Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

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Hof vorüber, da sprich ein wenig vor, ich geleit dich 
ein Stückel. Und jetzt gute Nacht, Loisl, und glaube 
mir, ich meine es gut mit dir, als wärst du mein 
leibeigener Sohn". 
„Gute Nacht auch, Tannenhofbauer", sagte der 
Bursche mit bewegtem Gesicht, und sie löschten die 
Lampe und jeder gieng im Mondschein seiner Weg^ 
Griff wollte es Philomena noch erhaschen, verlor jedoch 
bei dem Gebaren das Gleichgewicht und stürzte mit 
verzweifelndem Aufschrei in die rauschende Flut, welche 
klatschend über dem jungen Körper zusammenschlug. 
Da traf es sich aber, dass oben beim Straßen 
gelände eben ein Manu des Weges kam, welcher die 
Versinkende gewahrte. In zwei Sprüngen war er 
Drittes Capitel. 
Die Heimkehr des Sohnes. , 
Strahlend gieng am anderen Morgen die Sonne 
auf, und von keinem Nebelstreif, und keinem Wölkchen 
geneckt, vollendete sie klar und leuchtend ihre Bahn. 
Jetzt war sie leuchtend hinter den Bergen verschwunden 
und rasch senkte sich die Dämmerung in's Thal. 
Liesbeth saß vor der Thür ihres Häuschens, 
während der Gatte rückwärts im Hofe beschäftigt 
war. Mcnerl, welche den Tag über das Erdäpfelfeld 
betreut, war jetzt noch schnell zum Flusse geeilt, um 
ein paar Wäschestücke zu reinigen. Etwa hundert 
Schritte vom Häuschen entfernt, führte ein schmaler 
Steig zu jener Stelle des Wassers hinunter, wo 
Menerl's Waschbänklein stand. Voll geschäftiger Eile 
machte sich das Mädchen an die Arbeit, und dabei 
glitt ihr ein Linneutuch aus der Hand. Mit schnellem 
unten, und mit dem dritten im Wasser und nun 
arbeitete er mit aller Macht, den Wellen ihre 
Beute zu entreißen. Es war ein Ringen auf Leben 
und Tod, bis es endlich der menschlichen Kraft gelang, 
über die Wildheit der Elemente zu siegen. Athemlos 
schleppte nun der Mann die vollkommen Bewusstlose 
über die steilen Stufen bis zur Straße hinauf. 
Lie-beths Häuschen war hier das erste, welches am Wege 
lag, und dorthin lenkte der Bursche seine Schritte, 
um die Gerettete zu bergen. Noch saß die Alte am 
Hausbänkchen draußen und wie erschrack sie über den 
Anblick, als ihr klar wurde, dass die triefende, ohn 
mächtige Mädchengestalt, von des fremden Mannes 
Arm umschlungen, ihr liebes Töchterlein sei. „Rasch, 
noch ist Leben in ihr", herrschte der Mann in dring 
lichem Tone, und im Fluge war ein Trapp Nachbars-' 
frauen beisammen, der Verunglückten mit der nöthigen 
Hilfeleistung beizuspringen. Der Fremde aber ward 
in das Nebenstübchen geleitet, und ihm trockene Kleider 
„Jesus, Maria und Joses" kani es von den Lippen der Alten, und klirrend lag das ihren Händen 
entgleitende Gesäß am Boden. (Text siehe S. 56).
	        
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