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Dieser Entschluss wurde noch eher zur Reife gebracht,
als Andre von den Greueln seiner Glaubensgenossen
hörte. Wer nicht sofort mit ihnen zog, dem wurden
Haus und Hof verbrannt, selbst wenn er protestantisch
war. In Hartkirchen hatten sie den Pfarrverweser
und den weltlichen katholischen Verwalter sammt dessen
Frau und Dienstmagd ermordet, und der Kaplan,
Messner und Schulmeister entkamen nur dadurch,
dass sie auf den Kirchthurm flüchteten, wohin die
Bauern nicht gelangen konnten. In Grieskirchen
erschlugen sie katholische Priester und Bürger, in Parz
und Starhemberg wurden sämmtliche Soldaten er
mordet, die sich ergeben hatten. Der Markt Peuer-
bach sammt Schloss und Kirche gieng in Flammen
auf und auf den Trümmern erscholl der Jubel der
Bauern. Der Jäger, welcher
von Zeit zu Zeit die Burg
verließ, brachte stets neue
Berichte von Schandthaten
und Greueln, wie auch, dass
der Stöfs bettn gewaltthätigen
Scharmuciren von einem be
leidigten Gatten erschlagen
worden sei. Wie glücklich sind
wir hier in der sicheren Burg,
sagte eines Tages Angela,
worauf jedoch Agath nur mit
einem Seufzer erwiderte. Sie
hatte ja gar schwere Tage,
indem sie die Sorge für
Lebensmittel auf sich hatte,
und das war nicht so leicht.
Nur in den wenigen katho
lischen Häusern konnte sie sich
dieselben verschaffen, und auch
in diese wagte sie sich bei
Tage nicht. Als sie bei Nacht
von Protestantischen mehr
mals getroffen wurde, hieß
es, das Gespenst der ver
brannten Papistenhexe gehe
um, habe schon diesen und
jenen geholt, und das war
für sie von Vortheil, da sich
aus Furcht vor ihr zur Nacht Fadinger-
selten Jemand aus dem Hause
traute. Zuweilen brachte der Jäger erlegtes Wild heim.
Man fühlte sich um so glücklicher, als der Zustand
des Kranken sich zu bessern ansieng. Pater Macarius
feierte in der Burgkapelle täglich das heilige Opfer,
um das sich die Tiefgläubigeu betend scharten, indem
auch Andre bald die Hoheit dieser heiligen Handlung
erfasst hatte. Ich zweifle nicht, sagte einst Agath, dass
schon jetzt von hier Segen über die ganze Gegend strömt,
so dass der alte Glauben wieder einzieht und bessere
Tage kommen. Ihr Ahnen ist in Erfüllung gegangen.
So vergiengen Sommer und Herbst und selbst
der Winter für diese kleine katholische, verborgen wie
die ersten Christen lebende Gemeinde. Auf der einstigen
Stätte ritterlicher Thaten und Freuden sprosste ein
junger Glaubenskeim empor, der bald zu einem kräftigen
Baume anwachsend die ganze Gegend mit Fruchtsegen
beglücken sollte.
IV.
Unter wechselvollen Schicksalen hatte der Bauern
krieg seinen blutigen Verlauf genommen Der erste
bedeutende Sieg der Bauern im Hügelsmüllerwalde
bei Peuerbach, wo der Statthalter Graf Herberstorf
die Hälfte seiner Soldaten verlor und eiligst nach Linz
die Flucht ergreifen musste, hatte das Bewusstsein
ihrer Kraft bedeutend geschwellt; wie im Sturmschritte
eroberten sie unter der kräftigen, umsichtigen Führung
des von ihnen erwählten Hauptmannes Stefan Fadinger
sämmtliche festen Plätze und Städte Oberösterreichs,
wie Wels, Steyr, Enns, Freistadt, nur Linz wider
stand. Alle Verhandlungen verliefen ohne Resultat,
und so würde wohl auch Linz gefallen sein, wenn
Stefan Fadinger noch länger an der Spitze der Auf
ständischen geblieben wäre.
Er wurde jedoch am 28. Juni
um 5 Uhr abends, als er bei
dem Anfange der jetzigen
Herrenstraße nach einer gün
stigen Stelle zum Angriffe
forschte, durch eine Kugel aus
einem Falkonet am Schenkel
schwer verwundet und starb
am 5. Juli. Sein Nach
folger Achaz Wiellinger hatte
nicht das Geschick des ver
storbenen Bauernführers, es
traten bald Misshelligkeiten
unter den einzelnen Ab
theilungen ein, die vor Linz,
in der Weibererau, im Mühl
viertel und an anderen Orten
lagen. Ein Unfall um den
andern kam über die Bauern,
manche eroberte Plätze giengen
wieder verloren, indem die
Zahl der Vertheidiger schwand
oder ermattete, während der
Statthalter beständig Nach
züge an bayrischen Soldaten
erhielt. Die letzten Schlachten
waren die bei Gmunden am
14. Nov., wo 4000 Bauern
Kapelle. sielen und unter dem so
genannten Bauernhügel be
graben liegen, bei Wolfseck am 30. November, wo viele
hundert Bauern und Bürger erschlagen wurden, während
sich die Entkommenen nach Peuerbach flüchteten, wo der
letzte Kampf vorfiel.
Als der Aufstand erlahmt war, wurden die
Strafen über die Aufständischen verhängt, welche tut
Ganzen als milde zu betrachten sind. Nur die Rädels
führer wurden bestraft, den andern hingegen Vergessen
heit gesichert, wenn sie ruhig blieben und die katholische
Religion annahmen. Von ersteren war Christof Zeller,
zuerst Adjutant Fadingers, dann Anführer der Bauern
im Mühlviertel und Machland, vor Linz am 18. Juli,
als er von Urfahr aus das Landen bayrischer Schiffe
hindern wollte, erschossen worden. Er, wie Fadinger
waren auf dem Friedhofe zu Eferding begraben worden,
aber auf Befehl des Statthalters vom 5. Mai 1627
wurden ihre Leichname ausgegraben und im sogenannten