem Capital von 2400 fl. C.-M. Es mögen hier 
noch die Namen jener Wohlthäter Platz finden, die 
mindestens den Betrag von tausend Gulden gespendet: 
Dechant Sebastian Baumgartner von Moosbach, Herr 
Gruber, Fabrikant in Linz, Herr Martin Dötz, 
Fräulein Maria Kreß in Linz, Domdechant Hasibeder, 
Beneficiat Weilnböck, Canonicus Treiblmayr, Pfarrer 
Johann Kimmerling in Eggerding, Gräfin Sophie 
Gilleis, Graf Heinrich Starhemberg, Frau Barbara 
Mayr Linz, Engelbert Pachmayr, Fräulein Anna 
Dutzler, Gräfin Eiselsberg, Pfarrer Adalbert Grammel-
	        
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