Volltext: Was unsere Vorväter erduldet haben [95]

Es ist erwähnt worden, welche Kriegsschäden Ostpreußen in 
den Jahren 1807 bis 1812 erlitten hatte, und gerade diese Provinz 
ist 1813 vorangegangen mit der Errichtung der Landwehr auf ihre 
Kosten und hat damit das Vorbild abgegeben für die Aufstellung 
der Landwehr in den übrigen Provinzen. Die Opferwilligkeit des 
preußischen Volkes im Jahre 1813 ist oft rühmend hervorgehoben 
worden. Sie steht deshalb so hoch, weil die freiwilligen Gaben 
an das Vaterland vielfach das Letzte waren, das die Opfernden be¬ 
saßen. Mit Recht find' Vergleiche gezogen worden mit der Be¬ 
geisterung, die uns im August des Jahres 1914 erfaßte. Die Größe 
der Tat von 1813 liegt weniger in der Erhebung an ßch, sie erscheint 
bei dem Laß, der sich gegen den langjährigen Unterdrücker an¬ 
gesammelt hatte, sogar natürlich, für das Geleistete gewinnt man 
erst den rechten Maßstab, wenn man in Betracht zieht, in wie hohem 
Grade dieses arme Preußen bereits ausgesogen war, als es zu den 
Waffen griff. Auch wir wurden 1914 zu einem Kampf um unser 
Dasein aufgeboten, aber wir traten in ihn ein als ein großes, starkes 
Volk, gestützt auf eine Fülle materieller Hilfsmittel. 
Damals und heute 
Vergleichen wir allgemein das große Erlebnis von heute mit 
dem, was unseren Vorvätern widerfuhr. 
Die Armee des Alten Fritz ist geschmückt mit unvergänglichen 
Lorbeeren. Es sind nicht so sehr die einzelnen Schlachten, die ver¬ 
lorenen von Kclin und Kunersdorf einbegriffen, die unsere Be¬ 
wunderung Hervorrufen, als die Lingebung sondergleichen, mit der 
dieselben Truppen in einem jahrelangen Kriege immer aufs neue 
„fier an den Feind" gingen. And erleben wir nicht jetzt die gleiche 
unwandelbare Festigkeit bei unserem Leere? Wird es nicht den 
schwersten Forderungen gerecht gleich dem friderizianischen, von 
dem der König das Löchste fordern mußte, wenn der Staat die 
furchtbare Krise überdauern sollte, nicht anders als jetzt? Schon 
die Schlacht bei Prag hatte nach des Königs eigenen Worten „die 
Säulen der preußischen Infanterie" dahingerafft, und immer 
weitere Opfer forderte der Krieg. Als halbe, ja als völlige Kinder 
traten damals die Söhne des Adels als Offiziere an die Stellen 
ihrer älteren Brüder und Vettern, die für den König ihr Leben 
gelassen hatten, nicht anders, als es jetzt in unserem Volk durchweg 
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