Volltext: Von Waterloo bis Antwerpen [38]

In der ausgezeichneten Begrüßungsrede des einer der ältesten 
und angesehensten eingesessenen Familien angehörigen Lord-Mayors 
und in der höchst beifällig aufgenommenen Erwiderung des Bot¬ 
schafters wurde hüben und drüben der friedliche Wettbewerb und 
die Notwendigkeit enger Beziehungen der deutschen und der eng¬ 
lischen Landelswelt, des deutschen und des englischen Volkes nach¬ 
drücklich betont. 
Auch durch die vielgeschmähte und, wie oben gezeigt, arg 
verkannte Frauenstimmrechtsbewegung wird dem Verständnis auch 
des deutschen Auslandes vorgearbeitet. Der Grundgedanke, daß 
namentlich die Frau, die ihre eigene Erwerbstätigkeit hat und 
Steuern zahlt, auch bei der Verwendung des Staatsvermögens 
ein Wort mitzusprechen haben solle, gewinnt nicht nur, wie bereits 
hervorgehoben, in England selbst bei der Männerwelt immer 
mehr an Boden, sondern hat begonnen, ein einigendes Band um 
die Nationen des Erdballs zu schlingen. Auf den Frauenrechts¬ 
und Frauenstimmrechtskongreffen kommen die führenden englischen 
Frauen auch mit den deutschen Gesinnungsgenossinnen in nahe 
Berührung. And wenn es in England auch noch nicht so weit 
ist wie in den Vereinigten Staaten, wo die Frau so gut wie 
allein die Trägerin der Bildung und Gesittung ist, da das hastende 
Geschäfts- und Berufsleben die Gedankenwelt des Mannes völlig 
auszufüllen und aufzusaugen scheint, so ist doch der Einfluß der 
Frau im Leben und in der Gesittung des Engländers ein sehr 
bedeutender, und ihre Anschauungen können vielfach als ma߬ 
gebend gelten. 
Das trat auch bei dem dritten internationalen Listoriker- 
kongreß hervor, der im Frühjahr 1913 in London abgehalten 
wurde. Die Worte, die bei dem Festessen, das der Londoner 
Lyceumklub den Delegierten und anderen hervorragenden Mit¬ 
gliedern des Kongresses gab, zwischen der Vorsitzenden, Lady 
Kenyon, und Alrich von Wilamowitz, als dem Wortführer der 
Gäste, gewechselt wurden, schienen ungesucht und ungewollt ein 
Band zwischen den Gedanken der englischen Frauenwelt und den 
Vertretern des ausländischen Geisteslebens zu knüpfen, unter denen 
die Deutschen bei weitem am zahlreichsten auf dem Kongreß ver¬ 
treten waren. 
War doch dieser Londoner der unmittelbare Nachfolger eines 
Berliner Kongresses, und war doch die von den mehr als zwanzig 
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