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theidigen versucht; als aber Johann immer roher
wurde, da trat sie plötzlich dicht zu dem ungeratheiien
Sohne und sagte mit thräneiicrstickter Stimme:
„Dein Wunsch, Johann, soll erfüllt sein. Ich
geh' fort und mich siehst Du nimmer. Aber Du
wirst es noch einmal bereuen, so mit Deiner Mutter
umgegangen zu sein, und Deine Kinder werden Dir
es vergelten, was Dil mir gethan!"
Damit gieng die alte Frau und kam nicht mehr zurück.
Einige Wochen später starb die unglückliche Greisin
im Spitale. Ihr Sterbebett umgaben nur die frommen
Krankenwärterinnen — ihr Sohn aber fehlte.
Kurze Zeit nachher wurde der Tischlermeister
Vater eines kräftigen Knaben. Seine Freude kannte
keine Grenze, zumal das Kind kräftig gedieh. Der
kleine Franz war nun schon sechs Monate alt ge
worden und obwohl er leiblich nichts zu wünschen
übrig ließ, so lvaren in geistiger Beziehung keine Fort
schritte zu bemerken. Das Kind lachte nie; wenn man
es kosend rief, beachtete es die Schmeichelworte nicht
und nie kam ein Laut, außer beim Weinen, über die
Lippen. Als der Knabe ein Jahr alt geworden, war
kein Zweifel mehr, dass das Kind blöd und taubstumm
war. Die Eltern waren tief unglücklich, zumal der
Blödling ihr einziges Kind blieb und selbst das Empor
blühen des Geschäftes vermochte ihren Schmerz nicht
zu lindern. In schlaflosen Nächten kam es dem
Tischlermeister oft in den Sinn, dass das die Strafe
für die Unthat an seiner Mutter sei.
Der kleine Franz war fünf Jahre alt geworden.
An einem Feiertage waren die Eheleute vormittags
fortgegangen. Als sie gegen Mittag nachhause giengen,
kamen ihnen schon die Nachbarn entgegen mit der
Meldung, dass in seiner Werkstätte Feuer ausgebrochen
sei. Und als der Tischlermeister bei seinem Hanse an
gekommen war, sah er, dass er im Verlaufe weniger
Stunden ein Bettler geworden. Alles hatte das gierige
Element verzehrt. Und die Entstehungsnrsache? Der
blödsinnige Knabe hatte Zündhölzchen gefunden und
die in der Werkstätte aufgehäuften Hobelspäne an
gezündet. — Und als die Flammen emporschlugen,
da hatte der Kleine voll Vergnügen immer neues
Brennmaterial hinzugetragen, bis die Flammen den
kleinen Brandstifter selbst ergriffen und ihn straften,
weil er sein furchtbares Spiel mit ihnen getrieben.
Schwerdtner sah in dem Unglücke einen Finger
zeig des Himmels. „Deine Kinder werden es Dir ver
gelten, was Du mir gethan", hatte seine alte Mutter
bei ihrem Scheiden gesagt und heute hatte sich ihr
Wort zum zweitenmale erfüllt.
Tiefe Reue erfasste Schwerdtner, der nunmehr
wieder zum Gesellen herabgesunken war. Er konnte
es zu nichts mehr bringen und im Armenhau.se endigte
er sein trauriges Dasein.
Der Segen der Mutter hatte ihn zum wohl
habenden Manne gemacht, seine Sünde gegen sie
machte ihn zum Bettler.
Nützliches
Brandwunden heilt man am schnellsten, wenn
man rasch einen Brei aus rohem Eiweiß, Leinöl und
saurem Rahm möglichst dick auf die Wunde streicht,
darüber reine, alte Leinwand, mehrfach gefaltet und
in Wasser getaucht, auflegt und das Ganze mit einem
trockenen Tuche zubindet. Nach je zwei Stunden nehme
man das trockene Tuch ab, feuchte das nasse Tuch,
ohne es wegzuheben, mit einem Schwamme tüchtig
an und binde den trockenen Umschlag wieder darüber.
Morgens und abends wird auch das feuchte Tuch sorg
fältig abgelöst und und so schnell als möglich zum
alten Brei neuer aufgetragen.
Vergilbte Wäsche kann leicht im reinsten Weiß
wieder hergestellt werden, wenn man dieselbe nach
ordnungsmäßigem Waschen in saure Milch legt, einen
Tag in derselben liegen lässt und dann die Milch
durch mehrmaliges Spülen wieder entfernt.
Zur Unterdrückung des Schlnchzens wird
als ganz sicher wirkend empfohlen, ein von einer
zweiten Person gereichtes Glas Wasser langsam zu
leeren und während dessen die beiden Gehörgänge mit
den Fingerspitzen fest verschlossen zu halten.
Ein billiges Pflaster. Das Meerrettigpflaster
(Mecrrettig wird bei uns Kren genannt) ist eines der
am schnellsten helfenden Mittel bei Kopf- und Zahn
schmerzen, bei Schwindel, Ohrensausen, Betäubung,
Brust- und Magenkrämpfen und Rückenschmerzen.
Man streicht den geriebenen Mecrrettig (Kren) auf
Leinwand in der Größe einer Hand, legt ihn auf
den Oberarm, auf die Waden, Fußsohlen oder in den
Nacken und lässt ihn solange dort wirken, bis man
ein beträchtliches Brennen empfindet.
Vogelscheuchen soll man — wie die „Dresdener
landwirtschaftliche Presse" hervorhebt — nicht das ganze
Jahr über stehen lassen. Sobald sie ihren Zweck er
füllt haben und die Vögel nicht mehr schaden können,
müssen sie entfernt werden. Der Vogel gewöhnt sich
dann nicht so leicht daran, so dass sie später wieder
ihren Zweck völlig erfüllen. Auch erreicht man da
durch, daß alle Vögel nicht das ganze Jahr den Garten
meiden, wodurch den schädlichen Jnsecten Thür und
Thor geöffnet bleiben würde.
Anreisen zu vertreiben oder zu vertilge».
Man nimmt einen trockenen Badeschwamm, streut
gepulverten Zucker hinein und legt ihn dahin, wo die
Ameisen sich aufhalten. Sie kriechen hinein: man kann
sie mit heißem Wasser tödten und den Schwamm, wenn
er trocken ist, wieder aufstellen. Aus Häusern und
Gärten kann man auch die Ameisen vertreiben, wenn
man an ihrem Nistorte in die Löcher Ofenruss streut.
Kopfschmerzen beseitigen die Negerinnen, welche
in der heißen Zone ganz besonders von diesem Uebel
heimgesucht sind, durch Auflegen und Befestigen von
durchschnittenen Citronen auf die Schläfen. Die Citrone