Volltext: Was unsere Vorväter erduldet haben [95]

halt der während des Krieges ausgeprägten Münzen den Metallwert 
des Schatzes sehr wesentlich. In der Münzverschlechterung mit der 
unvermeidlichen Ansicherheit, die sie hervorrief, hat die nach dem Krieg 
hereinbrechende wirtschaftliche Krisis zum großen Teil ihren Grund. 
Der König hatte früher geglaubt, mit einem Vorrat von 20Mil- 
lionen Taler vier Feldzüge zu reichen. Bei Beginn des Siebenjährigen 
Krieges aber wies sein Schatz nur 13Vs Millionen auf, und so mußten 
seine Mittel, trotzdem er schonungslos das besetzte Sachsen zu 
Zahlungen heranzog und auch in Mecklenburg sowie in einem Teil 
der Reichslande Kontributionen erheben ließ, verhältnismäßig bald 
zu Ende gehen. Anfang 1758 verfügte der König nur noch über 
lsU Millionen Taler in bar. Eine Zwangsanleihe bei den Ständen 
des eigenen Landes hatte dem Schatz 3Vss Millionen Taler zugeführt. 
An eine Wiederholung war nicht mehr zu denken. Ohnehin ging die 
Steuerkraft der Provinzen immer mehr zurück. Anfang 1759 
hatte das Vordringen der Russen den Ausfall der Erträgnisse 
aus Ostpreußen, einem großen Teil von Pommern und aus der 
Neumark zur Folge. In den westdeutschen Besitzungen des Königs 
hausten die Franzosen, die linksrheinischen kamen schon längst nicht 
mehr in Betracht. Im Lalberstädtischen streiften die leichten Truppen 
der Reichsarmee. Diese Verhältnisse hatten den König erst be¬ 
wogen, im Frühjahr 1758 von England die Zahlung von Lilfs- 
geldern in Löhe von 670 000 Pfund Sterling jährlich anzunehmen. 
Die wachsende Not im eigenen Lande, wo Äandel und Wandel 
stockten, die steigenden Kriegskosten, eingetretene Verluste an 
K»eeresgerät stellten dann vor Beginn des Feldzuges von 1760 
den König vor die Notwendigkeit, sich wiederum neue Einnahmen 
zu verschaffen. Es blieb ihm keine Wahl in den Mitteln. Er griff 
nunmehr entschieden zur Münzverschlechterung, nachdem bereits 
nach der Schlacht von Kolin aus dem königlichen Silberschatz minder¬ 
wertige Taler ausgeprägt worden waren. Die Ausprägung der 
Münzen war an Anternehmer vergeben, die dafür bestimmte Ab¬ 
gaben an den Staat, den sogenannten Schlagschatz, entrichten 
mußten. Dieser hatte im Jahre 1759 672 Millionen Taler gebracht, 
vom Februar bis November 1760 belief er sich auf 9 Millionen Taler, 
ein Mehrgewinn, der nur durch weitere Münzverschlechterung er¬ 
zielt werden konnte. Die Ausmünzung der von England gelieferten 
Gold- und Silberbarren hatte 1759 5 300000 Taler ergeben, 1760 
wurden 6312432 Taler daraus erzielt. 
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