Volltext: Das russische Orangebuch über den Kriegsausbruch mit der Türkei

lieh. Entscheidend ist dabei der Hintergedanke, den man ver¬ 
folgte und über den uns unsere Telegramme sehr genauen 
Aufschluß erteilen. 
Am 10. August hatte nämlich nach einer Depesche Iswolskis 
zwischen dem Botschaftsrat der russischen Botschaft in Paris 
und dem Gehilfen des politischen Direktors im französischen 
Außenministerium, Ponceau, ein für die ganze Frage grund¬ 
legendes Gespräch stattgefunden, in dessen Verlauf letzterer 
die Meinung vertrat, die Türken suchten keineswegs Aben¬ 
teuer, glaubten aber an den Erfolg Deutschlands und befänden 
sich außerdem unter dem Druck der Furcht, „daß ein Sieg 
Rußlands über Deutschland zur Besitzergreifung der Meerengen 
durch uns (die Russen) führen könnte.“ „Ponceau nimmt an,“ 
so heißt es in dem Telegramm weiter, „daß man einerseits in Kon¬ 
stantinopel die Lage im wahren Lichte darstellen müßte, daß man 
aber andererseits die Türken beruhigen sollte, indem man ihnen 
einige Garantien hinsichtlich unserer (der russischen) Absichten 
gibt. Übrigens ist man hier so sehr von unserem Siege überzeugt, 
daß Ponceau zu verstehen gab, es wäre vielleicht vorteilhafter, 
die Türkei in das Lager unserer Gegner hineinzuziehen, um 
auf diese Weise ein Ende mit ihr machen zu können“ (22). 
Die französischen Ratschläge wurden dann, wie aus einer Draht¬ 
meldung Iswolskis vom 11. August hervorgeht, durch den 
Außenminister der Republik wiederholt. Er erklärt, „daß es 
sehr wünschenswert wäre, die Türkei zu beruhigen, indem wir 
(die Russen) ihr z. B. anbieten, die Integrität ihres Territoriums 
zu garantieren“. Der entscheidende Schlußsatz lautet dann: 
„Nach Doumergues Ansicht würde uns (die Russen) dies 
nicht weiter hindern, bei Beendigung des Krieges die 
Meerengenfrage in dem von uns gewünschten Sinne 
zu lösen“ (28). 
Hier haben wir in unzweideutiger Klarheit den Ursprung 
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