Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1893 (1893)

wenn wir aber ein rothes, bengalisches Feuer an 
brennen, da leuchten auf der betropften Felsenwölbung 
Helle Rubinen und glührothe Rosen scheinen sich hinab 
zuranken bis zum leuchtenden Spiegel der Flut. 
Nun am Karbachthal, wohin durch die Berg 
schlucht der Fremdling gerne zum Karbachfall zieht, 
vorüber, und wir stehen an den Felsenburgen des 
gemsenreichen Traunsteins. Ja, er steht vor uns, der 
vielbesprochene, vielbesungene Traunstein, mit dem 
mächtigen Bau seiner Glieder, am Fuße bespült von 
der lauen Flut, das ehrwürdige Haupt hocherhoben 
in die Lüfte! Auf seinem Scheitel flammt im Glanz 
der Sonne ein gold'ner Stern — die Windfahne am 
Fahnenkogl. Trotz seiner relativ geringen Höhe 
(1691 Meter) beherrscht der mächtige Steinblock des 
Traunsteins die ganze Vorpostenkette der Alpen, weit 
hinaus sichtbar in ganz Oberösterreich und den an 
grenzenden Ländertheilen. Der Traunstein ist mit dem 
Leben, Fühlen und Denken des Volkes aufs innigste 
verwachsen. So gilt er als Wetterprophet und General 
barometer für das ganze Land. Weit über die. Heide 
oder das Hügelland guckt der Obderennser kfin auf 
den Traunstein und weiß genau, wie er daran ist, 
wenn er die zwei Sprüchlein anwendet: „Hat der 
Traunstein keinen Hut (Wolkent, dann geht's gut," 
oder aber: „Hat der Traunstein einen Degen (quer 
darüber liegenden Nebelstreif), dann gibt's Regen." 
Es gibt ein eigenes „Traunsteinheimweh". Jeder, 
der von den Ufern des Gmundnersee's in die Fremde 
zog, ist glücklich, wenn ihm an wolkenlosen Tagen der 
ferne „Vater Traunstein" einen Gruß aus der schönen 
Heimat sendet und mit Allgewalt zieht es ihn hin 
zu ihm. Der dramatische Dichter Franz Keim hat ein 
schönes Dialectgedicht, „'s Traunstoan-Heimweh", ge 
schrieben, das folgendermaßen schließt: 
Da Traunstoan war mei' erster Schatz, 
Da war i nu a Bua, 
Da Traunstoan wird mei' letzter Platz, 
Da find' i g'wiss mei' Ruah. 
Der Traunstein heißt der „Pilatus des Salz- 
kammergutes"; denn kaum ein anderer Berg kann, 
von verschiedenen Seiteil gesehen, seine Gestalt so ver 
tauschen. Die drei Kogeln von Gmunden aus gehen 
bald über in zwei Kogeln, dann sieht man eine ab 
gestumpfte Pyramide, Kegel- und Sockelformen. Von 
manchen Stellen Oberösterreichs bilden die Contouren 
der Trannsteingipfel die Silhouette des unglücklichen 
Franzosenkönigs Ludwigs XVI. . 
Vom Traunstein bis Gmunden zieht sich am 
Fuße des freundlichen Grünberges die Ortschaft 
„unterm Stein" hin. Keine staubige Straße, sondern 
nur ein blumiger schmaler Pfad schlängelt sich längs 
des Strandes durch die Buchten hin. Rauschende 
Mühlen, Restaurationen mit Gastgärten, weiße 
Häuschen, die Fenster umrankt von üppigem Wein 
laub, niedere Schiffshütten am Ufer, wo der weiße 
Kiesel aus der seichten Flut schimmert, wechseln hier 
miteinander ab. H^r am Strand eine Ruhebank, 
überschattet vom grünen Sonnenschirm eines mächtigen 
Nussbaumes, dort am Wege ein Crucifix, wo an den 
Nägeln der Füße ein Strauß schöner Alpenblumen 
duftet, gepflückt von der braunen Hand der Sennerin 
droben in der weltfernen Gebirgseinsamkeit des 
L a u d a ch s e e's. 
Ein wunderliebliches Traunseebild ist dieser grüne 
Landstrich „unterm Stein" im Maienschmuck. Die un 
zähligen Obstbäume, die im Thalgrund beim Ufer 
stehen, sind überladen mit weißen und rosigen Blüten. 
Der See scheint umwunden von einem Brautkranz von 
duftiger Myrtenblüh'. 
Nun sind wir wiederum in Gmunden angelangt. 
Wer all' die beschriebenen Schönheiten auf einmal 
genießen will, der möge bei einer Dampfschiffrundfahrt, 
am besten nachts bei Vollmond, theilnehmen. Zwei 
Dampfer werden zusammengekoppelt und wie ein Paar 
stolzer Schwäne sausen sie durch die schäumenden Wogen. 
Vom Hafenstädtchen Gmunden, das im Lichte: glanz 
als Venedig an Miniatur erscheint, geht die Fahrt 
zum Jnselschloss Ort, wo der Thurm einen langen, 
schwarzen Schatten auf die Silberflut wirst, vorbei 
an der schlummernden Seebucht Altmünster und beim 
gespensterhaften Traunkirchen hinüber zu den weiß 
glänzenden Felsenruinen des Erlakogels und nach 
Traunkirchen. Dort wird nahe am Ufer Halt gemacht 
und die süßschmeichelnden, bezaubernden Töne eines 
Waldhornduettes zittern durch das geheimnisvolle 
Schweigen zum Ufer und das Echo trägt sie mit 
weichem Arm wieder zurück. Und wenn dann bei der 
Heimfahrt am Strande beim „Hoffen" oder in der 
„Ramsau" Pechfeuer emporlodern zum sternenbesäten 
Nachthimmel und ihre rothe Glut auf die schwarze See 
schleudern, während die Berge im mondbeglänzten, 
duftigen Nebelkleid das letztemal: „Gute Nacht" uns 
zunicken und der Männergesangsverein ein schmelzendes 
Schlummerlied erschallen lässt, dann muss sich der 
Fremde gestehen, dass er für Aug und Ohr wohl 
nirgends einen entzückenderen Genuss finden könne, 
als auf den Wogen des Traunsee's! 
Friedrich v. Traunsee. 
Mas neue Geld. 
Von Dr. Alfred Ebenhoch, Präsident des katholischen Volksvereines für Oberösterreich. 
jährend wir dies schreiben, setzen wir voraus, 
dass die sogenannten Valutavorlagen 
Gesetz werden. Es scheint dies keinem Zweifel 
mehr zu unterliegen. Bekanntlich haben Mitglieder 
aller Parteien gegen die Valutavorlagen Bedenken 
gehabt. Heute, da wir unmittelbar vor dem Gesetze 
stehen, ist es nicht mehr am Platze, diese Bedenken 
neuerdings zur Geltung zu bringen. Es bleibt nichts 
anderes übrig, als sich den Verhältnissen zu fügen 
und Gott zu bitten, dass er alles zum Besten lenke. 
Schauen wir uns nun das neue Geld 
näher an!
	        
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