Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1891 (1891)

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"ber Gemeindevertretung auszusprechen. Hierauf wurde 
die Deputation von der Erzherzogin in huldvollster 
und leutseligster Weise entlassen. 
Auch der Bezirksverband der Feuerwehren des 
Salzkammergutes hatte die Ehre, eine Glückwunsch- 
Adresse für Ihre kaiserliche Hoheit überreichen zu 
dürfen. Die prachtvoll ausgeführte Glückwunsch-Adresse 
enthält Landschaftsbilder aus dem Salzkammergute 
mit entsprechendem Text. Die Bilder sind vont Leiter 
der Fachschule in Hallein, Herrn Ferdinand Mühl 
bacher, entworfen, in Aquarell gemalt und geradezu 
meisterhaft ausgeführt, so dass sie die Bewunderung 
aller erregten, welche Gelegenheit hatten, dieselben zu 
sehen. Am gleichen Tage wurde auch eine Deputation 
des Kronprinz Erzherzog Rudolf Militärveteranen- 
Bereines von Excellenz Gräfin Kornis empfangen, 
um eine Glückwunsch-Adresse sämmtlicher Veteranen- 
Vereine des Salzkammergutes zu überreichen, welche 
in wohlwollendster Weise dankend entgegengenommen 
wurde. Die Adresse ruhte in einer bei August Klein 
in Wien prachtvoll ausgeführten Enveloppe. Wir gehen 
nun auf die schöne, Oberösterreich so sehr ehrende Fest 
seier selbst über. 
Der Vorabenö t>es Hochzeitstages in Ischl. 
Dienstag den 29. Juli abends trübte sich der 
Himmel, in Ischl regnete es, in Salzburg gieng ein 
Wolkenbruch nieder; die Jschler waren besorgt, dass 
der Festtag verregnet werde. 
Doch am Mittwoch den 30. Juli heiterte sich 
der Himmel aus. 
Die Erzherzogin-Braut verrichtete ihre hl. Beichte 
und hat dann mit der Gräfin Kornis in der Jschler 
Pfarrkirche der Frühmesse beigewohnt. Die Erzherzogin 
trug einen grauen Regenmantel und schwarzen Strohhut. 
Auf dem Wege von und zu der Kirche wurde sie von 
der Bevölkerung ehrerbietigst begrüßt und dankte leut 
selig für die Huldigung. 
Tagsüber am 30. kamen die vornehmen geladenen 
Gäste (deren Zahl 170 betrug) und alle erlauchten 
Mitglieder des ganzen kaiserlichen Hauses in Ischl 
an. Ebenso langten die letzten Hochzeitsgeschenke aus 
Oesterreich und aus dem Auslande ein, welche zwei 
Zimmer füllten. 
Am Abende brachte Ischl dem erlauchten Braut 
paare eine glänzende Huldigung dar. Mit Einbruch 
der Dunkelheit erstrahlten auf allen Bergspitzen, die Ischl 
umgeben, mächtige Höhenfeuer, welche die Berge selbst 
taghell beleuchteten. Die Zimnitz, das Ramsauer Ge 
birge, von denen jedes vier Feuer trug, sowie der Dach 
stein und auch die übrigen auf ihren Spitzen er 
leuchteten Berge waren unvergleichlich schön. Es 
war ein Feuerkranz von riesigen Dimensionen. Vom 
Gipfel des Schafberges aus zählte man 44 Feuer auf 
verschiedenen Höhen. Die Franz Josef-Warte auf dem 
Piriuskogel trug ein gewaltiges von der Kaiserkrone 
überragtes Monogramm, die Buchstaben des hohen 
Brautpaares in weißem und rothem Lichte. Zu beiden 
Seiten des Monogrammes stiegen von der Franz 
Josef-Warte fortwährend Raketen, Feuerkugeln in allen 
Farben und prächtige Fallschirme zum tiefblauen, 
wolkenlosen Himmel empor. Die Ufer der Traun an 
beiden Seiten, sowie sämmtliche über die Traun 
führenden Brücken waren mit weiß-rothen Lampions 
und färbigen Glaslämpchen, die sich im Wasser der 
Traun wiederspiegelten, prächtig beleuchtet. Der Mo- 
numental-Brunnen auf dem Franz Karl-Platze war 
gleichfalls mit zahllosen bunten Glaslämpchen geschmückt. 
In den Straßen waren zahlreiche Häuser mit Gas- 
Sonnen und den Namens-Buchstaben des hohen Braut 
paares in farbigem Lichte geziert. Der Glanz des 
Vollmondes fügte diesen prächtigen Licht-Effecten noch 
einen besonderen eigenthümlichen Reiz hinzu. Ischl 
schwimmt heute, schrieb ein Berichterstatter, „in einem 
Meere von Licht." In allen Straßen drängte sich bis 
in die spätesten Nachtstunden eine dichte, frohbewegte 
Menschenmenge, an einzelnen Orten, wie beispiels 
weise bei den Zugängen zur kaiserlichen Villa, vor 
dem Hotel Elisabeth, auf der Esplanade und über 
haupt die ganzen Traun-Ufer entlang kam man nur 
schrittweise vorwärts, der Wagenverkehr war stellen 
weise vollkommen unterbrochen. Dabei herrschte überall 
musterhafte Ordnung. Die Huldigung, welche Ischl 
abends den Majestäten und dem hohen Brautpaare 
darbrachte, war in jeder Hinsicht ebenso glänzend, 
als gelungen. 
Der Trauungstag. 
Am Donnerstag den 31. Juli morgens um 7 Uhr 
haben in der Hauskapelle der kaiserlichen Villa Ihre 
Majestäten Kaiser und Kaiserin, dann das hohe Braut 
paar der heiligen Messe angewohnt und die heilige 
Communion empfangen. 
Der Zudrang der Fremden war colossal. Er 
lässt sich beiläufig ahnen, wenn man bedenkt, dass 
am Bahnhöfe in Ischl am Vortage und Festtage zu 
sammen 10.000 Stück Karten ausgegeben worden sind. 
Um 7 Uhr früh begann der Aufmarsch der 
Feuerwehren und Veteranen Ischls und der Umgebung, 
welchen die Aufgabe oblag, durch die Bildung der 
Spaliere die Ordnung aufrechtzuerhalten. Um diese 
Zeit war bereits ganz Ischl auf den Beinen und das 
Leben und Treiben in den Straßen, das Auf- und 
Abwogen der Menge gestaltete sich immer lebhafter 
und bewegter. Von allen Seiten zogen die Feuerwehr 
männer von Ischl, Markt Aussee, Altaussee, Hallstatt, 
Obertraun, Goisern, St. Wolfgang, Pfand!, Sanct 
Gilgen und Ebensee — die Veteranen und die Sälinen- 
arbeiter von Ischl, Hallstatt und Ebensee, 1400 an 
der Zahl herbei und nahmen die ihnen angewiesenen 
Aufstellungen ein. Insgesammt waren mehr als 2000 
Personen bei der Spalierbildung verwendet. Sämmt 
liche Theilnehmer an dem Spalier trugen an der linken 
Brustseite schwarzgelbe Abzeichen. Man erblickte weder 
Polizei noch Gendarmerie, die Erhaltung guter Ord 
nung war ganz dem Volke überlassen, und es muss 
anerkennend constatiert werden, dass alles harmonierte 
und die Bevölkerung sich als die beste Polizei erwies. 
Knaben und Mädchen der Jschler Volksschulen im 
kleidsamen National-Costüme waren an verschiedenen 
Punkten, welche der Hochzeitszug passierte, aufgestellt, 
und hinter den Spalieren stand die Menge Kopf an 
Kopf. Die zahlreichen Tribünen waren bis auf das 
letzte Plätzchen besetzt, und an allen Fenstern, von
	        
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