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von Hellem Krystall, diese Platte, dass man hinein
sehen könnte in das Grab, das den großen Mann
umschließt! Vieles könnte das Auge dort lesen. Da
schlummert er der Auferstehung entgegen, dem wir
das herrliche Werk vor Allen verdanken. Er hat sich
und seinen Thaten ein würdiges Denkmal gesetzt. Aus
seinem gläubigen Herzen wuchs es heraus und bildet
ein Triumphzeichen seines felsenfesten Glaubens, sowie
es ein unumstößliches Zeichen bildet von der Kraft
und dem Ideenreichtum unserer hl. Religion.
Doch steigen wir wieder empor, dem Hochaltare
zu. Da schimmert uns das Kreuz entgegen. Fulget
Crucis mysterium heißt es in einem der erhabensten
Gesänge der Kirche, dem Vexilla regis prodeunt.
„Es glänzt das geheimnisvolle Kreuz." Ja, hier glänzt
es im goldenen Glanze, dass unser schwaches Auge
fast geblendet sich senkt, wie das der drei Jünger
auf dem Berge der Verklärung, dem Tabor, und wie
am jüngsten Tage die Menschenaugen geblendet sein
mögen, wenn der Menschensohn auf den Wolken des
Himmels kommt mit dem strahlenden Kreuze, an dem
er die Welt erlöset. An das mahnt uns das prächtig
gezeichnete Kreuz und der Gekreuzigte, den die Meister
hand Josefs von Gaßner gemodelt. Er ist vortrefflich
gedacht und dem Stile des Ganzen meisterhaft an
gepaßt. Wie schön ist doch der Köpf, voll Adel und
himmlischem Ausdruck, führwahr das Antlitz des Gottes
sohnes! Möchte bald der Baldachin sich darüber
erheben, um den vollendeten Abschluss zu bilden.
Nun schaue den Altar selber — ein wahrhaftiger
Opferaltar. Das Opfer des neuen Bundes ist das
heiligste, das es geben kann; daher ist mit Fug und
Recht das kostbarste Material zur Opferstätte gewählt
worden, der köstlichste Marmor, den Mexiko, Carrara,
und unser Vaterland bieten. Auf Stufen von schwarzem
Syenit steigt man empor, es funkelt nur Alles ringsum.
Die Füße fürchten auszugleiten auf dem spiegelglatten
Boden. Die Altarplatte, auf der fortan das heilige
Opfer gefeiert wird, stammt ans den Marmorbrüchen
Tirols und ist ein einziges Stück, das vierzehn Fuß
in der Länge uud viereinhalb Fuß in der Breite
misst, ein prächtiges Stück. Es ruht auf vier Eckpfeilern
von Porphyr. Zehn Säulchen von mexikanischem Onyx
schmücken die Füllung, sie nehmen sich-wunderlieb aus,
so rein und hell wie Quellwasser und Bergkrystall.
Vorne in den Füllungen prangen fünf Mosaikbilder
von ausgezeichneter Schönheit. Im Centrum das
Kreuz, Mitte und Centrum des Opfers und der
Erlösung; rechts und links die alttestamentlichen Vor
bilder des Kreuzesopfers, das Opfer Abels, des
Gerechten, das Opfer Melchisedechs, das Passahmahl
und das Opfer des Isaak. Ist ja der neue Bund
die Erfüllung und Vollendung des alten; im alten
Testamente Typus, Bild und Schatten, im neuen
Wirklichkeit, Wahrheit und Licht. So ist Alles sinn
reich gedacht und ausgeführt.
Noch sollen wir der neuen Orgel gedenken, die
auf dem östlichen Chore erbaut worden, das bisher
größte Werk des Herrn Lachmayr von Urfahr. Nicht
ohne besondere Fügung scheint es geschehen zu sein,
dass sie gerade nach fünfundzwanzig Jahren der Grund
steinlegung, also in einem Jubeljahr, fertig geworden.
Da mögen denn die 2320 Pfeifen, welche das gelungene
Werk zählt, ertönen dem Herrn zum Danke und
zum Preis, weil er bisher seinen Segen zum Baue
so reichlich gegeben hat, aber auch zur Bitte, damit
ebenso in Zukunft seine Gnade darauf ruhe.
Und nun zum Schluffe ladet der Kalendermann
den Leser freundlich ein, nicht bloß dem Dombaue
gut Freund zu bleiben, sondern ihn auch von Zeit
zu Zeit zu besichtigen und daran sich zu erfreuen,
am Grabe des Franz Josef zu beten — und dann
auch die circa zweihundert Stufen der Stiege zu
besteigen, welche auf die Gallerten führt, um das
reizende Panorama von Linz und die herrliche Fernsicht
in's Land hinaus und auf das Gebirge zu genießen, denn
Es gibt kein schön'res Land
Als unser Oesterreich;
Leg' nur auf's Herz die Hand,
Kein einzig's ist ihm gleich! —
<s
Der Pfarrort Traun
und seine
neue ^Mcrrrkirche.
v N u n 7
ein ansehn
licher Jn-
dustrialort,
hat zwar
eine Ver-'
gangenheit,
aber noch
keine Ge
schichte und
es ist zu
seinen Gunsten noch wenig Tinte und Papier ver
schwendet worden.
Der Name Traun ist offenbar von dem nahe
vorbeifließenden Traunflusse entlehnt. Diesen Namen
trägt das Schloss und die um dasselbe gebaute Ort
schaft, welche im Jahre 1825 laut Pfarrbeschreibung
56 Feuerstätten besaß, heute aber deren 126 hat.
Das eingepfarrte Dorf St. Dionysen zählte damals
28, heute 37, und das Dorf St. Martin 18, heute 33.
Die Pfarre Traun grenzt gegen Aufgang an
Kleinmünchen, gegen Untergang an Hörsching durch
die dahin eingepfarrte Ortschaft Edt, gegen Mittag
an die Traun und gegen Mitternacht an Hörsching
und Leonding, wo die große Wien—Salzburger Reichs
straße die Markung macht.