Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1882 (1882)

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gekränkt zurück und ließ sich nicht mehr in des Onkels Hause blicken. Da 
mals brauchte der Kaiser Soldaten —- es waren die napoleonischen Kriegs 
zeiten — und mit Freuden wurde Konrad Kallinger als Freiwilliger in 
die Armee aufgenommen. Drei Jahre vergingen auf diese Weise ohne be 
sonderes Ereigniß bis auf die stets ängstigenden Nachrichten von Schlachten 
und Krieg. 
Es erfolgte der glorreiche Kampf von Aspern und vor allen hatte sich der 
Hauptmann Konrad Kallinger hervorgethan. Der Erzherzog Carl selbst besuchte 
nach einigen Tagen den tapfern aber schwerverwundeten Offizier, und brachte 
ihm die Ernennung zum Major und den Leopolds-Orden und erhob ihn, im 
Namen des Kaisers Franz in den Adelstand als Kallinger Ritter von 
Aspernfeld. Die Wunde heilte nach einigen Moüaten, aber das eine Auge 
blieb erblindet und nun mit der Binde über dem Augenlid trat Major von 
Kallinger abermals vor die „Jungfer Rosa" und bat nochmals um ihre 
Hand. Er hatte sich treu und brav bewährt und führte nach vier Wochen die 
reiche Erbin heim. Er war eben 40 Jahre alt geworden, Rosa stand im 
29. Sommer, beide konnten also als „vernünftige" Leute gelten, die über 
das „leidenschaftliche Feuer der ersten Jugend" hinaus waren. Und das 
ist nun „die Großmutter." Die Ehe war eine sehr glückliche. Ein einziger 
Sohn ging aus derselben hervor, auf dessen Erziehung die Eltern aufs sorg 
fältigste achteten. Als dieser Sohn, der Vater meines Freundes einen Beruf 
gewühlt hatte — er hatte sich dem Justizfache gewidmet — verkauften Konrad 
und Rosa das Haus in Wien und erwarben das Landgütchen in Oberösterreich, 
in dessen schönstem Zimmer wir eben saßen. Das „Kopftüchel" konnte 
freilich die adelige Frau Majorin nicht mehr tragen, aber als sie hochbetagt 
und schon „Großmutter" auf vieles Zureden sich malen ließ, wollte sie 
durchaus noch einmal im „Kopftüchel" erscheinen und so schaut sie denn auch 
gütig und schlicht aus dem Bildniß heraus. Die blinde Mutter starb noch 
in Wien und der alte Franz war ihr schon lange vorausgegangen. Zwei 
Tage werden aber noch immer im v. Kallinger'schen Hause alljährlich voll 
Dankbarkeit und Liebe — und mit tiefer Andacht — gefeiert: der Todes 
tag des „alten Herrn" und das Namensfest der Großmutter. 
A'Spccherr. 
Für gwöhnlö wird freilö, —• is eh allbekannt, — 
Dar Adler der „König der Vögel" genannt. 
As ghert iehm, da Grest nah, wohl a dar erst.Platz; 
Ava sunst is da Herr untern Vögeln — da Spatz!
	        
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