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Ueberdies nahmen an derselben theil: Die Generale Bolzano unb Beres, sowie Stabs-
offieiere und sämmtliche Commandanten der in Linz garnisonierenden Truppenkörper; Fürst
Metternich; die sämmtlichen Stiftsprälaten mit Ausnahme des Prälaten von St. Florian, der
wegen der feierlichen Vesper des Floriani-Festes nach Hause eilen musste; der Präsident des
Landesgerichtes Klier, der Hofrath Christ der Finanzdirection, der Oberpostdirector Klimesch, Statt
haltereirath von Edtmair, Bezirkshauptmann Hauer, der Landeshauptmann-Stellvertreter R. von
Dierzer, die Landesausschüsse Baron Pereira und Dr. Naschberger, die Mittelschuldirectoren,
Dombauconducteur Schirmer, drei Neffen des Hochwürdigsten Bischofs aus Wien, dann der
Bürgermeister und die zwei Vicebürgermeister von Linz, sowie der Bürgermeister von
Urfahr, welche die Sitze gegenüber dem Hochwürdigsten Bischof innehatten, der kaiserliche Rath
Thum nebst einer großen Zahl von Mitgliedern des Clerus, von denen auswärtige und einheinüsche
Würdenträger schon oben genannt wurden. Gegen Ende des Festmahles erhob sich der Hochwürdigste
Bischof und sprach folgenden schönen Toast:
„Es ist keine Gewalt, außer von Gott, und die, welche besteht, ist von Gott angeordnet worden
(Rom. 13. 1.) Aber zwei höchste Gewalten hat Gott in der Welt zum Wohle der Menschen angeordnet: die
Kirchengewalt und die Staatsgewalt, durch deren harmonisches Zusammenwirken die geistlichen und materiellen,
die ewigen und zeitlichen Interessen der Völker besorgt und befördert werden.
In kirchlicher Beziehung verehren und lieben wir auf dem Stuhl Petri in unseren Tagen den
großen Nachfolger des großen Pius, einen Hohenpriester, der ausgezeichnet ist durch alle Vorzüge des Geistes
und des Herzens: eine hellstrahlende Leuchte der Weisheit und Tugend; ein weiser und unermüdlicher Förderer
der Wissenschaft, nicht blos der heiligen, sondern auch der profanen; ein muthiger Vertheidiger der Rechte und
Interessen der Kirche, Milde mit Festigkeit wunderbar vereinigend; ein wahrer Vater der katholischen Christen
heit; ein Apostel für die Heidenvölker.
Auf dem Throne unsers ruhmgekrönten Herrscherhauses, von Allerhöchstdem ein erhabenes und hoch
verehrtes Mitglied unser heutiges Fest durch Hochdesselben Anwesenheit in der herablassendsten und liebens
würdigsten Weise zu unserer größten Ehre und Freude verherrlichet, verehren und lieben wir unsern hoch
herzigen, frommen, wahrhaft katholischen, apostolischen Kaiser, den edelsten der Fürsten, den besten der Monarchen,
den wahren Vater seiner in inniger Liebe ihm ergebenen Völker, dessen Herz voll Liebe sich in Werken der
Liebe erschöpft. Mein hochseliger Vorgänger hat mehr als einmal zu mir gesagt: „Ich hoffe zuversichtlich, der
liebe Gott wird unsern guten Kaiser noch recht sehr segnen und ihn noch viele Freuden erleben lassen, weil er
ein so edles Herz hat und sich im Spenden der Wohlthaten ganz erschöpft."
Wenn ich an dem heutigen Feste mit so inniger Verehrung und Liebe Seiner Heiligkeit des Papstes
und Seiner Majestät des Kaisers gedenke, so geschieht es im lebhaftesten Gefühle des Dankes, und die Ver
anlassung dazu liegt in dem Feste selbst, da durch das übereinstimmende Zusammenwirken der beiden höchsten
Gewalten in Kirche und Staat der Wille Gottes bei der Besetzung des bischöflichen Stuhles in Linz sich voll
zogen hat.
Möge Gott unsern heiligen Vater mit seiner allmächtigen Hand schützen und schirmen, bei allen Unter
nehmungen kräftig unterstützen, seine apostolischen Arbeiten mit den schönsten und reichsten Früchten krönen,
ihn unserer heiligen Kirche als mächtigen Hort, als liebreichen Vater, als schöne und herrliche Zierde noch
viele Jahre in der Kraft der Gesundheit und im ungetrübten Wohlsein erhalten! Möge Gottes Güte segnend
über unserem apostolischen Kaiser walten, ihn zum Troste, zur Freude und zum Ruhme seiner Völker, zum
Wohle unseres geliebten Vaterlandes, zum Segen für seine Unterthanen noch recht lange erhalten, schützen und
schirmen, vor allem Ungemach bewahren, und mit himmlischen Gnaden und Segnungen überhäufen. Von diesen
Gesinnungen beseelt und geleitet, gebe ich mir die Ehre, auf das Wohl Seiner Heiligkeit Leo XIII. und auf
das Wohl Seiner Majestät Franz Josef I. ein dreimaliges Hoch auszubringen."
Ein weiterer Trinkspruch wurde nicht mehr ausgebracht, und bald darnach wurde die
Festtafel aufgehoben.
Abends 8 Uhr brachte die Militärcapelle dem Hochwürdigsten Bischof vor seinem Palais
eine großartig schöne Serenade. Der schöne Tag war vollendet, an dem Oberösterreich, und ganz
besonders die Landeshauptstadt den neuen Bischof geehrt, wie innige Liebe und freudige Hoffnung
es ihnen eingegeben.
So also ist der Sohn des braven Musterlehrers von Jrritz von Stufe zu Stufe empor
gestiegen; so ist er endlich sogar unser Bischof geworden!
Möge Gott ihn segnen und durch ihn uns, sein treues Volk, für und für!
X E. Mikkendorfer.
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