Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1893 (1893)

(66) 
für den munteren Jungen ein behagliches Nestlein 
im Ofenwinkel herzurichten. Denn zum zweitenmale 
hatte Freund Storch Einkehr gehalten in der niederen 
Hütte und das Wiegenbett musste für einen neuen 
Bewohner nun wieder frisch und sauber in Stand 
gesetzt werden. 
„Ja, liebes Heinele, kriegst ein munteres Brüderl 
oder etwa gar ein feines Schwesterlein," plauderte 
zu und gieng dann, munter mit den Vögelein um 
die Wette pfeifend, seinem harten Tagewerke zu. 
Desselben Weges brachten ihn seine Kameraden 
am Spätnachmittage zurück. Keiner sprach ein Wörtlein, 
das Entsetzen hatte ihre Sprache gebannt und nur 
hie und da drängte sich ein schwerer Seufzer aus 
der beklommenen Brust. Doch derjenige, dem sie da 
aus Aesten und Tannenreisig eine Bahre geflochten, 
Mathes mit seinem Jungen, als er an einem Feier 
abend nachhause gekommen war; „hei, was wird das 
für eine Lust werden, wenn ihr erst miteinander da 
draußen am grünen Rasen herumkugelt und tolles 
Wesen treibt." Heinele krähte vor Vergnügen, als 
habe er den Vater verstanden. Dieser aber setzte den 
Jungen auf den Boden und sagte zu dem eben ein 
tretenden Weibe: „So, lieb' Burgei, jetzt decke den 
Tisch. Möchte heute bald zur Ruhe, da ich morgen 
zeitig aus den Federn sein muss. Tief drinnen im 
Walde, fast an der äußersten Grenze, bedürfen die 
Holzknechte meiner. Habe ihnen heute meine Hilfe zu 
gesagt, da ihnen jäh ein Kamerad erkrankt und sie 
dringend eines Ersatzes bedürfen." 
Am anderen Morgen rief Mathes den zurück 
bleibenden Frauen noch ein herzliches „Behüt' Gott" 
er hatte für sein und seiner Lieben Unglück auch 
keinen Seufzer mehr. Er lag da mit ewig schweigenden 
Lippen und starren, gebrochenen Augen, welche das 
goldene Sonnenlicht, das glitzernd durch alle Zweige 
brach, nimmer zu blenden vermochte. Ein Baum hatte 
bei seinem jäh und unerwartet erfolgten Niederstürze 
den Mann so unglücklich getroffen, dass sofort sein 
Herzschlag stille stand. Nothburga stand unter der 
Thüre, als der traurige Zug der Hütte sich nahte. 
Ein Blick; sie wusste alles und mit gellendem Auf 
schrei sank das junge Weib ohnmächtig zu Boden. 
Am anderen Morgen lag ein junges Leben in 
der bereitgehaltenen Wiege. In der Holzschenne draußen 
jedoch fanden die Kameraden die übrigen Bretter der 
Fichte und zimmerten daraus zwei schlichte Särge. 
Ein Grab nahm zwei Leichen auf. Jung und alt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.