|54
REDEN UND ARMEEBEFEHLE
Menschen und Parteien zu verwirklichen. Hier hat man
am wenigsten den anderen verdammt und außerhalb der
Volksgemeinschaft gestellt und nur sich selber das Vor¬
recht der Vaterlandsliebe und die Ausschließlichkeit zuge¬
schrieben, daß nur der eigene Weg zur Erlösung führt.
Hier konnte man mehr als anderswo gegenseitige Achtung
vor den unterschiedlichen Meinungen finden und dadurch
auch mehr Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Trug dazu die
große Vergangenheit Krakaus als der Hauptstadt Polens
in der Zeit seines höchsten Ruhms und seiner größten
Macht bei, oder die großen polnischen Namen und Geister,
die durch ihre Grabstätten gerade mit Krakau verbunden
sind? Oder schufen die freieren Daseinsbedingungen wäh¬
rend unserer Unfreiheit oder vielleicht auch alles das zu¬
sammen diejenigen Bedingungen, unter denen es am leich¬
testen war, redlich Eintracht zu halten und redlich sich zu
verständigen? Wenn nun heute hier in Krakau eindrucks¬
volle Stimmen laut werden, welche die Errettung aus den
schweren Krisen der Nachkriegszeit in der Eintracht und
der Einheit suchen, so bin ich überzeugt, sie werden einen
Ausdruck dafür finden, der den Erfordernissen der moder¬
nen, zivilisierten Gesellschaft entspricht, sie werden für die
anderen Teile des Vaterlandes Beispiele geben. In diesem
Sinne bringe ich meinen Trinkspruch zu Ehren Krakaus
dar: es lebe Krakau!