Volltext: Das russische Orangebuch über den Kriegsausbruch mit der Türkei

Bruch mit der Türkei kommen zu lassen. Auch daraus er¬ 
hellt, daß die vorhergehenden Verhandlungen nicht die Bereit¬ 
willigkeit zu einem Verzicht des Zarenreiches auf die Erreichung 
des «erhabenen Zieles*12 bedeuteten, sondern gerade das Gegen¬ 
teil: Man wollte Zeit gewinnen, um sich der Verwirklichung 
des lang gehegten Traumes zu vergewissern. 
Alles in allem kommen wir also an der Hand der Doku¬ 
mente zu dem Schluß, daß das sogenannte Garantie-Angebot 
an die Türkei, auf das sich Sasonow noch heute berufen zu 
können glaubt, um die Behauptung, Rußland habe zur Ermög¬ 
lichung einer Besitzergreifung von Konstantinopel und den 
Meerengen den Krieg gewünscht, zu entkräften, ein ungeheurer 
Bluff war. Wie wir deutlich zu zeigen vermochten, haben 
wir es lediglich mit einer List zu tun, die darauf ausging, die 
Türkei von den Mittelmächten loszutrennen. Der eigentliche 
Sinn des ganzen Manövers, den wir oben dargetan haben, be¬ 
weist gerade aufs neue, daß man in Petersburg unablässig auf 
das «erhabene Ziel* losstrebte, wobei man allerdings aus be¬ 
greiflichen Gründen eine Zeitlang hoffte, auf einem einfacheren 
und weniger kostspieligen Wege hin zu gelangen, als ein Krieg 
es war, nämlich auf dem eines groß angelegten Betruges. 
Heute, wo unsere Kenntnis von den einschlägigen Vorgängen 
schon einigermaßen umfangreich ist, sollte man eigentlich nicht 
mehr den Versuch erwarten, die öffentliche Meinung in ähn¬ 
licher Weise irrezuführen, wie das 1914 nur allzu gut gelungen 
ist. Aber es gibt noch immer Kräfte, die sich einer Revision 
des Urteils über die Vorgeschichte des Weltkrieges widersetzen. 
Sie sehen selbst nicht, wie vergeblich ihr Bemühen ist, denn 
sie kämpfen dabei gegen eine auf die Dauer unbezwingbare 
Macht, die sie allerdings von jeher zu mißachten gewohnt 
waren: gegen die Wahrheit. 
12) Siehe Anmerkung 3. 
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