Volltext: Oberösterreichischer Preßvereins-Kalender auf das Jahr 1888 (1888)

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von Hellem Krystall, diese Platte, dass man hinein 
sehen könnte in das Grab, das den großen Mann 
umschließt! Vieles könnte das Auge dort lesen. Da 
schlummert er der Auferstehung entgegen, dem wir 
das herrliche Werk vor Allen verdanken. Er hat sich 
und seinen Thaten ein würdiges Denkmal gesetzt. Aus 
seinem gläubigen Herzen wuchs es heraus und bildet 
ein Triumphzeichen seines felsenfesten Glaubens, sowie 
es ein unumstößliches Zeichen bildet von der Kraft 
und dem Ideenreichtum unserer hl. Religion. 
Doch steigen wir wieder empor, dem Hochaltare 
zu. Da schimmert uns das Kreuz entgegen. Fulget 
Crucis mysterium heißt es in einem der erhabensten 
Gesänge der Kirche, dem Vexilla regis prodeunt. 
„Es glänzt das geheimnisvolle Kreuz." Ja, hier glänzt 
es im goldenen Glanze, dass unser schwaches Auge 
fast geblendet sich senkt, wie das der drei Jünger 
auf dem Berge der Verklärung, dem Tabor, und wie 
am jüngsten Tage die Menschenaugen geblendet sein 
mögen, wenn der Menschensohn auf den Wolken des 
Himmels kommt mit dem strahlenden Kreuze, an dem 
er die Welt erlöset. An das mahnt uns das prächtig 
gezeichnete Kreuz und der Gekreuzigte, den die Meister 
hand Josefs von Gaßner gemodelt. Er ist vortrefflich 
gedacht und dem Stile des Ganzen meisterhaft an 
gepaßt. Wie schön ist doch der Köpf, voll Adel und 
himmlischem Ausdruck, führwahr das Antlitz des Gottes 
sohnes! Möchte bald der Baldachin sich darüber 
erheben, um den vollendeten Abschluss zu bilden. 
Nun schaue den Altar selber — ein wahrhaftiger 
Opferaltar. Das Opfer des neuen Bundes ist das 
heiligste, das es geben kann; daher ist mit Fug und 
Recht das kostbarste Material zur Opferstätte gewählt 
worden, der köstlichste Marmor, den Mexiko, Carrara, 
und unser Vaterland bieten. Auf Stufen von schwarzem 
Syenit steigt man empor, es funkelt nur Alles ringsum. 
Die Füße fürchten auszugleiten auf dem spiegelglatten 
Boden. Die Altarplatte, auf der fortan das heilige 
Opfer gefeiert wird, stammt ans den Marmorbrüchen 
Tirols und ist ein einziges Stück, das vierzehn Fuß 
in der Länge uud viereinhalb Fuß in der Breite 
misst, ein prächtiges Stück. Es ruht auf vier Eckpfeilern 
von Porphyr. Zehn Säulchen von mexikanischem Onyx 
schmücken die Füllung, sie nehmen sich-wunderlieb aus, 
so rein und hell wie Quellwasser und Bergkrystall. 
Vorne in den Füllungen prangen fünf Mosaikbilder 
von ausgezeichneter Schönheit. Im Centrum das 
Kreuz, Mitte und Centrum des Opfers und der 
Erlösung; rechts und links die alttestamentlichen Vor 
bilder des Kreuzesopfers, das Opfer Abels, des 
Gerechten, das Opfer Melchisedechs, das Passahmahl 
und das Opfer des Isaak. Ist ja der neue Bund 
die Erfüllung und Vollendung des alten; im alten 
Testamente Typus, Bild und Schatten, im neuen 
Wirklichkeit, Wahrheit und Licht. So ist Alles sinn 
reich gedacht und ausgeführt. 
Noch sollen wir der neuen Orgel gedenken, die 
auf dem östlichen Chore erbaut worden, das bisher 
größte Werk des Herrn Lachmayr von Urfahr. Nicht 
ohne besondere Fügung scheint es geschehen zu sein, 
dass sie gerade nach fünfundzwanzig Jahren der Grund 
steinlegung, also in einem Jubeljahr, fertig geworden. 
Da mögen denn die 2320 Pfeifen, welche das gelungene 
Werk zählt, ertönen dem Herrn zum Danke und 
zum Preis, weil er bisher seinen Segen zum Baue 
so reichlich gegeben hat, aber auch zur Bitte, damit 
ebenso in Zukunft seine Gnade darauf ruhe. 
Und nun zum Schluffe ladet der Kalendermann 
den Leser freundlich ein, nicht bloß dem Dombaue 
gut Freund zu bleiben, sondern ihn auch von Zeit 
zu Zeit zu besichtigen und daran sich zu erfreuen, 
am Grabe des Franz Josef zu beten — und dann 
auch die circa zweihundert Stufen der Stiege zu 
besteigen, welche auf die Gallerten führt, um das 
reizende Panorama von Linz und die herrliche Fernsicht 
in's Land hinaus und auf das Gebirge zu genießen, denn 
Es gibt kein schön'res Land 
Als unser Oesterreich; 
Leg' nur auf's Herz die Hand, 
Kein einzig's ist ihm gleich! — 
<s 
Der Pfarrort Traun 
und seine 
neue ^Mcrrrkirche. 
v N u n 7 
ein ansehn 
licher Jn- 
dustrialort, 
hat zwar 
eine Ver-' 
gangenheit, 
aber noch 
keine Ge 
schichte und 
es ist zu 
seinen Gunsten noch wenig Tinte und Papier ver 
schwendet worden. 
Der Name Traun ist offenbar von dem nahe 
vorbeifließenden Traunflusse entlehnt. Diesen Namen 
trägt das Schloss und die um dasselbe gebaute Ort 
schaft, welche im Jahre 1825 laut Pfarrbeschreibung 
56 Feuerstätten besaß, heute aber deren 126 hat. 
Das eingepfarrte Dorf St. Dionysen zählte damals 
28, heute 37, und das Dorf St. Martin 18, heute 33. 
Die Pfarre Traun grenzt gegen Aufgang an 
Kleinmünchen, gegen Untergang an Hörsching durch 
die dahin eingepfarrte Ortschaft Edt, gegen Mittag 
an die Traun und gegen Mitternacht an Hörsching 
und Leonding, wo die große Wien—Salzburger Reichs 
straße die Markung macht.
	        
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