Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

18 REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
gen, wenn schon nicht das Glück des Vaterlandes, so doch 
wenigstens seine Ehre zu verteidigen. 
Ein Jahr ist verflossen. Eine Art Soldat hat sich heraus¬ 
gebildet, die Polen bisher nicht kannte. Nicht Bravour, nicht 
soldatischer Firlefanz ist unser Merkmal, sondern diese 
seltsame Ruhe und dieses Gleichgewicht im Tun, ungeach¬ 
tet aller Widerstände, die uns begegnen. Aus einem jungen 
Burschen wird in unserem Lebenskreis sehr schnell ein 
ruhiger, gewiegter, alter Soldat, der auf eine lange, mühe¬ 
volle Arbeit vorbereitet ist und nicht wie Strohfeuer beim 
ersten besten Kampf verbrennt. 
Soldaten und Waffengefährten! Ein Jahr schwerer Ar¬ 
beit ist verflossen. Einer so schweren und mit so vielen 
Hemmungen beschwerten Arbeit, daß man sich wundern 
muß, wenn man sie in Betracht zieht, daß wir noch beste¬ 
hen, daß nicht schon längst die heimatlichen Wälder über 
uns ihre Trauerlieder flüstern, über uns polnische Solda¬ 
ten des großen Krieges von 1914/15. 
Auch jetzt sind wir, wie vor einem Jahr, nur Polens 
Kriegsavantgarde, auch seine sittliche Avantgarde, die die 
Fähigkeit besitzt, alles aufs Spiel zu setzen, wenn ein sol¬ 
ches Wagnis notwendig ist. 
Soldaten! Heute, nach einem Jahr Krieg und Mühen, 
tut es mir leid, daß ich Euch nicht zu großen Siegen be¬ 
glückwünschen kann; aber ich bin stolz darauf, daß ich 
Euch heute mit mehr Zuversicht als vor einem Jahr wie 
einst zurufen kann: Vorwärts, Jungens! Auf Tod oder Le¬ 
ben, auf Sieg oder Niederlage, geht hin, Polen mit kriegeri¬ 
schen Taten zur Auferstehung zu wecken! 
J. Pilsudski.
	        
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