Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT DES POLNISCH-RUSSISCHEN KRIEGES 
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ren keine eigentlichen Berufssoldaten, wir waren Freiwil¬ 
lige, wir waren Hitzköpfe. Der harte, alltägliche Soldaten¬ 
dienst war uns unbekannt. 
Wir besaßen einen großen Vorzug, den kein Heer kennt: 
dieser Vorzug war das lebendige Zusammenleben mit der 
ganzen Umgebung. Jeder Vorzug hat einen Fehler im Ge¬ 
folge; dieser Fehler, von dem ich zu Euch als meinen Ka¬ 
meraden offen sprechen will, ist auch in Euch allen vor¬ 
handen. Ob ich von denen spreche, die in der I. Brigade 
meinem Befehl unterstanden, oder von der Polnischen Mi¬ 
litärischen Organisation, der Fehler, dieser tief eingewur¬ 
zelte Fehler ist da. Dieser Fehler ist der Überfluß an jenem 
Vorzug, von dem ich vorhin gesprochen habe; er ist das 
Übermaß an persönlicher Initiative, er ist das rasche Rea¬ 
gieren auf jede einzelne Erscheinung in der Umgebung. 
Dieses Übermaß an Initiative und diese Empfindlichkeit 
gegen alles, was ringsum geschieht, ist ein Fehler, den der 
Soldat als Soldat nicht haben darf. 
Dieses Übermaß an Tugend, das zu einem Fehler wird, 
zu beseitigen, ist das Werk einer Erziehung durch jahre¬ 
langes Verbleiben beim Militär, das anders auf gebaut ist, 
als es Euch zuteil wurde. Um es deutlicher zu sagen, will 
ich den Ausspruch eines unserer Kameraden von der I. Bri¬ 
gade anführen, des Hauptmanns Olszyna: „Beim Militär 
muß ein bissei Ordnung herrschen.64 Dieses „bissei Ord¬ 
nung66, dieses ständige, alltägliche, in jedem Augenblick 
in der Seele, im Verhalten und im Umgang vorhandene 
„bissei Ordnung66 beim Militär, das Euch fehlt, muß Euch 
durch die Kameraden beigebracht werden, mit denen Ihr 
alle jetzt verbunden seid, durch die Kameraden, die in 
langen Jahren des Militärdienstes dieses „bissei Ordnung66 
in sich aufgenommen haben.
	        
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