Volltext: Von Waterloo bis Antwerpen [38]

Von vielen Seiten hat man mich nachdrücklich ersucht, 
die Konzerte aufrecht zu erhalten und dabei nur 
britische und — soweit als möglich — Künstler, die in 
unserer Stadt heimisch sind, zu beschäftigen, wie ich es 
immer getan habe. 
Von einer Seite wurde angeregt, daß die Werke 
klassischer deutscher Komponisten ausgeschlossen werden 
sollten. Das scheint mir wirklich ebenso töricht, als 
hätte man jeden Raffael oder Tizian in unseren Galerien 
zerstören oder wenigstens verhüllen wollen, falls Italien 
mit seinen bisherigen Verbündeten vom Dreibunde ge¬ 
gangen wäre. 
Ich habe sicher dem Gefühl häufig genug Ausdruck 
gegeben, daß die moderne Musik, Literatur und sogenannte 
Philosophie Deutschlands mir widerstrebt (is repuZrmnt 
to me). Aber ich habe niemals Gelegenheit 
gehabt zu sagen, daß sie mir deshalb so wider¬ 
strebt, weil sie mir stets als der Ausdruck eben 
des Geistes erschienen ist, der heute Europa 
verwüstet." 
Während der Anfang, namentlich der dritte Absatz, gesunden 
Menschenverstand und eine gewisse überlegene Ruhe zeigt, ist der 
Schluß gleichzeitig ein typisches Beispiel des englischen Cant und 
der kläglichen Lattung des deutschen Renegatentums. Mit 
heuchlerischem Augenaufschlag wird der rein ästhetischen und 
literarischen Abneigung gegen manche Auswüchse der neuesten 
Entwicklung auf geistigem Gebiet in Deutschland eine politische 
Grundlage gegeben und dem in englischer Oberflächlichkeit als — 
unausgesprochenes — Kennwort verwendeten Scheinbegriff des 
Militarismus angepaßt. Man beachte besonders die Perfidie, 
die in der Feststellung liegt, daß der Grund der Abneigung schon 
immer bestanden habe, aber bisher nicht zur Äußerung gekommen 
sei, während die Abneigung selbst, wie in einem Atem damit ver¬ 
sichert wird, schon früher vielfach ausgedrückt worden sei. Wahr¬ 
lich, ein Meisterstück in jeder Linsicht! 
Daß derartige Fälle — und die Beispiele ließen sich zu 
Dutzenden anführen — dem Engländer alles andere als Loch¬ 
achtung vor der deutschen Nationalität beibringen können, liegt 
auf der Land. Die fremde Nation bringt nach der Empfindung 
42
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.