Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1888 (1888)

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gewirkt, starb er reich an Jahren und Verdiensten zu 
Rom am 1. Februar 1681. Einem Berichtes über 
sein Hinscheiden sei folgendes entnommen: Auf dem 
Todbette legte der Cardinal nach dem Empfange der 
hl. Sterbesacramente das apostolische Glaubensbekenntnis 
ab. Oft bat er Gott und die Menschen, von denen 
er doch Niemanden beleidigt hatte, um Verzeihung. 
Er rief häufig die hh. Namen an und bezeichnete sich 
und die Umstehenden mit dem Zeichen des heiligen 
Kreuzes und horte mit größter Aufmerksamkeit auf 
den geistlichen Zuspruch. Wenn die Schmerzen besonders 
heftig waren, sprach er mit dem Psalmisten: „Lob 
singen will ich dem Herrn zu jeder Zeit, immerdar 
sei sein Lob in meinem Munde!" — „Lobpreise meine 
Seele den Herrn und vergiss nicht alle seine Wohl 
thaten". Als er erkannte, dass der „Tag des Heiles" 
— so nannte er seinen Todestag — angebrochen sei, 
ließ er auf einem vor seinem -Bette aufgeschlagenen 
Altare das hl. Messopfer vollbringen und empfieng 
nochmals die hl. Wegzehrung. Nach Beendigung der / 
hl. Messe legte er sein Haupt zurück und entschlief 
fromm, wie er gelebt, 74 Jahre alt. Seine Bibliothek 
hatte er dem Jesuiten-Collegium in Linz vermacht. 
Nach seinem sehnlichsten Wunsche wurde er neben dem 
Altare des hl. Ignatius von Logola beigesetzt. Die 
lateinische Grabschrift *) rühmt an ihm seine Unbescholten 
heit, Liebe zu unserer hl. Religion, Standhaftigkeit 
und seinen Gleichmuth in allen Widerwärtigkeiten; — 
er hat in seinem Leben diese Tugenden in reichlichem 
Maße bethätigt. 
Asperula odorata—Waldmeister 
ober 
Das Papistenrniidchen auf Stauf. 
WaterTändiftHe KvzäHLrrng aus dem Wauernkrüege 
von 
Johann Wsidsnhotzsr. 
I. 
ir stehen im 
Jahre 1626. 
Der Früh 
ling war mit 
seinem 
Blütenregen 
wieder in das 
Land ge 
kommen, 
weckte die 
gelbe Dotter 
blume am 
Bachrande aus Erstarrung und zauberte das Wald 
veilchen aus stillem Schlummer. Dichte Fliederbüsche 
sandten Ströme von Wohlgerüchen von der Stauf 
in's Thal hernieder, während das Rothkelchen im 
lichten Buchenschatten reiche Weisen flötete, Finken um 
die Wette schlugen und die Lerchen trillernd zum 
Himmel wirbelten. Ein Wanderer schritt auf schmalem 
Pfad der Aschach entlang. Wohl stand er auch im 
Frühling des Lebens, doch war dieser nicht wie der 
der Natur voll Duft und Sang, sondern wie Spät 
frost lagerte sich etwas über seine jugendliche Seele. 
Zuweilen blickte er, wenn der Pfad eine Lichtung bot, 
zu den Fenstern der Burg hinan und dann schienen 
sich fteundlichere Geister über sein Antlitz zu legen, 
welche jedoch wieder verschwanden, wenn Dunkel den 
Blick nach der Felsenburg hemmte. Zuweilen blieb 
er stehen, als wollte er fernen Tönen lauschen, als 
er plötzlich vor Freude aufhüpfte mit dem Rufe: sie 
kommt, Angela kommt! Er ließ sich auf einem be 
moosten Baumstrunk nieder und erlauschte: 
i) abgedruckt bei Eggs, 1. c. 509. s. 
Welch' Freude, welch' Lust- hier im Walde zu sein, 
Wo buschumhüllt zwitschert lieb' Waldvögelein! 
Wo Sonne zitternd das Laubdach durchbricht 
Und Welle um Welle zur Blume spricht: 
Muss zum Meere, zum fernen, le b' wohl Blümeleiu; 
Magst im Walde, im Walde noch länger dich freu'n! 
Die Stimme kam näher; endlich erschien Angela, 
die schmucke Schlosswartstochter auf Stauf am jen 
seitigen Ufer des Aschachflüsschen; sie sang weiter: 
Waldmeister, Maiglöckchen sollen es sein, 
Des Vaters Herz am Jubeltag zu erfreu'n. 
Um zu erheitern des Vaters Gemüth, 
Nehm' ich auch, duftend Veilchen, dich mit. 
Sie pflückte mehrere Goldlackstangen, die Pfingst- 
veilchen, sowie den Waldmeister zum Maitrank zu des 
Vaters Namenstag, wusste auch hie und da ein ver 
borgenes Maiglöckchen zu erspähen, das sie in die 
gewundenen Locken steckte wie die Blnmenkönigin unter 
ihren Lieblingen wandelnd. 
Leblos wie ein Stein saß der Jüngling da. 
Diese Töne wie Engelstimmen hatte er noch nie ver 
nommen, so in ihrem Reiche wandelnd voll Anmuth 
übergössen, hatte er Angela noch nie gesehen. Seine 
Augen hiengen wie mit Ketten gefesselt an der jung 
fräulichen Mädchengestalt, während sein scharfer 
Geruchssinn die vom warmen Windhauche herüber 
getragenen Blnmendüfte gierig einsog. Endlich griff er 
zum Herzen und hauchte: Schade um das Papisten 
mädchen! Diese leisen Töne drangen hinüber zu 
Angela. Erschreckt spähte sie im Kreise nach dem 
Lauscher um, als sie über dem Wasser den Fadinger 
Andre bemerkte. Ein flüchtiges Roth auf ihren Wangen 
verhieß, dass ein Hoffnungsstrahl auf einstigen Besitz 
des schönen Papistenmädchens möglich sei. Das brachte 
') abgedruckt bei Guarnacci I. e. 38. 
T
	        
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