Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1890 (1890)

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Jur Geschichte des kathol. Pressvereines 
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j er kathol. Pressverein, 
einer der unentbehr 
lichsten Vereine in der 
Diöcese, setzt Jahraus 
Jahr ein in aller Stille 
^ sein segensreiches Wir- 
ken fort. Man hört 
nichts von Versamm 
lungen, man liest 
nichts von Spenden 
und auffallenden Wer- 
ken, die er vollbringt. 
Die Ankündigung 
einer General 
versammlung und ein 
Bericht hierüber sind 
fast Alles, was den 
Verein zum Gegenstände öffentlicher Besprechung macht. 
Dagegen sendet er tagtäglich tausende von Blättern 
in das Land, die den Patriotismus pflegen, den 
Glauben und die Kirche in Schutz nehmen und die 
mächtigste Schutzwehr gegen die sittlich- und religions 
feindliche Presse sind, die leider selbst von denen mit 
großen Opfern gefördert wird, denen Glauben und 
Sitten doch noch viel gelten. 
Das Comite des Pressvereines betrachtet es darum 
als seine erste Pflicht, für die Förderung der guten 
Presse mit aller Kraft einzustehen. Es wurden auch 
bisher, ganz besonders aber im abgelaufenen Jahre, 
die größten Opfer gebracht, um namentlich das vor 
trefflich redigirte „Volksblatt" auch bezüglich seines 
Textumfanges auf eine den gegnerischen Blättern gegen 
über würdige Stufe zu bringen. In welcher Weise 
sich das Volksblatt bezüglich seines Umfanges ver 
größerte, das zeigen folgende Daten an: Im Jahre 
1886 war dasselbe 1594 Seiten, im folgenden Jahre 
1608 Seiten stark. Im Jahre 1888 wuchs die Seiten 
zahl schon auf 1738, während es im Jahre 1889 
bis Ende Oktober bereits 1564 Seiten, d. i. 
30 Seiten weniger, als im Jahre 1886 das ganze 
Jahr hindurch, zählte. 
Was aber die Vergrößerung unseres Tagblattes 
besonders kostspielig macht, ist der Umstand, dass sich 
das Jnseratenwesen noch immer fast ganz in den 
Händen der liberalen Zeitungsherausgeber befindet. 
Dieser Umstand sowohl, wie auch die Folgen der in 
den Blättern mehrfach besprochenen Lohnbewegung unter 
den Schriftsetzern, welche in einer beide Theile ziem 
lich befriedigenden Weise nunmehr beendet ist, haben 
das Comite dös kath. Pressvereines zu dem Entschlüsse 
gedrängt, den Abonuementspreis für das Volksblatt 
von Neujahr 1890 an um 1 fl. per Jahr zu erhöhen, 
wogegen das Blatt von Neujahr an regelmäßig sechs 
Seiten stark erscheinen wird. Wir bemerken noch, dass 
das Linzer Volksblatt trotz der Abonnementserhöhung 
von einem Gulden doch noch immer das billigste Tag 
blatt ist, indem selbst die amtliche Linzer Zeitung 
IX. 
jährlich ohne Amtsbeilage 12 fl. kostet und dabei 
der Zeitungsstempel wegfällt, der beim Volksblatt 
allein schon gegen 3 fl. ausmacht. Diese Vergrößerung 
des Volksblatt, die zum Theil schon seit einigen 
Monaten Platz gegriffen hat, versetzt die Redaction 
in die Lage, dem interessanten Theile mehr Raum 
und Aufmerksamkeit zu schenken und dasselbe in jeder 
Hinsicht anziehender und reichhaltiger zu gestalten. 
Die Abgänge, welche bisher durch unsere Blätter in 
der Vereinscasse entstanden sind, wurden jedesmal 
aus dem Reingewinn gedeckt, der erübrigende Rest 
desselben aber zur Verzinsung und Verminderung der 
Passivschuld verwendet. Wie langsam es jedoch mit 
der gänzlichen Tilgung derselben geht, das zeigt 
wiederum der Rechnungsabschluss, welcher der General- 
Versammlung vorgelegt wurde. W 
Die General-Versammlung wurde am 
8. -April 1889 unter dem Vorsitze des Obmann- 
Stellvertreters PI. Tit. Canonicus Leop. Dullinger 
abgehalten. Der Herr Obmann PI. Pit. NsZr. Anton 
Pinzger war durch Krankheit verhindert, an der 
Versammlung theilzunehmen. 
Nach dem vom Vereinscassier Pit. Herrn Adolf 
Schmuckenschläger erstatteten Rechenschaftsberichte 
betrugen die Einnahmen der Druckerei 44.582 fl. 66 kr., 
die Ausgaben 44.486 fl. 45 kr., und es zeigt sich 
ein barer Cassarest von 96 fl. 20 l / 2 kr. Unter obiger 
Summe der Ausgaben befindet sich eine Post per 
700 fl., welche zur Amortisation der Hypothekarschuld, 
und eine weitere per 2347 fl. 33 kr., welche zur Ver 
minderung der Currentschuld verwendet wurde. Die 
größte Last ist noch immer die bis zur Stunde mit 
5 Percent verzinste Hypothekarschuld. Der vom 
Vereinscassier erstattete und von den Rechnungs 
revisoren geprüfte Rechenschaftsbericht wurde von der 
Versammlung einstimmig genehmigt. 
Nachdem der Schriftführer über den Geschäfts 
gang und die wichtigsten Vorgänge in der Druckerei 
berichtet hatte, gelangte die Frage zur Erörterung, ob 
sich das monatlich dreimalige Erscheinen der Katholischen 
Blätter für den Verein und die Druckerei als vortheil- 
haft herausstelle. Mehrere Anwesende ergriffen hierzu 
das Wort und wurde schließlich der Antrag „die Katho 
lischen Blätter sollen von Neujahr an wieder viermal 
im Monate erscheinen" zum Beschlusse erhoben. 
Der Vorsitzende gieng nun über zur Besprechung 
der für den Verein höchst wichtigen Errichtung der 
Druckerei-Filiale in Wels. Er betonte die Nothwendigkeit 
dieses Unternehmens namentlich für die Herausgabe 
eines conserv. Welser Blattes, welches als „Welser 
Zeitung" seit Neujahr 1889 erscheint. Um dessen 
Zustandekommen haben sich Herr Stadtpfarr-Cooperator 
Flotziuger und Hr. Baumgartner, Vorstadtpfarr- 
Cooperator und Redacteur des Blattes, beide in Wels, 
große Verdienste erworben, wofür ihnen die Ver 
sammlung den Dank aussprach. Der Vorsitzende 
verlas hierauf die Namen jener PI. Pit. Wohlthäter,
	        
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