Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1882 (1882)

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er hatte seinen ehemaligen Herrn erschossen. Man fand noch in Triest die 
Brieftasche, die Ringe und die Uhrkette Lindholzers in dem Reisekoffer dieses 
Menschen; die Uhr selbst hatte er verkauft. Da er sogleich ein trotziges 
aber genaues Geständniß seiner That ablegte, so konnte der alte Förster so 
fort selber seinem Sohne die Freiheit ankündigen und, wie zur Genugthuung, 
gab der Staatsanwalt dem Vater und seinem braven Toni öffentlich das 
Geleit ^ bis über die Jnnbrücke; dort verabschiedete sich der Justizbeamte 
freundlich mit Handschlag und Gruß von seinem einstigen Gefangenen. Toni 
ist jetzt Förster an seines Vaters Stelle, und als ich zu Innsbruck war, 
hab ich ihn selber kennen gelernt und dieses Geschichtlein über ihn erfahren. 
SoLöttten- Wtut. 
tefe Aufschrift ist ganz buchstäblich gemeint, wie 
das folgende wahre Geschichtlein zeigen soll. Das 
Jahr 1866 -steht bei uns Oesterreichern nicht 
blos im Schauderngedenken an die Schlachtfelder von 
Nachod und Königgrätz, sondern auch in ruhmreichem 
Gedächtniß an den glorwürdigen Kampf bei Custozza. 
In dieser letzteren Schlacht war es nun, daß ein 
österreichischer Uhlane einige fliehende Piemontesen 
vor sich herjagte; er hatte die Lanze eingelegt, um 
jeden feindlichen Soldaten kurzweg dranzuspießen, 
wie es ja im rauhen Kriege stets Leben um Leben 
gilt. Sein flinkes Rößlein trug ihn rasch, übers 
Feld und mit lautem, siegreichem Halloh kam der 
österreichische Reiter den fliehenden stets näher und 
näher. Da stürzte einer der italienischen Krieger 
zu Boden und als er sich eben aufraffen wollte, um • 
etter zu laufen, war auch schon unser Uhlane da und drang mit seiner 
anze an den Gestürzten heran. Dieser Piemontese war aber schon schwer 
verwundet und da er sich vor dem Oesterreicher, der schon ganz erhitzt daher 
stürmte, keinen Pardon versprach, so suchte er durch ein letztes Mittel den 
Oesterreicher zum Erbarmen zu rühren, nämlich durch sein Blut. So gut er 
konnte, richtete er sich halb auf und da ihm in Folge des Falles das Blut 
wieder reichlich aus seiner durchschossenen Brust hervorquoll, so schöpfte er 
mit der hohlen Hand von diesem seinem Blute und hielt es nun mit slehen- 
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