Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT DES POLNISCH-RUSSISCHEN KRIEGES 51 
schaft, die Kette als Zeichen Ihrer Würde und den Ring 
als Sinnbild Ihrer Vermählung mit der Hochschule. Quod 
felix, faustum, fortunatumque sit. 
Ansprache in Krakau über die Vereinigung 
der polnischen Wehrmacht 
19. Oktober 1919 
Ich wurde hierher zur großen Feier der Vereinigung der 
polnischen Wehrmacht eingeladen. Dieses Fest ist außer¬ 
gewöhnlich, schon hinsichtlich seiner Benennung. Wieso 
denn? Kann denn die Wehrmacht nicht vereinigt sein? 
Kann denn ein Staat bestehen, ohne ein einheitliches Heer 
zu besitzen? Mit wirklichem Schmerz suche ich nach einer 
Antwort auf diese Frage. Das Heer hat zwei feste Grund¬ 
lagen für sein tägliches Leben, Grundlagen, die jede Indi¬ 
vidualität außerordentlich einengen. Die eine ist der Be¬ 
fehl, welcher Gehorsam fordert; ohne ihn ist jede Wehr¬ 
macht ein Nichts und rascher Zersetzung unterworfen. Die 
andere ist der Dienst, der schwere, alltägliche Soldaten¬ 
dienst. 
Für wen wird aber dieser Dienst getan? Ich will der 
Wahrheit gerade ins Auge blicken und nicht verbergen, 
daß sich dieser Dienst nicht durch Gemeinplätze und un¬ 
klare Worte erfassen läßt. Man darf das Soldatenlos nicht 
beschönigen, indem man den Worten „Dienst fürs Vater¬ 
land44 oder „Dienst am Volke44 eine Bedeutung gibt, die 
eine persönliche oder individuelle Auffassung des Dienstes 
selbst zuläßt. Ich sage es also gerade heraus: der Soldat 
dient der Regierung, welche durch das Volk eingesetzt wor¬ 
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