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Salzburg — St. WoTfg-ang.
den ein Ensemble von Naturschönheiten, wie sie das menschliche
Auge in solcher Harmonie nur selten schaut.
Der Markt Mondsee besitzt eine nicht uninteressante geschicht¬
liche Vergangenheit. Nach dem »Chronicon lunae lácense« haben schon
die Römer hier gehaust und diese Colonie mit dem Namen Menen
(vom griechischen Mbezeichnet, welchem später die Namen
Mönsee, Moninsee (Mond im See), Monnsee und Mannsee folgten.
Dass hier ausschliesslich der Mond (altdeutsch man) die Bezeichnung
lieferte, ist zweifellos; ob aber die sichelförmige Gestalt des Sees,
die Anbetung dieses Gestirnes von Seite der Ureinwohner, irgend
eine Mondphase oder die im Folgenden erwähnte Sage — das
letztere ist kaum anzunehmen — zur Benennung die Veranlassung
gab, dürfte schwer zu entscheiden sein. Nachweisbar und durch
römische Leichensteine, die hier gefunden wurden, beurkundet
ist, dass das Thal schon zwischen 3o6 und 423 nach Christus
bewohnt war.
Die oben berührte Sage erzählt: Ein Herzog von Bayern
(wahrscheinlich Utilo) ritt mit seinem Gefolge in finsterer Nacht
zwischen jenen Bergen, durch welche jetzt die malerisch so schön
gelegene Strasse nach St. Gilgen führt, gegen jenen Ort zu, der
heute Scharfling genannt wird. Der Gegend unkundig und unfähig
in der herrschenden Dunkelheit den schlechten und steinigen Pfad
vor sich mit den Augen verfolgen zu können, wären die Reiter
beinahe in den See gestürzt, wenn nicht plötzlich die Wolken sich
getheilt und der Mond, seine Strahlen in die spiegelklaren Fluthen
tauchend, ihnen die Gefahr gezeigt hätte, in der sie geschwebt;
denn hart am Abgrund führte sie ihr Weg, und ein einziger Fehl¬
tritt hätte sie rettungslos dem sicheren Tode überliefert. In dank¬
barer Erinnerung belegte jener Herzog den See mit dem Namen
Mansee (Mondsee). — So die Sage, die jedoch offenbar viel später
entstanden ist, als die Benennung des Sees.
In Mondsee bestand seit dem Jahre 748 ein Benedictiner-
kloster, von dem bayrischen Herzoge Utilo II. im Jahre
gestiftet und von dessen Sohne und Nachfolger Tassilo bestätigt.
Während einer Periode von 1045 Jahren regierten daselbst 73 Aebte
mit stets wohlbesetztem Convente. Die ersten unter dem Abte
Oportunus in das Kloster eingetretenen 20 Mönche waren unmittelbar