Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT DES POLNISCH-RUSSISCHEN KRIEGES 
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Ansprache bei der Errichtung des 
Ordens „Virtuti Militari“ 
Warschau, 22. Januar 1920 
Meine Herren! 
Den Tag der Einführung des Ordens „Virtuti Militari46 
habe ich mit dem Datum des Ausbruchs des JanuaraufStan¬ 
des verbunden. Ich habe es mit Absicht getan, und zwar 
um das Leben des modernen polnischen Soldaten mit allen 
Kämpfen der Vergangenheit zu verknüpfen, die um der 
Freiheit willen ausgefochten wurden. 
Wenn aber die Rede vom Jahr 1863 ist, kann und will 
ich mir nicht versagen, einige Bemerkungen auszusprechen, 
die in gewissem Grade mit meinen persönlichen Erlebnis¬ 
sen Zusammenhängen. 
Einer unserer großen Dichter hat behauptet, indem er 
von Polen aus der Zeit nach den Teilungen sprach: aus 
deinen Namen haben wir ein Gebet gemacht, das weint, 
und einen Blitz, der aufleuchtet. So sehr ich das Gebet 
achte, ob es weint oder fleht, so bin ich — und sicherlich 
auch Sie, meine Herren — der Meinung, daß es gerade 
die Sache des Soldaten ist, für das Vaterland den Blitz zu 
schaffen, der aufleuchtet, der aber auch, wenn es not tut, 
einschlagen kann. 
Wenn ich auch nur als Soldat daran denke und sogar 
einmal alle vaterländischen Gefühle aus dem Spiele lasse, 
so muß ich mich vor der riesigen soldatischen Anstrengung 
der Männer von 1863 verneigen. Schlecht bewaffnet und 
schlecht ernährt, haben sie anderthalb Jahre lang als Sol¬ 
daten im Kampf mit einem riesengroßen und damals sehr 
mächtigen Reiche standgehalten. Sie kämpften oft sogar
	        
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