Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1886 (1886)

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Durch die Bulle Papst Bouifaz IX., ddo. Rom 
XVII. Kal. April 1400 erhielt Abt Konrad III. für 
sich und seine Nachfolger den - Gebrauch der Pontifi- 
ealien (Insul, Ring, Stab und Pontifical-Schuhe und 
Handschuhe). Weil diese kirchliche Auszeichnung der hl. 
Abt Konrad noch nicht besessen, deshalb stellt ihn unser 
Bild auch dar, wie ihm in seiner Verklärung erst die 
Engel die Pontifical-Jnsignien darreichen. 
Unter Abt Simon wurde die Klosterkirche aber 
mals erweitert und 1444 weihte er einige neue Altäre 
ein. Auch die zum Stifte gehörigen Kirchen Zell am 
Moos, St. Wolfgang und Oberwang wurden damals 
restauriert. Auf Simon folgte ein womöglich noch 
tüchtigerer Abt in der Person des ?. Benedict Eck. 
1470 begann er die Stiftskirche zu restaurieren; er 
vergrößerte und änderte sie in solchem Grade um, 
dass sie wie aus den Fundamenten neugebaut 
zu sein schien. Sie wurde anno 1487 durch den 
Weihbischof von Passau, Albert, unter großer Feier 
lichkeit eingeweiht. Interessant ist, dass dieser ausge 
zeichnete Mann am Tage des hl. Benedict geboren, 
an einem 21. März zum Priester geweiht, zum Prä 
laten erwält und am 21. März 1499 in die Ewigkeit 
abberufen worden ist. Ihm folgte ein gebürtiger Mond- 
seer P. Wolfgang Haberl, als Abt. Kaiser Max I. 
hatte diesen Abt so lieb, dass er ihn nur „seinen 
Mönch" zu nennen pflegte. 
Im Jahre 1506 kam die Herrschaft Wildeneck 
und damit zugleich Mondsee aus der bayrischen Landes 
oberhoheit unter die österreichische. Als Kaiser Max 
nach St. Wolfgang eine Wallfahrt unternommen/) blieb 
er in Mondsee über Nacht; ein Mondseer Mönch musste 
ihm auch sein Testament abfassen. Dieser ebenfalls höchst 
tüchtige Abt starb 1521 an der Pest, welche damals 
in und um Mondsee gar heftig regierte. 
Die Zeit des Abfalles zum lutherischen Glauben 
überstand Mondsee verhältnismäßig sehr gut, da es 
stets ausgezeichnet fromme, echt katholische Männer zu 
Vorstehern hatte. 
Vom Jahre 1616—1636 regierte AbtMauritius 
Faber, welcher anno 1626 den Hochaltar herstellen 
ließ, wie er jetzt noch steht. 
Unter Abt Amand Göbl, ein gebürtiger Mondseer 
und von seinen Mitbrüdern im Jahre 1698 einstimmig 
erwält, hatte das Stift viel zu leiden durch Hungers 
not , Kriegsgefahr, Hagelschlag in vier aufeinander- 
und Hochamt), endlich an den drei goldenen Samstagen. Außer 
dem sind an dieser Kirche ein hl. Amt und zwei hl. Messen 
jährlich gestiftet und sind neuestens die Abhaltung hl. Aemter 
amMichäli- und Martinita ge aus uralter Zeit resuscitiert 
worden. Den 6nltns psrpstnus demonstrieren ferner der Bolks- 
mund, der immer nur vom „heiligen Konrad" spricht; ein 
schönes Freskogemälde „Marter des hl. Konrad" in der Pfarr 
kirche St. Wolfgang; Bilder in der Seecapelle am Mondsee und 
in der Martercapelle, Altarbild in. der Konradikirche wie es 
oben Seite 69 zu sehen, ein Bild in der Kirche Mondsee: „Die 
Hebung des hl. Leibes" u. s. w. Ferner, dass in den Pfarreien 
um Mondsee Biele den Namen „Konrad" führen u. dgl. A. d. R. 
y Auch Kaiser Leopold I. wallfahrtete anno 1683 nach 
St. Wolfgang und — merkwürdig genug — gerade an diesem 
Gnadenorte erhielt er die Nachricht von dem herrlichen Siege 
der Christen über die Türken bei Wien. (Siehe Pressvereins- 
Kalender 1883). 
folgenden Jahren und Wasserschäden. Dieser Abt 
restaurierte das St. Ulrichkirchlein auf dem Hügel bei 
Mondsee; es wurde jetzt der seligsten Jungfrau Maria 
unter dem Titel „Maria Hilf" geweiht und bald eine 
noch bis zur Stunde viel besuchte, gar liebe Wall 
fahrt daraus. 
Abt Bernhard Lidl aus Ischl, welcher 1729 
erwält wurde und 44 Jahre regierte, vollendete 1730 
die Kirche St. Laurenz in Wasserloos,- an der Westseite des 
Mondsee, welche sein Vorgänger Abt Gerard Stadler 
(1723—1729) zu bauen angefangen hatte. Er erhielt 
sehr viele Reliquien (darunter solche vom hl. Benedict, 
vom hl. Pirmin, vom hl. Bernhard u. s. w.) ja auch 
vier ganze Leiber, nämlich 8t. Liberatus M,, St. Cas 
tus M„ St. AcademeraV. M., St. Praeiectitia V. M. 1 ) 
wie wir sie noch heute neben dem Tabernakel des Hochaltares 
. sehen, ausRom; er verfasste.die Geschichte von Mondsee 
(Cronicon Lunaelacense); er bekleidete sehr hohe geist 
liche und weltliche Aemter,ward mit besonderen Missionen 
betraut, feierte 1745 das 600jährige Jubiläum des 
hl. Konrad und 1748 das Millennarium des Stiftes, 
bei dem selbst ein Cardinal, nämlich Graf Lamberg, 
im Stifte anwesend war; er liess die große, herrliche 
Glocke umgießen, ihr Gewicht von 70 auf 80 Centner 
erhöhen; er erbaute in der Stiftskirche fünf neue 
Altäre und die Orgel. Besonders zeigte dieser große 
Abt auch einen heiligen Eifer für den -katholischen 
Glauben. Als im Jahre 1752 in Oberösterreich 33 
Missionsstationen gegen die geheimen Umtriebe des 
Luthertumes^) errichtet wurden, ließ er beständig 
mehrere seiner Mönche als Missionäre verwenden und 
unterstützte das Werk des hl. Glaubens bereitwilligst 
mit den auferlegten Gaben. Es waren z. B. zwei 
Benedictiner von Mondsee als Missionäre in Vöck 
labruck; einer (P. Konrad Orlitsch) in Attnang; 
P. Michael Struggl in Sicking (Pfarre Desselbrnnn), 
ferner die PP. Stephan, Ulrich, Ludwig und Johannes 
thätig. Am 4. Sept. 1773 starb er hochbetagt und 
außerordentlich reich an Verdiensten für Zeit und 
Ewigkeit. 
Im Chronicon heisst es pag. 447: 
Mense Augusto 1731 Bernardus Abbas celebravit 
Translationem 88. Corporum Academerae et Praejee- 
titiae MM., quae idem Abbas in scriniis cupro deaurato 
argentoque,obductis incliisit. 
In der Authentik: 8aemm corpus et ossa sanctae A ca- 
temerae Martyris „nomine proprio“ cum vase sanguinis, 
reperta Inscriptione Marmorea in lapide sepulcrali: Acate- 
mera D. J. P. XII. K. Febr. extracta de mandato S. M. 
Alexandri VII. ex Coemeterio Cyriaco. 
In der 2. Authentik: Corporus & ossa S^y. Praejec- 
ticiae Mart, „nomine proprio“ cum vase sanguinis et la 
pide sepulrali, in qua legitur Inscriptio sequens: Praejecticia 
in Paed Q. 
Und pag. 450 heisst es: 
Anno 1736, Dominica in Aldis Bernardus Abbas ador- 
navit ss. Corporum Liberati et Casti MM. Translationem. 
In der Authentik heisst es: Corpus 8. Casti Martyris 
„nomine proprio“ desumptum ex Coemeterio S. Callipodii. 
In der anderen Authentik: 8. Corporus S. Liberati 
Martyris „nomine proprio“, quod desumptum ex Coemeterio 
Calepodii cum vase sanguinis vitreo ...Ad. R. 
2 ) Wie nothwendig diese Missionen gewesen, zeigt die seit 
her dennoch erfolgte Errichtung von Bethäusern in Ruzenmoos 
(unweit Sicking), Vöcklabruck, Gmunden, Attersee.
	        
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