Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1894 (1894)

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Spital wurde unter Kaiser Josef II. aufgelassen, der 
Stiftungssond in Pfründen verwandelt. 
Machen wir einen.kleinen Sprung in die Beth 
lehemstraße, so erinnert uns das Nordico an 
die daselbst befindliche berühmte Lehranstalt, eine 
Stiftung der gräflich Starhemberg'schen Familie aus 
1690, in der sich adelige Jünglinge aus nordischen, 
deutschen und österreichischen Ländern befanden; sie 
waren uniformiert, hatten Hofmeister, Sprach- und 
Exercitienmeister wie im Theresianum von Wien; 
im Bergschlössl brachten die Jünglinge die Herbst 
ferien zu im munteren Spiel und frischer Luft. Die 
den Füßen, die Hemden und Röcke vom Leibe für 
die Feinde hergeben und das alles in lO.OOOfacher 
Anzahl. Sie thaten es gerne zum Besten und zur 
Rettung des Vaterlandes, denn sie waren Oberöster 
reicher. Als es licht geworden in Scheunen und 
Stallungen, in Kisten und Kästen, da mussten die 
Bürger zu Ehren der Franzosen auch noch festlich be 
leuchten. Das thaten sie aber mit Ingrimm im pa 
triotischen Herzen, denn die Linzer waren kaisertreu. 
Die Leser verzeihen diesen kecken Sprung in das 
Gebiet der Vaterlandsgeschichte und folgen mir über 
die Landstraße nach dem heutigen Reininger- 
Das prumrerstifts-Gebände i« gilt». 
im Nordico befindliche, nach dem Muster der unter 
irdischen Kirche zu Bethlehem erbaute prächtige Beth- 
lehemskirche zählte 14 Altäre, drei Orgeln, wurde 
1785 aufgelassen und abgerissen. In der Kapuziner 
kirche befindet sich am Marienaltar eine vergoldete 
Statue der Himmelskönigin, die einst in der Bethlehems 
kirche ein vielverehrtes Gnadenbild war. 
Wir setzen jetzt unsere Wanderung auf der Land 
straß e wieder fort. Vom H a s l m a y r'schen Hause fuhr 
im Jahre 1800 der französische General Moreau in der 
Equipage zum Theater, während die Bürger der Stadt 
und die Bauern der Umgegend Rosse und Wagen 
ausliefern mussten; während der General und seine 
Officiere an reichbesetzten Tafeln sich niederließen, 
mussten Bürger und Bauern Getreide, Mehl und 
Brot für die Mannschaft, Heu und Hafer für die 
Rosse herbeischaffen; in der grimmen Kälte des Winters 
mussten sie die Stiefeln, Schuhe und Strümpfe von 
hause. Wo zur Stunde unsere Hausfrauen im Winter 
warme Flanelldecken und Kotzen einkaufen, da keuchten 
einst vom Tanze erhitzte Damen nach Athem, und 
fächelten sich Luft zu, denn hier war das ständische 
Ballhaus. 
Wir sind zur alt enDomkirche gelangt, der einstigen 
Kirche der Jesuiten, die im heutigen Post- und Tele 
graphenamte ihr Collegium hatten, das 1773 auf 
gehoben wurde, während 1785 die Kirche als Kathedral- 
kirche des neuerrichteten Bisthums Linz erklärt wurde. 
Das heutige Gebäude des „Ob.-Oest. Volkscredit" 
ward nach einer heute noch im Vorhause befindlichen 
Inschrift 1632 als Gymnasium der Jesuiten ge 
gründet. Guido Graf Starhemberg, der berühmte 
Feldherr, gieng aus diesem Gymnasium directe auf 
das Schlachtfeld gegen die Türken, ein Beweis, dass 
er bei den Jesuiten sein Vaterland lieben und es 
schützen gelernt hatte.
	        
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