Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1886 (1886)

36 
aus dritter Ehe: Anna, nachmals verehelichte Friedl, Viertlersgattin zu Unter-Tanno- 
witz, geboren 19. Juli 1833 und jetzt ebenfalls schon verstorben. 
Mit dieser Feierlichkeit ward zugleich die Amtsthätigkeit des Herrn Musterlehrers abge 
schlossen. So viele Jahre der Arbeit in einem so schwierigen Berufe hatten seine Kräfte gebrochen 
und er musste — obgleich mit schwerem Herzen —- sich mit dem Gedanken vertraut machen, 
sein Lehramt, das ihm so ans Herz gewachsen war, aufzugeben. Nur das tröstete ihn, dass sein 
Nachfolger kein anderer sein werde als sein Sohn Hieronymus (geboren am 13. August 1824, 
gestorben am 31. Mai 1878 als Oberlehrer von Jrritz), welcher schon seit dem Jahre 1844 an 
der Seite des Vaters als Schulgehilfe wirkte, und ganz in dessen Fussstapfen trat. Diesem über 
gab er im Jahre 1850 die Schule und begab sich in den wohlverdienten Ruhestand. So lebte er 
noch in seinem Häuschen zu Jrritz durch etliche Jahre, bis er am 29. Jänner 1853, nahe 69 
Jahre alt, starb und am 31. Jänner 1853 von seinem Sohne Dr. Ernest Müller, Studien- 
präfecten im Wiener fürsterzbischösl. Alumnate, am Jrritzer Friedhofe zur geweihten Erde 
bestattet wurde. Noch jetzt steht der Musterlehrer Franz Müller im ganzen Jrritzer Psarrbezirke im 
gesegnetsten Andenken. 
Die Mutter unseres Hochwürdigsten Herrn Bischofes, Josefa Müller, eheliche Tochter des 
Johann Hof, Viertlers zu Unter-Tannowitz in Mähren, hatte diese Feierlichkeit nicht erlebt, denn 
sie starb schon am 7. Februar 1838 zu Jrritz, erst 44 Jahre alt. — 
* 
* * 
Ernest absolvierte zu Nikolsburg bei den Piaristen das Gymnasium und an der Univer 
sität Wien die Theologie. Es verdient gewiss hier erwähnt zu werden, daß er schon als kleines 
Studentlein die große Orgel in der Stiftskirche zu Nikolsburg mit bewunderungswürdigem 
Geschicke beherrschte und zu Zeiten im Tage mehrmals zu spielen hatte; den Ruf eines ganz aus 
gezeichneten Musiktalentes hat er seit jener Zeit nie mehr verloren, sondern stets nur erhöht. 
Unter Erzbischof Milde, welcher selbst ein Mährer war, in das fürsterzbischöfliche Priesterseminar 
zu Wien eingetreten, wurde Ernest Müller vom genannten Kirchenfürsten am 20. Juli 1846 
im St. Stefansdom zu Wien zum Priester geweiht, nachdem er alle ordentlichen (vorgeschriebenen) 
sowie alle außerordentlichen (freiwilligen) Lehrgegenstände der theologischen Wissenschaft ausnahms 
los mit eminentem Erfolge absolviert hatte. 
Unterm 28. October 1846 kam der junge Priester als Cooperator nach Pressbaum bei 
Wien, aber schon am 4. November 1847 wurde er als Studienpräfect an das fürsterzbischöfliche 
Priesterseminar nach Wien zurückberufen, 1850 sogar Subrector desselben. Zwar nahmen diese 
Stellungen viele Zeit in Anspruch, allein der berufseifrige Priester und Vorstand fand noch immer 
auch Muße, um den höheren theologischen Studien zu obliegen und erlangte so sogar die theolo 
gische Doctorwürde. Es verdient hier erwähnt zu werden, dass der junge Priester gern seine 
Ferien in Jrritz zubrachte. Da half er dann eifrigst in der Seelsorge aus und erntete besonders 
dadurch noch heute viel gerühmtes Lob, dass er zur Zeit der Cholera im Jahre 1855 sehr vielen Cholera 
kranken die hl. Sterbesakramente reichte. Zu dieser Zeit mochte es gewesen sein, dass der höchst verdienst 
volle Pfarrer von Jrritz, Norbert Mahr, welcher 31 Jahre daselbst wirkte und 1870 starb, zum jungen 
Doctor der heil. Theologie sagte: „Schau' nur, mein lieber Ernest, dass du Universitätsprofessor wirst!" 
Und richtig ward Dr. E. Müller bald darauf zum Professor der Erziehungskunde und der Moral 
theologie an der k. k. Universität in Wien ernannt und wurde gleichzeitig Spiritual bei den 
ehrw. Salesianerinen, was er geblieben bis er unser oberster und bester Spiritual geworden. 
Was dem guten, alten Herrn Pfarrer Mahr bei diesem seinem Rathe vorgeschwebt haben mag, 
ist in Jrritz als Tradition bekannt. Wenn nämlich im Kreise der Freunde die Sprache auch aus 
den Landsmann in Wien kam, so sagte der alte Herr wiederholt mit feierlichem Ernste: „Der 
wird noch Bischof!" 
Im Jahre 1863 wurde der eben 40jährige Mann dem fürsterzbischöflichen Priesterseminar als 
Director vorgesetzt, worauf schon unterm 14. October desselben Jahres die Ernennung zum fürst- 
erzbischöflichen Consistorialrathe und am 8. Juni 1864 die zum Ehrencanonicus des Wiener 
Metropolitan-Capitols erfolgte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.