Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

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ist. Arbeit und Gebet verlangte daher dieser heilige 
Bischof auch von den Mönchen, die in seiner Diöeese 
ihre Klöster bewohnten. Rastlos sehen wir ihn thätig, 
die Klöster zu Heiligthümern und Schulen fest 
gegründeter Tugend emporzuheben, denn leiblich und 
geistig stützt und fördert er sie, soviel in seiner Macht 
liegt. Heilige Ordensmänner ruft er aus entlegenen 
Ländern, reiht sie den Mönchen ein und rasch und 
lebenskräftig wächst eine neue Generation von frommen 
und arbeitsfrohen Mönchen heran. Oft und oft ent 
schlüpfte seinem Munde der Seufzer: „O hätten wir 
doch Mönche!" Unwillkürlich drängt sich hier dem 
Leser der Gedanke auf, Gott habe 
dieses innigsehnliche Verlangen 
nach guten Priestern und from 
men Mönchen seinem treuen Die 
ner nach dem Tode noch dadurch 
belohnen wollen, dass an der 
Todesstätte desselben ein Kloster 
für Mönche erstand, die unter 
den schwierigsten' Verhältnissen 
ausharrten und nur durch die 
Gewalt wutherfüllter Protestan 
ten und leidenschaftlicher Kloster 
stürmer vertrieben werden konn 
ten, die aber nach all' diesen 
Stürmen durch Gottes Fügung 
wiederum in ihr längst ver 
wüstetes Heim zurückkehrten, nach 
dem es innige Verehrer des 
heil. Wolfgang von neuem auf 
gebaut hatten. 
Doch greifen wir der Ge 
schichte nicht vor. Eilen wir im 
Geiste zur Todesstätte des Hei 
ligen. Es ist ein Herbsttag des 
Jahres 994. Die Donau herab 
fährt ein Schiff. Am rechten 
Ufer des Stromes hält es jetzt 
an, und ein ehrwürdiger Greis 
schreitet in gebeugter, fast ge 
brochener Haltung, unterstützt 
von einigen Priestern der Ka 
pelle des heiligen Othmar in 
Pupping zu. Es ist der hl. Bischof Wolfgang von 
Regensburg. Das Schiff sollte ihn nach Pöchlarn hinab 
führen; dort wollte er mit dem Erzbischof Hartwich 
von Salzburg einen Gütertausch abschließen. Aber 
diesen Gütertausch sollte er nicht mehr erleben, der 
heilige Bischof sollte diese zeitlichen Güter mit den 
ewigen vertauschen, seine Reise in die Ewigkeit antreten. 
Im Dienste Gottes hatte er sein Leben zugebracht, 
im Hause Gottes wollte er sterben. Von einem heftigen 
Fieber bis zum Tode ermattet, war er sich bewusst, 
dass seine letzte Stunde nicht mehr ferne sei, da ihm 
der hl. Othmar vor feiner Erhebung auf den bischöf 
lichen Stuhl von Regensburg in einer Erscheinung 
voraus verkündet hatte, dass er nach 22 Jahren seinen 
Lohn im Himmel empfangen werde. Darum sah es 
auch der hl. Wolfgang als eine liebevolle Fügung 
der Vorsehung Gottes an, dass er in einer Kavelle, 
welche dem hl. Othmar geweiht war, fein Leben 
beschließen dürfe, um mit dem Heiligen, den er stets 
St. Wolfgang 
so innig verehrt hatte, im Himmel vereint zu werden- 
Der demüthige Bischof ließ sich vor dem Altare auf 
den Boden niederlegen, empfieng mit tiefster Andacht 
die heiligen Sacramente und richtete an die Um 
stehenden die eindringlichsten Mahnungen zu einem 
Leben aus dem Glauben, auf dass sie einst ruhig und 
selig aus dem Leben scheiden könnten. Noch einmal 
aus der innersten Tiefe des Herzen und mit der 
ganzen Liebesglut eines 'Heiligen übergab er, wie 
einst bei der Ablegung der Ordensgelübde, dem Herrn 
seinen Leib und seine Seele, und dann nahm der 
Ewige die Seele in seine Hände auf, um sie einzu 
führen in die Freuden des Him 
mels. Es war der 31. Oetober 
des Jahres 994. Durch die Fü 
gung des Allerhöchsten wurden, 
was auch der hl. Wolfgang, kurz 
bevor er seine reine Seele aus 
hauchte, vorausgesagt hatte, Erz 
bischof Hartwich von Salzburg 
und sein Begleiter Aribo, Graf 
von Andechs, durch einen Schiff 
bruch genöthigt, au das Land, 
zu steigen und donauabwürts zu 
wandern, und sie kamen bald 
nach dem Hinscheiden des Heili 
gen in Pupping an, wo Erz 
bischof Hartwich in der Kapelle 
das Herz und die Eingeweide 
des Heiligen beisetzte und für die 
Ueberführuug des Leibes nach 
Regensburg die nöthigen Anord 
nungen traf, welche auch nach 
sieben Tagen vor sich gieng und 
zu einem wahren Triumphzuge 
sich gestaltete ob der Menge der 
Theilnehmer und der Verehrung, 
welche den Ueberresten des Heili 
gen gezollt wurde. 
So war nun in unserem 
Heimatlande eine zweite Stelle, 
wo das Andenken an den hl. Wolf 
gang unauslöschlich fortleben' 
sollte. Tief drinnen in den Bergen 
des südlichen Oberösterreichs sind unzählige Wunder 
geschehen auf die Fürbitte des hl. Wolfgang, Zeugen 
der großen Verehrung, die das Volk ihm darbrachte; 
im Flachlande, an der breiten Wasserstraße der Donau 
gelegen, wurde der unscheinbare Flecken Pupping zu 
einem vielbesuchten Wallfahrtsorte; dort lebte Wolf 
gang ein heiliges Leben, hier starb er den Tod eines 
Heiligen. 
Anfangs ein Holzbau, wurde die Othmars- 
kapelle später aus Stein aufgeführt und stets war 
die Stelle, wo der hl. Wolfgang gestorben und die 
theuren Reliquien beigesetzt waren, von vertrauens 
vollen Pilgern umrungen. Die Besitzer der nahen 
Burg Schaunberg, die Grafen Sigmund, Ulrich, 
Wolfgang und ihr Reffe Georg, wollten die Wall 
fahrten noch mehr heben und beschlossen im Jahre 1476 
den Franciscanern von der strengen Observanz ein 
Kloster zu erbauen und die Kirche zu vergrößern. 
Der Ruhm des hl.. Johannes Capistran (f 1456)
	        
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